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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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geteilt.«
    Barbara fragte sich, warum er sie dann nie dazu gebeten hatte, wenn er sich mit seinen Studenten und den anderen Professoren traf. Und wie hätte sie ihn an ihrem Leben teilhaben lassen können? »Weißt du, ich lerne hauptsächlich Menschen kennen, die andere quälen, vergewaltigen und umbringen. Und Menschen, die solche Menschen jagen.«
    »Du hättest nicht mehr Polizistin bleiben müssen – ich meine, offiziell bist du es ja gar nicht mehr. Aber es lässt dich einfach nicht los.«
    »Die alten Sprachen und die Geschichte lassen dich doch auch nicht los, oder? Es ist mein Job, und ich mache ihn sehr gut. Und trotz der Abscheu vor den schrecklichen Dingen, mit denen ich es zu tun habe, mache ich diesen Job gern. Er ist ein Teil von mir.«
    Thomas nickte. »Das weiß ich doch. Aber das treibt uns immer wieder auseinander, nicht wahr?«
    Ja, dachte Barbara, wir leben eigentlich in zwei verschiedenen Welten.
    »Als wir uns kennenlernten«, fuhr Thomas fort, »brauchtest du jemanden, der dich aus der Depression rettete und ich jemanden, der mich aus meiner Einsamkeit holte. Und solange ich so krank war, hatten wir einen gemeinsamen Feind: den Tod. Und jetzt?«
    Barbara zuckte hilflos die Schultern. Ihr war zum Weinen.
    »Möchtest du wirklich gehen, Barbara?«
    Jetzt weinte sie wirklich. Sie sah auf und merkte, dass auch er nicht mehr ganz Herr über seine Emotionen war. Er schluckte. »Meinst du, es wäre einen Versuch wert, unsere Ehe zu retten?«
    »Wie?«, fragte sie.
    »Würdest du mit mir zu einer Eheberatung gehen?«
    Barbara zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Augen. »Ja. Das sollten wir tun.« Sie schnäuzte die Nase. »Kannst du dich darum kümmern?«
    »Gleich morgen.« Er stellte die Teller ineinander. »Eins noch, Barbara. Ich habe Verständnis, wenn du weiterhin im Gästezimmer schläfst, solange noch nicht alles geklärt ist. Aber es wäre schön, wenn sich dein Leben ansonsten wieder mehr hier abspielen könnte.«
    An diesem Abend saßen sie zum ersten Mal wieder gemeinsam im Arbeitszimmer an ihren Computern, beide völlig in ihre jeweilige Arbeit vertieft. Thomas übersetzte Faksimiles einer mittelalterlichen Handschrift über die Anfänge der Zünfte, und Barbara schrieb ihren Bericht über Hirschfelds Aussagen zum Fall Herborn. Sie hatte das Skript der Vernehmung neben dem PC liegen, während sie ihre Kommentare dazu verfasste.
    Ich zog den Strick immer wieder fest um seinen Hals. Er strampelte und wehrte sich, und ich spürte, wie mein Glied steif wurde. Dann wurde er bewusstlos, und ich ließ den Strick rasch los. Er durfte nicht sofort sterben. Ich nahm das Messer und schnitt ihm die Pulsadern auf, längs, wie ich es gelesen hatte
.
    Der Anblick des quellenden Blutes verstärkte meine Erregung, das tat richtig weh. Aber ich tat alles, um sie zurückzuhalten, ich wollte es mir doch nicht vorzeitig verderben. Ich wollte noch mehr Blut fließen sehen. Da machte ich zwei tiefe Schnitte in beide Oberschenkel. Er wurde wach von den Schmerzen, und ich begann ihn wieder zu würgen. Und das Blut floss. Das war unglaublich, wie es quoll und pumpte. Ich konnte gerade noch meine Hose öffnen, dann spritzte ich ab. Ich lag eine Weile über ihm, bis ich spürte, dass er wieder zu sich kam. Das war aber nur kurz, denn er hatte schon zu viel Blut verloren. Ich spürte, wie das Leben aus ihm wich, und das erregte mich wieder neu
.
    Dann schleppte ich die Leiche mit einiger Mühe in die Lücke zwischen den beiden Gebäuden und rückte ein paar kaputte Paletten davor. Die blutigen Handschuhe und meinen Pullover warf ich ebenfalls dorthin. Später habe ich sie geholt, damit sie niemand findet. Auch da hatte ich wieder einen Steifen. Und später noch oft, wenn ich den blutigen Pullover hervorholte
.
    Sie dachte an die Souvenirs, die er sich von den Tatorten mitgebracht hatte und die mittlerweile alle in seiner Wohnung gefunden worden waren. Der Pullover mit Herborns Blut gehörte dazu, ein Herrentaschentuch, das er in Rebecca Langhorns Blut getaucht hatte, ein Kettchen von Fatma, ebenfalls blutverkrustet, der altmodische Ring der alten Frau Koslinski, Julias kleines Jäckchen, ebenfalls voller Blut, und ein dreihundert Gramm schwerer Hammer, an dem man Erdspuren und Gewebe der immer noch nicht identifizierten Prostituierten gefunden hatte. In allen bisherigen Gesprächen hatte Hirschfeld nie gestockt oder ein Anzeichen von Reue gezeigt, keine Nervosität, nichts. Lediglich sexuelle Erregung,

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