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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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gestört hat, war, dass er immer das Licht anhaben wollte und es auch nie unter der Decke machen wollte. Ich habe vorher auch immer so richtig gestrippt für ihn. Das war nicht leicht für mich, schauen Sie mich doch an!«
    »Nun, es gibt Männer, die auf dickere Frauen stehen.«
    »Nein, er nicht«, Ellen Zeiss blickte zu Boden, und Barbara konnte noch spüren, wie sehr es sie verletzt hatte. »Manchmal stritten wir uns, und dann nannte er mich eine fette Kuh, die froh sein sollte, dass er sie überhaupt anfasst.«
    »Sie sollten immer daran denken, wer Ihnen das gesagt hat, und es dann abhaken, Frau Zeiss.«
    Ellen Zeiss nickte traurig. Barbara fragte noch einmal nach. »Aber der Sex an sich, der war weitgehend normal? Oder hat er Sie geschlagen, gewürgt oder so etwas?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Ellen Zeiss war wirklich empört. »So etwas hätte ich nie mitgemacht. Es war alles absolut normal. Vielleicht ein bisschen sehr kurz. Er wollte immer schnell fertig werden.«
    »Also war es nicht gerade die Erfüllung?«
    Ellen Zeiss antwortete nicht, aber Barbara konnte ihr ansehen, was sie dachte. Eine Frau wie sie durfte nicht wählerisch sein.
    Barbara hätte ihr gern gesagt, wie falsch sie damit lag. »Und die Trennung?«
    »Eigentlich gab es keine. Er kam einfach nicht mehr. Und er machte nicht auf, wenn ich klingelte. Als es ihm dann zu viel wurde, sagte er, er wolle mich nicht mehr sehen, und das war’s dann.« Sie spielte an dem dicken Ring an ihrem Finger. »Da hat er angefangen zu morden, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Barbara knapp. »Aber in den Monaten vorher haben Sie ihn doch ganz gut kennen gelernt. Was machte er so den ganzen Tag?«
    »Ich habe keine Ahnung. Manchmal ging er in die Kneipe einen Block weiter, das weiß ich, da hat er mich sogar mal mit hingenommen, aber ich mochte das nicht. Da stehen nur Männer an der Theke und erzählen schmutzige Witze, und besonders sauber fand ich es da auch nicht. Aber was er so den Tag über machte? Ich gehe morgens putzen, da muss ich früh raus, so um halb sechs. Wenn ich um zwei nach Hause kam, war er meistens nicht da. Ich hab dann Essen gemacht und auf ihn gewartet. Die meiste Zeit kam er so um fünf. Später, nach unserer Trennung, ist er auch oft erst um sieben oder acht nach Hause gekommen.« Sie deutete zur Decke. »Das ist ein hellhöriges Haus, ich wusste genau, wann er da war.«
    »Und er hat Ihnen nie erzählt, was er den ganzen Tag so tat?«
    Ellen Zeiss schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn mal danach gefragt, da sagte er, das ginge mich nichts an, und wir hatten einen bösen Streit.«
    Es klingelte an der Tür, Jakubian und Klasen waren mit ihrer Runde fertig. Ellen Zeiss bat die beiden herein und bot ihnen einen Kaffee an. Amüsiert bemerkte Barbara, wie die Zeiss Jakubian anhimmelte. Barbara versuchte, ihn mit ihren Augen zu sehen. Der große, starke Mann, dachte Barbara, ein gewinnendes Lächeln und ein gut sitzender Anzug. Jakubian machte etwas her.
    Über ein paar von Hirschfelds Gewohnheiten hatten die beiden noch mehr herausgekriegt und wollten von Ellen wissen, ob sie das bestätigen könne. Aber Ellen hatte nie erfahren, dass er den Studentinnen von Gegenüber so lange mit dem Fernglas ins Zimmer gespäht hatte, bis sie schließlich Jalousien angebracht hatten. Auch, dass er eine Weile kurz nach seiner Frühpensionierung täglich das Halteverbot vor dem Laden gegenüber beobachtet hatte, um Verstöße regelmäßig dem Ordnungsamt zu melden, war ihr nicht bekannt.
    »Er war ein richtiger Stinkstiefel«, sagte sie, als die drei sich verabschiedeten. »Ich weiß gar nicht, was ich an dem gefunden habe.«
    »Sie waren einsam«, sagte Jakubian und sah ihr in die Augen. »Sie sollten eine Möglichkeit finden, mehr unter Leute zu kommen, dann ist die Auswahl größer und Sie müssen nicht den Erstbesten nehmen, so einen wie Hirschfeld.«
    Barbara sah, dass Ellen rot wurde. »Ja, das sollte ich wohl tun, Herr Jakubian.«
    »Vielen Dank für das offene Gespräch, Frau Zeiss.« Auch Barbara und Jost Klasen verabschiedeten sich.
    Unten auf der Straße meinte Barbara: »Irgendwo im nächsten Häuserblock muss es eine Kneipe geben, die Hirschfeld regelmäßig besuchte.«
    Jakubian zog sein Jackett aus und drückte es Barbara in die Hand. Dann folgten die Autoschlüssel. »Klasen und ich gehen mal ein Bierchen trinken.«
    Die verblüffte Barbara seufzte und ging mit der Jacke zum Auto.
    Eine halbe Stunde später waren die beiden zurück. Diese

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