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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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In allen Berichten, die Frau Dr. Hielmann-Pross bisher geliefert hat, steht nur sehr wenig darüber, wie er sich seine Opfer griff.«
    »Aber da können wir noch einmal nachhaken, wenn alle Morde Thema waren«, meinte Barbara. Sie ärgerte sich selbst darüber, dass sie Hirschfeld dazu so wenig entlockt hatte. Ihre Priorität waren die Morde selbst gewesen.
    »Sie haben doch ohnehin viel zu wenig Zeit für die Befragungen«, sagte Roters. »Oder warum haben Sie die Verlegung in die Forensik noch einmal aufgeschoben?« Er sah Jakubian direkt an. »Das alles geht zu langsam, Herr Jakubian. Als Sie sich gegen die S-Bahn-Befragungen ausgesprochen haben, habe ich Sie aufgefordert, eine ähnlich öffentlichkeitswirksame Aktion zu entwickeln, damit wir uns der Bevölkerung aktiv und entschlossen präsentieren können. Aber Sie haben keinen akzeptablen Vorschlag gemacht. Momentan läuft einfach zu viel hinter den Kulissen.«
    »Bei Serienmord ist es besser, wenn die Öffentlichkeit …,« setzte Jakubian an, doch Roters unterbrach ihn. »Es geht hier nicht darum, möglichst wenig Details an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden, Herr Jakubian. Erinnern Sie sich? Wir haben den Täter bereits, und er hat gestanden. Und jetzt wollen wir ein paar Zeugenaussagen, die den Prozess interessanter machen.«
    Die Polizisten im Raum sahen sich an. »Sie haben es gehört. Wer organisiert das?«, fragte Jakubian.
    Kramer meldete sich freiwillig. »Je eher wir das durchziehen, desto eher können wir wieder richtig arbeiten«, murmelte er.
    »Gut.« Jakubian sah Heyer an. »Sorgen Sie bitte dafür, dass alle verfügbaren Leute morgen Früh um acht hier sind, sie werden dann eingeteilt. Und wir müssen die Bundespolizei noch informieren, vielleicht sollten die auch ein paar Leute schicken, damit alles korrekt zugeht.«
    Roters verabschiedete sich.
    »Das ist doch völlig bescheuert!«, ereiferte sich Sven.
    »Glauben Sie mir, Heyer, Roters selbst ist auch nicht glücklich darüber, auch wenn er so tut, als sei die Staatsanwaltschaft ein Hort der Harmonie.« Jakubian sah Barbara an. »Nutzen wir die Zeit heute noch. Kommst du mit, Barbara?«
    »Wohin?«
    »Ich dachte, zur Abwechslung hättest Du vielleicht Lust auf Klinkenputzen in Hirschfelds Nachbarschaft.«
    »Wurde das nicht schon längst getan?«
    Jakubian lachte. »Ich habe es falsch ausgedrückt. Wir wischen sozusagen nach. Es gibt da eine Frau, die eine Beziehung mit ihm hatte. Und ein paar junge Mädchen, die sich von Hirschfelds Spannerei belästigt fühlten. Ich dachte, wir nehmen Jost Klasen mit, der hängt hier nur über den Akten, am Computer und am Telefon. Wen willst du übernehmen?«
    »Die Frau. Mir sagt sie vielleicht mehr als einem Mann.«
    »Gut. Die Mädchen also für uns.« Er zwinkerte ihr zu.
    Kurze Zeit später saß Barbara in einem kitschigen Wohnzimmer voller Teddies und Porzellanpuppen aus den Kaufkanälen des Fernsehens.
    »Wie lange waren Sie mit ihm zusammen?«, fragte Barbara.
    »Tja, zusammen würde ich das nun nicht gerade nennen. Wir haben ein paarmal Kaffee zusammen getrunken und ich habe ihm ne Weile Essen gekocht. Und – nun ja, Sie wissen schon …« Ellen Zeiss war eine dicke Blondine, die Caprihosen und ein viel zu enges Shirt trug. Alles an ihr war eine Spur zu grell: der Lippenstift zu dunkel, das kurze T-Shirt zu rosa und die Schuhe, über die die Füße sichtbar herausquollen, zu zierlich. Barbara kannte den Typ: all die warmherzigen, mütterlichen Frauen, die sich verzweifelt nach Liebe sehnen und sich dann von einem wie Hirschfeld ausnutzen lassen.
    »Wie lange ging das?«
    »Nur drei Monate etwa, vielleicht ein wenig länger. Ich hatte ihn Silvester zu mir eingeladen, weil ich ja wusste, dass er genauso allein ist wie ich. Zu Ende war es dann … – also Ostern 2004 habe ich auf jeden Fall wieder allein verbracht.«
    Er hat etwas Besseres gefunden im Frühjahr 2004, dachte Barbara, Hirschfeld hat zu morden begonnen.
    »Entschuldigen Sie, Frau Zeiss, wenn ich Ihnen ein paar sehr persönliche Fragen stellen muss, aber für uns ist jedes Detail über Hirschfeld wichtig. Wenn Sie miteinander schliefen, hatte er da bestimmte Vorlieben?«
    »Sie meinen, ob er pervers war?«
    Barbara lächelte. »Ganz so drastisch würde ich es nicht ausdrücken.«
    Ellen Zeiss wurde ein wenig rot und presste ihre massigen Schenkel zusammen, als wolle sie es nachträglich rückgängig machen. »Also, was mich am meisten

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