Blutleer
einem
Rheinblitz
-Reporter aus Essen. Ich meine, der arbeitet in Düsseldorf, wohnt aber in Essen.«
»Name?«
»Kalle Wendt.«
Die DVD war fertig, Barbara gab sie und einen Zettel mit dem Namen
Kalle Wendt
an einen Beamten, der gerade an dem Ü-Wagen vorbeiging. »Auf der DVD ist eine Passage mit einem Mann, vom dem wir schnellstens ein Videoprint für eine Fahndung brauchen. Es ist vermutlich der Mann mit dem Krähenfuß.« Sie erklärte ihm noch, welche Bewandtnis es mit Kalle Wendt hatte und kletterte wieder in den Bus.
»Ihre Bilder haben uns bei unseren Ermittlungen sehr geholfen, Herr Gonschorek«, sagte sie.
»Immer zu Diensten.« Gonzo lächelte abwesend und hantierte mit seinem Handy.
»Ich hoffe, dass sie auch ne Menge Kohle bringen werden.«
Das Band lief weiter: Die Leute wurden wieder zurückgedrängt, und Gonschorek, der vorher nicht mit nach vorn gegangen war, stand offensichtlich fest wie ein Fels in der Brandung.
Barbara spürte, wie Gonschorek sich über sie beugte, um einen besseren Blick auf den Monitor zu haben. Er roch nach Schweiß und Knoblauch. »Spitzenbilder!«, zischte er in sein Handy. »Der Preis hat sich gerade verdoppelt.«
Man konnte sehen, wie Barbara an den Bus herantrat, wie Jakubian seine Waffe zog und sich auf sie stürzte, wie die Schüsse die Scheibe durchschlugen und ein Teil von Hirschfelds Gehirn durch den Wagen spritzte. Dann Jakubians Ruf und ein blitzschneller Schwenk zum Dach der Sparkasse, wo man ganz kurz den Schützen sehen konnte, der sein Gewehr wegwarf und floh.
»Wow«, sagte der Techniker anerkennend. »Ich wette, das hat niemand.« Dann wandte er sich grinsend an Gonschorek. »Schade, dass das meiste nicht sendefähig ist. Zu viel Splatter.«
»Werden wir noch sehen.«
Der Film war gerade beim Schwenk über Jakubians Schulter auf Hirschfelds Gesicht mit dem Einschussloch und dem weggeplatzten Hinterkopf, dann drehte Jakubian sich um, die Kamera fiel und alles war schwarz.
Gonschorek steckte sein Handy ein und griff nach den Resten seiner Kamera. »Die bezahlt ihr mir. Plus Arbeitsausfall. Plus …«
»Ziehen Sie noch eine Kopie«, wies Barbara den Techniker an. Zu Gonschorek gewandt sagte sie: »Dann stellt Herr Jakubian am besten mal alles hier sicher. Kamera und Band. Als Beweismittel!«
Gonschorek kniff die Lippen zusammen. »Ich hätte da noch was«, meinte er in einer Mischung aus Verlegenheit und Dreistigkeit. »Mir wird es immer langweilig bei solchen Aktionen wie dem Warten auf den großen Moment vor dem Gefängnis.«
»Und?«
»Und dann drehe ich halt immer mal ein bisschen. Kann ich ja wieder überspielen.«
Barbara hob die Brauen. »Das heißt, Sie haben Ihre Kollegen in den letzten Tagen vor dem Knast gefilmt?«
»Nicht nur die. Sie zum Beispiel auch, wenn Sie zu Hirschfeld gingen.« Er zerrte ein Band aus seiner Rangerjacke. »Vielleicht ist da ja noch was für Sie drauf.«
Barbara wollte nach den Kassetten greifen, aber Gonzo zog sie weg. »Material ist teuer.«
»Wir können gleich hier kopieren.« Barbara sah den Techniker an und der nickte.
Gonzo fixierte sie. »Ihr zieht euch eine Kopie und ich nehm auch das Band mit dem Schuss wieder mit. Keine Beschlagnahme.«
»Die Bilder mit dem Schuss wird doch ohnehin niemand senden. Zu blutig.«
»Machen Sie Ihren Job, und lassen Sie mich meinen machen. Was man sendet, kann man immer noch überlegen. Aber erst mal muss man es haben, klar?«
Barbara zögerte einen Moment. »In Ordnung!«, sagte sie dann. Sie bekam das Band mit Gonschoreks Schnittbildern zum Kopieren, und noch während die Rekorder liefen, zerrte der Videogeier seine Aufnahme von Hirschfelds zerplatzendem Kopf aus der Maschine, kletterte aus dem Wagen und tigerte mit dem Handy am Ohr hinüber zum RTL-Übertragungswagen.
Barbara sah auf ihre Uhr und erschrak. Viertel nach vier. Vor einer Viertelstunde hätte sie in Düsseldorf sein müssen zur ersten Sitzung ihrer Eheberatung. »Oh, Scheiße!« Sie nahm ihr Handy und wählte Thomas’ Handynummer. Die Mailbox meldete sich. Er hatte es ausgeschaltet. Barbara sprach nicht auf die Box. Jetzt war sowieso alles zu spät.
Mit einer DVD von Gonschoreks gesamtem Material ging sie zurück ins Gebäude. Dort verglichen gerade Patrick Linssen und Kramer das Bild, das Gonschorek von dem möglichen Helfershelfer gemacht hatte, mit den Fotos aus den Digitalkameras der Fotoreporter.
»Hier, das könnte er sein.« Linssen zeigte auf einen Mann in einem braunkarierten
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