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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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der Faust auf den Tisch, dass die Akten darauf tanzten. »Wir haben vier Tage, um etwas zu finden. Eine kleine Chance haben wir, denn wir wissen, wo ungefähr Julia Janicek ermordet wurde. Vielleicht gibt der Tatort noch Spuren her. Sagt allen Bescheid, wir treffen uns noch heute Abend zu einer Besprechung, dann werde ich die Aufgaben verteilen.«
    Der Raum leerte sich. Heyer hatte noch irgendwo im Haus etwas zu erledigen, Roters verabschiedete sich, man konnte ihm ansehen, dass ihm bei Jakubians Aktion mulmig zumute war. Auch Barbara wollte gehen, aber Jakubian hielt sie zurück. »War heute nicht der Eheberatungstermin?«
    »Ja. Aber das hier war wichtiger.«
    Jakubians Blick sagte etwas anderes. Barbara spürte, dass sie ein wenig wütend wurde. Sie hatten einen Abend zusammen in Heinz’ Küche verbracht, und er bildete sich ein, ihr sagen zu können, was sie tun sollte?
    Sie tippte auf die Akten. »Dir ist klar, dass du hiermit einen großen Bock geschossen hast? Wenn wir uns sofort damit befasst hätten, wären wir Hirschfeld vielleicht auf die Schliche gekommen. Wir haben nur wenig Zeit, diesen Täter zu finden. Er wird eine Weile stillhalten, aber dann muss er wieder töten. Und ich sage dir aus eigener Erfahrung, es lebt sich nicht gut mit dem Wissen, Mitschuld am Tod des nächsten Opfers zu haben.«
    »Lass die Vorwürfe, Barbara. Das kann ich ganz gut allein.« Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Jetzt müssen wir Schadensbegrenzung betreiben.«
    »Du hast in dem vollen Wissen, dass möglicherweise ein Serienmörder frei herumläuft, diese ganze Aktion angezettelt. Aber in drei bis vier Tagen werden wir ihn nicht haben. Die Soko wird aufgelöst, und er wird weitermachen.« Barbara war immer noch fassungslos.
    »Ich brauche diese Zeit nur, um nachzuweisen, dass Hirschfeld nicht der Täter war, mehr nicht. Davon müssen wir die Staatsanwaltschaft und meine Vorgesetzten überzeugen.«
    »Du spielst Russisch Roulette.«
    »Es ist mein Kopf. Von dir will ich wissen, ob alle diese Fälle wirklich von einem Täter und wenn, ob von unserem Täter begangen wurden.«
    »Und du willst das bis heute Abend zur Besprechung.«
    Er nickte.
    Barbara dachte an Thomas und die Eheberatung und sah auf die Uhr. Jetzt war es wirklich zu spät. Sie stand seufzend auf. »Ich muss versuchen, mit Thomas zu reden. Im Gegensatz zu dir habe ich ein Privatleben.«
    Jakubian sagte nichts dazu, sah sie nur an. Er versuchte zwar nach außen ruhig und souverän zu erscheinen, doch Barbara konnte seine Verzweiflung spüren. »Ich nehme die Akten mit. Bis heute Abend um acht.«
    Mit einem mulmigen Gefühl fuhr Barbara nach Kaiserswerth. Sie hatte sich zwar geschworen, die Villa nicht mehr zu betreten, bis Katharina sie verlassen hatte, aber dass sie ausgerechnet den ersten Termin der Eheberatung geschmissen hatte, tat ihr unendlich Leid, und sie fühlte sich verpflichtet, es Thomas persönlich zu erklären. Die Akten neben ihr auf dem Beifahrersitz lagen ihr ebenfalls schwer im Magen. Barbara hoffte fast, dass Thomas vielleicht wie so oft nicht zu Hause wäre, doch er arbeitete.
    »Thomas, bitte entschuldige.«
    »Ich habe im Fernsehen gesehen, was passiert ist.« Kein weiterer Kommentar, kein Vorwurf, nichts.
    »Das Schlimmste ist, dass Hirschfeld möglicherweise nicht der Täter war.« Je öfter sie das dachte und sagte, desto klarer wurde ihr, dass sie längst davon überzeugt war, dass ein äußerst gefährlicher Serienmörder frei herumlief.
    »Das bedeutet, es geht jetzt erst richtig los mit eurer Jagd«, stellte Thomas nüchtern fest. Er wollte Barbara die Akten abnehmen, aber sie ließ ihn nicht. »Haben wir noch Zeit, etwas miteinander zu essen?«, fragte er.
    »Ich wollte dir eigentlich nur erklären, warum ich nicht gekommen bin. Ansonsten gilt, was ich vorgestern gesagt habe. Solange Katharina hier ist, werde ich nicht hier bleiben. Auch nicht, um zu essen.«
    Thomas seufzte. »Versteh doch, ich kann sie nicht einfach …«
    »Was willst du, Thomas? Willst du, dass sie hier ist?«
    »Nein. Aber …«
    »Was aber?« Barbara war entschlossen, ihm keine Möglichkeit zu geben, ihr auszuweichen.
    »Ich bringe es nicht fertig. Immer, wenn ich sie darauf anspreche, fängt sie an zu weinen. Sie hat große Angst, was mit ihr in der Psychiatrie passieren wird.«
    »Soll ich es für dich tun?«
    Thomas sah sie erschrocken an.
    »Sag mir, du willst, dass sie geht, dann helfe ich dir.«
    »Und wenn ich das nicht sage, dann gehst du

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