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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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freizuhalten, damit der Transporter in den Gefängnishof fahren konnte. »Was ist denn das für ein Wagen?«, murmelte Jakubian, der als Einziger groß genug war, um ihn aus der Entfernung sehen zu können.
    »Was ist denn mit dem Wagen?«, wollte Barbara wissen.
    »Das ist jedenfalls kein üblicher Gefangenentransporter!«
    Der größte Teil der versammelten Menge waren Medienleute, sie trugen Video-und Fotokameras oder Mikrofone in der Hand. Hinter den Fernsehteams hielten die Tonmänner ihre Angelmikrofone über ihre Leute. Hinzu kamen ein paar Schaulustige, die den Auflauf wohl beim morgendlichen Einkaufsbummel auf Duisburgs Königsstraße mitbekommen hatten und wissen wollten, was da wohl los sei.
    »Wir sollten hier alles räumen lassen«, meinte Sven, der zu ihnen gestoßen war.
    »Ja, sollten wir«, knurrte Jakubian. »Aber das können wir uns nicht leisten.« Er zückte jedoch sein Handy und forderte Verstärkung an. Dann gab er der Gefängnisleitung die Anweisung, mit der Verlegung auf sie zu warten, damit sie noch mit Hirschfeld sprechen konnten. Außerdem sollte der Transporter keineswegs losfahren, solange die Verstärkung noch nicht eingetroffen war. »Ein Transporter ist unterwegs, der andere in Reparatur. Jetzt haben wir einen Wagen, in dem jeder Hirschfeld sehen kann.«
    »Warum haben sie keinen aus einer anderen JVA angefordert?«, fragte Barbara.
    »Man hält ihn nicht für so gefährlich«, schnaubte Jakubian wütend.
    Sie näherten sich der Meute. Pressesprecher Torsten Mende stand ein wenig verloren seitlich des Eingangs und wurde von einigen Fernsehteams bedrängt. Als Jakubian sich den Weg durch die Reporter bahnte und so auch für Barbara und Sven eine Bresche schlug, schwenkten die Kameraleute sofort auf ihn. Er überragte die meisten hier deutlich und hatte auch in der Vergangenheit schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
    »Es wird hier nichts zu sehen geben«, sagte er in ein hingehaltenes Mikro. »Die Verlegung des Gefangenen zur forensischen Begutachtung ist Routine für die Vorbereitung des Verfahrens.«
    »Wann wird Anklage erhoben, Herr Jakubian?«, kam eine Frage von irgendwo hinter dem Wald von Mikrofonen.
    »Fragen Sie das Staatsanwalt Roters.«
    Doch dann war Jakubian plötzlich nicht mehr von Interesse, denn das Tor öffnete sich wieder langsam. Barbara, Heyer und Jakubian sahen sich an. Da war etwas gründlich schief gegangen, Jakubians Anweisung, zu warten, war nicht angekommen oder missachtet worden Der Transporter fuhr im Schritttempo heraus, und Barbara konnte einen kurzen Blick auf Hirschfeld werfen. Wie vorauszusehen, versteckte er sich nicht, sondern drückte sich an dem vergitterten Fenster die Nase platt.
    Die Fotografen und Kameraleute stürmten auf den Bus zu, und den Uniformierten gelang es nicht, sie zurückzuhalten. Mindestens drei von ihnen kamen ganz nah heran, hinter sich ihre Tonleute, und konnten Bilder von Hirschfeld in dem langsam rollenden Fahrzeug schießen.
    Der Kleinbus stand. Jetzt kam endlich die Verstärkung. Mit gemeinsamen Kräften gelang es, alle hinter eine imaginäre Linie zu bringen.
    Plötzlich fiel Barbara auf, dass der Bus schief stand. Sie kam näher heran und sah die Bescherung. »Ruben«, rief sie Jakubian zu, der sich gerade eine leise, aber heftige Auseinandersetzung mit dem Fahrer des Transporters durch das Fenster der Beifahrerseite lieferte. »Das rechte Hinterrad ist platt!«
    Jakubian trat einen Schritt zurück und sah die Bescherung. Ein Krähenfuß, eine Art Kralle, messerscharfe Spitzen, die in ein flexibles Band eingelassen waren, lag hinter dem Reifen und hatte ihn auf einer Länge von dreißig Zentimetern aufgeschlitzt. Barbara sah, wie Jakubian sich umblickte, blitzschnell unter seine Jacke griff, und dann geschah etwas, was sie für den Rest ihres Lebens von der Ansicht heilte, er wäre ein gemütlicher Bär.
    »Alle runter!!«, hörte sie seinen Befehl, dann flog er schon durch die Luft, um sie zu Boden zu reißen. Mehrere Schüsse fielen, Glas splitterte, Gitter bogen sich auseinander, Blut spritzte. Dann war für einen Moment alles still.
    »Heyer! Die Bank. Der Kerl muss in der Sparkasse sein!«, schrie Jakubian in die Stille hinein.
    Im nächsten Moment brach der Tumult los. Reporter kreischten ihren Kameramännern und Fotografen Anweisungen zu. Vereinzelt konnte man Uniformierte hören, die die Anwesenden zur Ruhe mahnten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jakubian Barbara.
    »Wenn du wieder von mir runtergehst und

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