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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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damit abgleichen. Und die Zeugenaussagen.«
    Im Hintergrund seufzte Kramer. »Von Männern im Mantel war ziemlich häufig die Rede.«
    »Dann an die Arbeit.« Jakubian versuchte, motivierend zu klingen. »Gehen Sie alle Aussagen der Zeugen noch mal durch und laden Sie sie wenn nötig wieder ein. Klasen, nehmen Sie sich zwei Kollegen und sehen Sie die Eisenbahnfotos, auf denen Personen sind, nochmals durch. Alle, auf denen Männer mit Mänteln sind, werden wir den Zeugen noch mal vorlegen. Heyer, Sie und Ihr Team bearbeiten weiter den Hirschfeld-Mord. Es kann ja immer noch nicht ausgeschlossen werden, dass unser Mörder dahintersteckt.«
    Er wandte sich an Roters. »Ich denke, jetzt können Sie Ihren Kollegen mitteilen, dass Hirschfeld definitiv nicht der Mörder war.«
    Roters nickte. Er sah nicht weniger unglücklich aus als zuvor und verabschiedete sich rasch.
    »Wenn die Sache öffentlich hochkocht, wird er der Sündenbock sein, oder?«, fragte Barbara.
    Jakubian nickte. »Dabei hat er es am wenigsten verdient.«
    Barbara folgte ihm in sein Büro.
    »Wir sollten uns schleunigst um die alten Fälle kümmern. Da setze ich LKA-Leute drauf an. Vielleicht hat doch jemand etwas gesehen. Und dann ist da ja noch der mögliche Auslöser!« Er griff zum Telefon. Und wirklich, im LKA war man fündig geworden.
    »Oktober 2003«, sagte Jakubian, als er auflegte. Er sah auf seine Notizen. »Nicole Giesen, sechsundzwanzig Jahre alt, eins sechzig groß, blond, schlank, hübsch, fuhr regelmäßig S-Bahn. Wurde in der Nähe eines Bahngeländes in Essen gefunden. Ihr Exfreund sitzt deswegen, es war ein Indizienprozess, und er hat immer seine Unschuld beteuert.« Er lehnte sich zurück. »Ich lasse alle Beweise dem LKA-Labor überstellen, die Akten bekommen wir morgen.« Er sah Barbaras nachdenkliches Gesicht. »Woran denkst du?«
    »Essen. Die Prostituierte.«
    »Die kommen da nicht weiter. Vielleicht stammte sie ja gar nicht aus Essen und Hirschfeld hat das nur gedacht.«
    »Aber wir haben jetzt ein Foto – ein schlechtes zwar, aber immerhin.« Sie stockte. »Wenn die Essener nicht weiterkommen, gäbe es da jemanden, der das herausfinden kann. Wenn einer herausbekommen kann, woher die Tote stammte, dann ist er es.«
    »Von wem bitte redest du?«, fragte Jakubian verwirrt.
    »Iskender Özay. Ein Privatschnüffler.« Sie lächelte. »Ein Freund.«
    Jakubian sah sie halb entsetzt, halb neugierig an. »Barbara, wir können doch nicht …« Das klang nicht gerade nachdrücklich.
    »Ruben, Essen liefert seit fünf Wochen keine Ergebnisse. Jetzt wäre es mal Zeit für ungewöhnliche Methoden.«
    »Und wer soll ihn bezahlen?«
    »Sag bloß, du hast keinen kleinen geheimen Informantentopf?«
    »Ja, schon.« Er wand sich ein bisschen. »Aber für einen Privatdetektiv!«
    »Ich werde ihn bezahlen.«
    Jakubian runzelte die Stirn. »Du willst dein eigenes Geld dafür ausgeben?«
    »Nein, du wirst es ausgeben. Von mir nimmt er nämlich nichts. Wie gesagt, er ist ein Freund.« Sie lächelte Jakubian an. »Ruben, mein Mann ist Millionär, wir haben keinen Ehevertrag, und sein Geld ist mein Geld. Du solltest keine Skrupel haben.« Ich habe auch keine, fügte sie in Gedanken hinzu und wunderte sich gleich darüber. Sie hatte sich in all den Jahren mit Thomas nur schwer an die Tatsache gewöhnen können, steinreich zu sein. Für sie war es immer Thomas’ Geld geblieben. Jetzt gab sie es für eine halbillegale Aktion aus? »Nun?«, fragte sie Jakubian.
    Der atmete tief durch. »Wir müssen jemanden finden, der die Prostituierte kannte. Ruf den Schnüffler an.«
    Sie trafen Özay abends bei Heinz – hier war der letzte Ort, an dem irgendjemand dieses kleine konspirative Treffen beobachten konnte. Doch die Situation hatte so gar nichts von einer geheimen Verschwörung. Sie saßen um Heinz’ gutbürgerlichen Küchentisch, jeder ein Glas Wasser vor sich. Barbara erklärte Özay die Situation – nicht ohne ihm immer wieder einzuschärfen, dass nichts, aber auch gar nichts davon in die Presse gehörte. Schließlich arbeitete Özay auch als freier Journalist – ein Presseausweis konnte manche Türen öffnen. Diese sicher nicht.
    »Wir brauchen die Information schnell und zuverlässig«, schloss Barbara. »Der Mörder wird wieder zuschlagen, schon bald. Es wäre gut, wenn wir ihm schnell das Handwerk legen könnten.«
    Özay sah vorsichtig zu Jakubian. Er selbst war nicht besonders groß, und Jakubian hatte aus seinem Misstrauen gegen ihn keinen Hehl

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