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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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noch besser, Fotos vom Mörder?
    Sie fuhren zurück zum Polizeipräsidium. Jost Klasen rannte sofort los, um die Negative entwickeln zu lassen.
    Die Atmosphäre war seltsam angespannt. Alle anwesenden Soko-Mitglieder wussten inzwischen von der zweiten Messerspitze. Jakubian war zur Staatsanwaltschaft gefahren. Roters brauchte er sicher nicht lange zu überzeugen, aber was war mit dessen Vorgesetzten? Möglicherweise öffentlich zugeben zu müssen, auf Hirschfeld hereingefallen zu sein, könnte Karrieren kosten. Barbara hoffte, dass die Fotos unangreifbare Beweise lieferten. Die Messerspitze und ein paar Fußspuren reichten nicht.
    Sie brauchte Jakubian und Roters gar nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie das Präsidium betreten hatten. Binnen kürzester Zeit hatten sich alle im Besprechungsraum versammelt.
    Roters sah angespannt aus. Barbara versuchte aus seinem Gesicht herauszulesen, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht war, dass er mit Jakubian hergekommen war. Auch Jakubians Miene war rätselhafter als die der Sphinx.
    Patrick Linssen unterbrach als Erster die gespannte Stille: »Was ist nun? Geht es weiter?«, fragte er.
    Roters seufzte. »Ja. Es geht weiter. Allerdings …«
    »Allerdings nur inoffiziell«, beendete Jakubian den Satz. »Die Staatsanwaltschaft hat zur Kenntnis genommen, dass Hirschfeld möglicherweise nicht unser Mörder ist. Deshalb werden wir jetzt dahingehend ermitteln. Die Öffentlichkeit soll aber weiterhin glauben, dass wir lediglich den Fall abschließen und nach Hirschfelds Mörder fahnden.«
    »Meine Vorgesetzten möchten da kein Risiko eingehen«, ergänzte Roters.
    »Das ist auch gar nicht so schlecht«, warf Barbara ein, die das leichte Aufstöhnen der Kollegen ignorierte. »Solange der richtige Mörder denkt, dass wir Hirschfeld für den Mörder halten, hält er vielleicht noch eine Weile still.«
    »Wie viel Zeit haben wir denn Ihrer Meinung nach, bis er wieder zuschlägt?«, fragte Kramer.
    »Er muss sich neue Jagdgründe suchen. Wieder neue Methoden finden, zu morden und die Opfer verschwinden zu lassen. Er muss sicherstellen, dass wir einen neuen Mord nicht mit den anderen in Verbindung bringen.« Barbara machte eine Pause. »Trotzdem wird der Drang, es wieder zu tun, sehr stark sein. Möglicherweise haben wir noch zwei, drei Wochen. Jetzt rächt sich diese S-Bahn-Aktion natürlich. Dort wird er keinesfalls mehr zuschlagen.«
    »Der Meinung bin ich auch.« Jakubian vermied es, Roters anzusehen, der einen unglücklichen Eindruck machte. »Allerdings sollten wir es trotzdem zu Ende bringen, vielleicht sogar die besseren Zeugen noch einmal befragen. Wir haben uns zu sehr auf Hirschfeld konzentriert.«
    In diesem Moment kam Jost Klasen herein und schwenkte einen Stapel Fotos. »Er hat die Morde fotografiert.«
    »Herr Klasen und ich haben heute in Hirschfelds Wohnung Negative entdeckt«, erklärte Barbara.
    Klasen breitete die Fotos auf dem Tisch aus. »Ich habe sie mir bereits angesehen. Man kann zwar die Morde sehen, der Mörder ist aber leider nicht zu erkennen.«
    Hirschfeld hatte eine gute Kamera gehabt und einen empfindlichen Film benutzt, doch kein einziges Bild war scharf genug, um den Mörder zu identifizieren. Aber das hier war immerhin der Beweis, dass nicht Hirschfeld die Morde begangen hatte, denn der Mann, der auf den Bildern die Opfer traktierte, war eindeutig nicht Hirschfeld. Er war kleiner, wie Barbara schon vermutet hatte, und auf vielen Bildern trug er zunächst einen hellen Mantel. Während er sein blutiges Werk vollbrachte, zog er ihn aus. Ein einziges Bild zeigte ihn, wie er nach dem Mord den Tatort verließ, wieder im Mantel, doch er war so nah an Hirschfeld vorbeigekommen, dass das Teleobjektiv, das Hirschfeld benutzt haben musste, ihn nur völlig verschwommen aufgenommen hatte. Das war nach dem Mord an Anna Koslinski, den Hirschfeld ja als den ersten bezeichnet hatte. Später hat es Hirschfeld gar nicht abwarten können, zu der Leiche zu kommen und sich zu befriedigen, dachte Barbara.
    »Immerhin gibt es jetzt ein Foto, auf dem man die Prostituierte vielleicht erkennen kann.« Klasen ging die Fotos durch und deutete dann auf ein Bild. Es war dunkel und verschwommen, aber jemand, der sie gekannt hatte, war vielleicht in der Lage, sie darauf zu identifizieren.
    »Viel ist das nicht gerade«, meinte Jakubian enttäuscht.
    »Es ist ein Anhaltspunkt.« Barbara wusste, sie klammerte sich an einen Strohhalm. »Wir können die Eisenbahnfotos noch einmal

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