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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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nickte.
    »Und? Musst du weg?«, fragte er.
    »Nein, ich sagte doch, ich bleibe hier.«
    Der Tag verging quälend langsam. Sie sprachen kaum etwas, hielten sich in verschiedenen Räumen auf. Früher hatte das genügt, es hatte gereicht zu wissen, dass der andere in der Nähe war. Vielleicht, machte Barbara sich Mut, vielleicht wird es wieder so, wenn wir es nur oft genug versuchen. Wenn da nur nicht dieser Kuss gewesen wäre und Jakubians starke Arme. Und was wäre passiert, wenn sie beide dem Impuls nachgegeben hätten?
    Eigentlich hatte Barbara die Arbeitspause dringend nötig gehabt, trotzdem fühlte sie sich nach einem langen Tag des Nichtstuns eher erschöpft. Zu viel hatte sich in ihrer Beziehung zu Thomas geändert, als dass sie hier in der Villa zur Ruhe kommen konnte.
    Sie war fast froh, als Thomas vorschlug, gegen zehn ins Bett zu gehen. Sie ließ es zu, dass er sie an sich zog und trotzdem konnte sie das Gefühl nicht loswerden, bei einem Fremden zu liegen. Er schlief eher ein als sie. Eine Weile hörte sie seinen ruhigen Atemzügen zu, dann nickte sie selber ein.
    Geweckt wurde sie von ihrem Handy, das irgendwo draußen im Flur immer lauter wurde.
    Sie stand auf und tastete sich im Dunkeln hinaus. Für einen Moment fühlte sich die Wohnung wieder vertraut an.
    Das Handy steckte in ihrer Tasche. Die Uhr darauf zeigte kurz nach eins. »Ja?«
    »Barbara?« Es war Jakubian, und er rief aus dem Auto an. »Es hat einen Überfall auf eine Frau gegeben im IHZ-Park an der Moskauer Straße. Viel, viel Blut, Würgemale. Sie ist bewusstlos, aber sie lebt noch. Kramer ist vor Ort – er schläft anscheinend nie.«
    »Nur zwischen zwei Fällen. Ich komme so schnell wie möglich, wir treffen uns da.«
    Als sie die rote Taste drückte, ging im Schlafzimmer das Licht an. Thomas war aufgewacht. »Thomas – es tut mir Leid. Aber ich muss jetzt zu einem Tatort fahren.«
    »Ich verstehe.« Sein Blick war eine merkwürdige Mischung aus Kühle und Enttäuschung.
    »Möglicherweise ist eingetreten, was wir befürchtet haben, und der Mörder hat wieder zugeschlagen. Die brauchen mich da.«
    »Sicher.«
    Sie ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer, während sie das T-Shirt, das sie im Bett getragen hatte, bereits auszog. »Kann ich deinen Wagen nehmen? Meiner steht noch in Duisburg.«
    »Du weißt, wo die Schlüssel sind.« Er runzelte die Stirn. »Wieso warst du eigentlich gestern ohne eigenen Wagen in der Gerichtsmedizin, wenn Jakubian noch einen Termin hatte? «
    Barbara zog sich ihre Kleider an, die auf dem Sessel im Schlafzimmer lagen. »Ich war gestern mit Jakubian in Essen.«
    »Und ihr seid danach nicht wieder zum Duisburger Polizeipräsidium gefahren?«
    Früher hatte Barbara sich gern Thomas’ scharfen Verstandes bedient, wenn sie in einem Fall in eine Sackgasse geraten war. Jetzt hätte sie gern darauf verzichtet. Sie beschloss, lieber gleich die Wahrheit zu sagen. »Diese Sache in Essen hätte ihn den Job kosten können. Er musste im LKA antanzen und wollte sich danach besaufen, und ich habe ihm Gesellschaft geleistet. Ich habe dann bei ihm übernachtet. Auf dem Sofa.« Die ganze Wahrheit musste es ja nicht sein. »Thomas, wir können das gern später ausdiskutieren, aber ich muss jetzt wirklich los.«
    »Später? Das heißt, du kommst wieder her?«
    Sie seufzte. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich werden wir die ganze Nacht durcharbeiten.«
    »Du kannst ja anrufen.« Er drehte sich um und ging zurück zum Bett. Barbara glaubte nicht, dass er würde schlafen können, aber zumindest wollte er, dass sie das glaubte.
    »Bis dann!«, rief sie, griff sich seine Autoschlüssel und verließ das Haus.
    Sie raste mit Thomas’ CLK zum IHZ-Park. Sie war einmal hier gewesen, vor knapp einem Jahr mit Thomas zu einer Kulturveranstaltung, an der einige seiner Studenten beteiligt gewesen waren. Der Park war relativ neu angelegt, ein großes Rechteck zwischen hohen modernen Bürogebäuden. Barbara hatte die Anlage als sehr gelungen empfunden, und sie schien auch gut von der Bevölkerung angenommen zu werden. An der hinteren Seite gab es einen Weg unter Arkaden aus Stahl, die mit schnell wachsenden Schlingpflanzen begrünt worden waren. Dort standen nun viele starke Scheinwerfer. Max Erhards Spurensicherungsteam hatte begonnen zu arbeiten.
    Hinter den Lichtkegeln konnte Barbara erkennen, dass der Notarzt gemeinsam mit zwei Sanitätern das Opfer versorgte.
    Jakubian tauchte hinter ihr auf, er hatte seinen BMW auf der anderen

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