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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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identifiziert werden könnte, macht er sich möglicherweise gleich aus dem Staub«, entschied Jakubian. Er sah Barbara an. »Du bist dir also sicher, dass das hier unser Mann war?«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist groß. Und wir müssen schnell an die Auswertung der Beweise kommen, nicht erst über den Umweg des Düsseldorfer Polizeipräsidiums.«
    Kramer pfiff durch die Zähne. »Das wird den Kollegen Becker aber gar nicht freuen.«
    »Ich rufe Roters an und kläre die Sache mit ihm. Bis der den zuständigen Düsseldorfer Staatsanwalt weich geklopft hat, wird noch eine Weile vergehen.« Jakubian telefonierte. »Roters kümmert sich drum«, sagte er. »Wir sollten nach Duisburg fahren.«
    »Kann einer von euch über Kaiserswerth fahren? Dann bringe ich Thomas seinen Wagen zurück, meiner steht ja noch auf dem Parkplatz des Präsidiums.«
    »Ich mach das«, sagte Jakubian. »Kramer sollte hier bleiben, bis die Techniker fertig sind, vielleicht finden sie ja noch etwas Wichtiges.«
    Barbara und Jakubian gingen zurück zur Moskauer Straße. »Wie geht es Deinem Mann?«, fragte er.
    »Ich glaube, er macht sich große Vorwürfe.« Sie seufzte. »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Ich kann das auch sehr gut, weißt du? Im Entwickeln von Schuldgefühlen bin ich Weltmeisterin.« Als Jakubian nicht reagierte, fügte sie noch hinzu: »Deshalb wollte ich bei ihm bleiben.«
    »Und was ist mit Schuldgefühlen wegen gestern Nacht?«, fragte er plötzlich.
    Barbara schluckte. »Ich fühle mich eher unwohl, weil ich keine habe.«
    Sie waren bei ihren Wagen angelangt. »Bis gleich«, sagte sie und stieg ein.
    Jakubian war recht schweigsam, als sie gemeinsam von Kaiserswerth zum Präsidium fuhren. Das war Barbara auch ganz recht, denn als sie den Wagen vor der Garage geparkt hatte, hatte sie ganz kurz Thomas am Fenster stehen sehen. Als er Jakubians Wagen entdeckte, der in die Einfahrt gefahren war, hatte er sich zurückgezogen.
    Jakubian schien sich ganz aufs Fahren konzentrieren zu wollen, ein lächerliches Unterfangen, denn jetzt mitten in der Nacht, war außer ihnen kaum jemand unterwegs.
    Erst auf dem Parkplatz des Präsidiums sprach er wieder. »Dieser Kuss.« Er seufzte. »Ich könnte jetzt sagen, miss ihm nicht allzu viel Bedeutung bei. Oder dass ich ihn bereue. Aber beides stimmt nicht. Ich kann nicht leugnen, dass da Gefühle für dich sind, Barbara.«
    »Aber?« Barbara sah ihn nicht an.
    »Ich glaube, du hängst noch sehr an deinem Mann. Und damit komme ich nicht klar.«
    Barbara schwieg. Es war nicht ganz so, wie er sagte; woran sie hing, war nicht Thomas: eine Tatsache, die sie erschreckte. Es war einfach ihr Leben, wie sie es in den letzten acht Jahren geführt hatte. Und Thomas, der wichtigste Teil davon, war ihr bereits entglitten.
    »Wenn …« unterbrach Jakubian das Schweigen, »wenn man mitten in einer Trennung steckt, dann ist man nicht bereit für etwas Neues.«
    »Sprichst du von mir oder von dir?«, fragte sie leise.
    Er sah sie an. »Ich spreche von dem, was ich noch nicht ganz hinter mir habe und du vielleicht vor dir hast. Es ist … ich könnte es einfach nicht ertragen.«
    »Gut«, sagte Barbara. »Dann lassen wir es. Fangen wir erst gar nicht damit an.« Sie war froh, dass ihre Stimme nicht zitterte.
    »Lass uns an die Arbeit gehen.« Er stieg aus dem Wagen, und Barbara fragte sich, ob es wirklich so einfach für ihn sei.
    Sie folgte ihm ins Gebäude und kam sich in seiner Nähe noch kleiner vor als sonst.
    Der wichtigste Raum war inzwischen der geworden, in dem Klasen die Eisenbahnfotos sichtete. Hier hingen eine Vergrößerung des Phantombildes an der Wand und neue Fotos von Harald Dewus, die eine vage Ähnlichkeit mit dem Bild aufwiesen. Alle anderen Bilder, auf denen Personen zu sehen waren, hatte Klasen ebenfalls an die Wand gepinnt. Auf manchen waren Gesichter eingekreist. Barbara erkannte ein paar der mehrmals befragten S-Bahn-Zeugen. Auf der Stirnwand des Raumes sah man eine Großzahl Fotos, auf denen Männer in hellen Trenchcoats abgebildet waren, mal allein, mal inmitten einer Menschenmenge. Klasen hatte sie ganz um die kaum erkennbaren Fotos der Morde, die Hirschfeld geschossen hatte, gruppiert. Ein paar Männern mit Mantel hatte Klasen mit schwarzem Edding ein dickes Kreuz verpasst – sie waren entweder zu klein oder zu groß, zu dick oder kamen aus anderen Gründen nicht in Frage. Mehrere waren rot gekennzeichnet, sie zeigten Harald Dewus. Aber offensichtlich waren die alle an einem

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