Blutleer
Arzt ihm keine Chance ließ, Spuren von der Frau zu nehmen. Er will einen seiner Leute mit ins Krankenhaus fahren lassen, damit nicht noch mehr Spuren vernichtet werden.« Kramer zündete sich eine Zigarette an. »Er hat halt lieber einen ruhigen Tatort mit einer schönen Leiche.«
»Hoffentlich bringen sie sie durch«, meinte Jakubian. »Vielleicht hat sie ihn gesehen.«
»Unwahrscheinlich«, Barbara wedelte Kramers Rauch weg, bis der sich leicht drehte. »Wenn er wie bei den früheren Überfällen vorgegangen ist, hat er sie von hinten angegriffen, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und sich dann erst an ihr zu schaffen gemacht.«
»Du bist entzückend positiv, Barbara.« Jakubian wollte noch etwas hinzufügen, aber plötzlich kamen Rufe vom anderen Ende des Parks. Es war der Zeuge Alex Sommer, der mit seinem Hund weggegangen war. Barbara, Kramer und Jakubian liefen ihm entgegen. Er hielt etwas in der Hand.
»Annabella hat da was gefunden. Nen Kamm, da ist Blut dran.« Er hatte die drei erreicht und streckte ihnen das Ding entgegen.
»Um Gotteswillen, sehen Sie denn keine Krimiserien?«, herrschte Kramer ihn an. »Sie hätten ihn liegen lassen müssen.«
»Sagen Sie das mal Annabella.«
Annabella schaute ihnen aufmerksam aus sicherem Abstand zu. Kramer zog einen Einmalhandschuh über und nahm den Kamm an sich. Jakubian rief Max Erhard.
Während sie das Beweisstück eintüteten, erklärte Jakubian Erhard, was geschehen war. »Wenn wir Glück haben, haben wir Fingerabdrücke und Hautschuppen. Das ist aber auch Blut und Hunde-DNS.«
»Na, prima. Und wo hat das Tier den Kamm entdeckt?«
Er leuchtete mit einer Lampe den Wegrand ab. Alex Sommer ging voraus und versuchte die Stelle zu finden. Aber wieder war Annabella besser als die anderen. Sie lief schwanzwedelnd ein Stück auf dem Rasen und blieb dann stehen und knurrte. Sommer sah Max Erhard verblüfft an. »Genau hier war es.«
Im hellen Licht der Lampe konnte man direkt vor dem Hund einen kleinen dunklen Fleck auf dem Rasen erkennen. Blut.
»Nehmen Sie den Hund weg, der macht ja alles kaputt!« Erhards barscher Ton veranlasste Anabella, augenblicklich zu ihrem Herrchen zu laufen und sich schutzsuchend an ihn zu drücken.
»Du solltest froh sein, dass sie den Kamm gefunden hat, Max«, sagte Barbara.
»Spätestens bei Tageslicht hätten wir ihn auch entdeckt.« Er kniete sich hin, um den Rasen näher in Augenschein zu nehmen. »Leute, könnt ihr euch nicht woanders versammeln? Auch auf dem Weg könnten noch Spuren sein, die ihr gerade zerstört.«
»Tja, ich geh dann mal nach Hause, bevor Annabella sich noch mehr erschreckt«, sagte Sommer mit einem Seitenblick auf Max Erhard.
»Vielen Dank. Und Annabella hat einen großen Knochen verdient.« Barbara kam es so vor, als hätte der Staffordshire-Terrier bei dem Wort Knochen die Ohren gespitzt. Sie versuchte es noch mal und beugte sich zu dem Hund herunter. Ganz vorsichtig hielt sie Annabella ihre Hand zum Schnüffeln hin. Und tatsächlich, jetzt durfte sie sie anfassen. Sie tätschelte den großen Kopf, und Annabella genoss es sichtlich. Ihr Herrchen schien verblüfft. »Da können Sie sich was drauf einbilden«, meinte er und nickte anerkennend. Dann machte er sich mit der Hündin auf den Weg, argwöhnisch beobachtet von Max Erhard.
»Und?«, fragte Erhard. »Wie lange wollt ihr hier noch stehen?«
»Wir sind schon weg«, sagte Jakubian.
Gemeinsam gingen sie zurück zum Tatort. »Jetzt bist du dran, Barbara. Kann ich Roters anrufen und ihn bitten, den Fall an sich zu ziehen?«
Barbara dachte kurz nach. »Die Würgemale und die Stichwunden, das alles sieht ganz ähnlich aus wie bei einigen der anderen Opfer. Wichtig ist das Blut, er wollte viel Blut sehen. Und die junge Frau gleicht in vielem dem Typ seiner ersten Überfälle.«
»Aber würde er das tun, würde er sich wiederholen?«, fragte Kramer.
Barbara nickte. »Wir wissen, dass es eine Serie gibt. Eigentlich muss er keine neuen Methoden mehr ausprobieren. Er weiß, dass wir ohnehin einen Zusammenhang vermuten. Also ist es ihm ab jetzt egal.«
»Das macht ihn nicht unbedingt ungefährlicher.« Jakubian holte das Handy heraus.
»Wir dürfen auf keinen Fall damit an die Öffentlichkeit gehen, dass das Opfer überlebt hat.«
»Wird er sich dann nicht sicher fühlen und sich ein nächstes Opfer suchen?« Kramer schien nicht sehr glücklich mit der Entwicklung zu sein. »Das ist riskant.«
»Nein, Barbara hat Recht. Wenn er weiß, dass er
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