Blutleer
beschattet hatten, sollten weiter alles im Auge behalten. Frank Braun, der ihnen wie selbstverständlich Gesellschaft geleistet hatte, wurde zur Geheimhaltung verpflichtet, und alle hofften, dass er sich zumindest während der nächsten paar Stunden daran hielt.
Maldien wohnte im Erdgeschoss eines typischen Mietshauses aus den Siebzigern. Es war sehr gepflegt, erst kürzlich hatte es einen neuen Anstrich bekommen. Jakubian, Kramer und Barbara klingelten. Der Türöffner wurde gedrückt. An der Tür der rechten Wohnung erwartete sie eine schlanke, gut aussehende Frau, die Barbara auf Ende vierzig schätzte. Sie trug ihre dunkelbraunen Haare lang.
»Frau Maldien?«, fragte Jakubian.
Sie nickte.
»Ist Ihr Mann zu Hause?«
Sie trat unwillkürlich einen kleinen Schritt zurück. »Nein. Er … er ist auf einer Geschäftsreise.«
»Und wohin?« Barbara versuchte, ihr in die Augen zu sehen, doch sie wich ihrem Blick aus.
»Irgendeine Messe – in Frankfurt, ja, Frankfurt.«
Barbara hatte das kleine Dossier über Maldien gut genug gelesen, um zu wissen, dass er weder mit dem Verkauf noch mit dem Einkauf der Produkte seiner Firma zu tun hatte. Er war mit Administration betraut, vom Personal bis zum Versand. Seine Frau log für ihn, und das offensichtlich nicht zum ersten Mal. Ein Blick zu Jakubian sagte ihr, dass auch er es registriert hatte.
Jakubian wurde offiziell. »Frau Maldien, mein Name ist Ruben Jakubian vom Landeskriminalamt, das ist Lutz Kramer von der Düsseldorfer Polizei und Dr. Barbara Hielmann-Pross, eine externe Beraterin.« Er hielt ihr Marke und Ausweis hin. »Herr Kramer hat einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Wohnung.«
Kramer zeigte das Papier. Frau Maldien wurde blass, machte aber Platz, damit sie die Wohnung betreten konnten.
»Was hat er angestellt?«, fragte sie leise. »Hat er wieder Geld genommen?«
»Ist Ihr Mann vorbestraft?« Bis jetzt hatten sie noch keinen Auszug aus dem Bundeszentralregister gesehen.
»Nein, nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Dazu ist es bisher noch nie gekommen. Er … er konnte sich immer wieder herauswinden. Hat seine Arbeit verloren.«
»Wie oft?«
»Zweimal.«
»Wir beschuldigen ihn keines Diebstahls oder Betrugs, Frau Maldien.« Jakubian sah sich in dem geräumigen Flur um. »Vielleicht kann Ihnen Frau Dr. Hielmann-Pross erklären, um was es geht, während wir schon mal mit der Durchsuchung anfangen. Gleich kommen noch ein paar Kollegen zur Verstärkung.«
Er und Kramer gingen ins Wohnzimmer, während Barbara vorschlug, sich in die Küche zu setzen. Frau Maldien wirkte geschockt. Barbara fragte sich, wie sie es verkraften würde.
»Wissen Sie, dass Ihr Mann in Flingern eine Wohnung angemietet hat?«
Zuerst zögerte sie, doch dann nickte Frau Maldien unmerklich. Barbara versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. »Hannah – Ihr Vorname ist doch Hannah?«
Hannah Maldien nickte wieder.
»Ist es in Ordnung, wenn ich Sie beim Vornamen nenne? Ich heiße Barbara.«
»Ja.« Hannah Maldien sah ihr ins Gesicht. Barbara hatte erreicht, was sie wollte. Sie begann zu reden. »Er … er braucht seinen Freiraum. Und das hier ist eine Zweizimmerwohnung. Man kann sich nie aus dem Weg gehen, wissen Sie.« Sie stockte einen Moment. »Er … traf er Frauen dort?«
»Ich denke schon. War das nicht schlimm für Sie?«
»Unsere Beziehung gründet nicht auf dem Gedanken, den anderen zu besitzen.« Irgendwie klang das wie auswendig gelernt. »Wenn er dort war, dann hatte ich hier meinen Freiraum.« Das klang schon mehr nach ihr. »Bitte sagen Sie mir, was er getan hat.«
»Gestern Nacht ist eine junge Frau im IHZ-Park überfallen und fast getötet worden. Der Täter hat sie geschlagen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt.« Barbara beobachtete Hannah Maldien genau, während sie sprach. Fast automatisch war beim Wort Würgen deren Hand zum Hals gegangen, bevor sie sich dessen bewusst wurde und sie hastig wegnahm.
»Er hat ihr viele Schnitte beigebracht.«
»Ist sie …tot?« Hannah Maldiens Stimme zitterte.
»Nein, sie hat überlebt. Aber sie wäre fast verblutet. Und wir haben mit ihr gesprochen. Ihr Mann steht unter Verdacht, ihr das angetan zu haben.«
»Mein Gott!« Sie wurde noch ein wenig blasser.
»Sie kennen das Würgen, Hannah, nicht wahr?« Barbara wollte schnell Gewissheit haben, dass sie mit Maldien richtig lagen.
»Nein, er … er kann das nicht getan haben!« Hannah Maldien schrie das fast heraus.
Draußen klingelte es. Die Verstärkung
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