Blutlied -1-
ihrem Hahndrücken die Tränen weg. »Deine Tränen sind die Tränen einer liebenden Frau. Eure Liebe war größer als der Tod. Ich ahnte, dass es so etwas gibt, habe es aber noch nie erlebt. Sorge dich nicht ... er ist dir noch nicht entglitten. Er trank nicht nur das Blut einer Voodoo-Priesterin, sondern auch eine besondere magische Anreicherung. Er wird auch in Zukunft den Sterblichen näher sein als den Untoten.« Sie strich Caroline erneut die Tränen von den Wangen. »Eure Liebe hat euch gerettet – vorerst!«
»Er ist da!«, seufzte Caroline und ihr Blick fiel auf einen knorrigen Baum.
Ludwig hatte sich aus seiner Starre gelöst und war nun bei Caroline. Frederic und er betasteten den Körper der Frau, als könnten sie noch immer nicht glauben, was soeben geschehen war. Ludwig schüttelte ein einem Fort den Kopf, Frederic schien das Grinsen in die Mundwinkel geprägt.
Madame deSoussa war die einzige, der Carolines geflüsterte Warnung auffiel. »Was meinst du damit? Wer ist er ?«
»Regus!«, sagte Caroline, dann verdrehte sie die Augen und wurde ohnmächtig. Frederic fing sie in seinen Armen auf, hob sie hoch und sagte: »Bringen wir sie ins Haus. Es ist kalt hier draußen. Sie wird sich wärmen müssen. Liebe Güte, ich glaube es immer noch nicht! Es ist ... unvorstellbar! Liebste, beste Mambo ... du hast sie dem Totenreich entrissen! Über welche Macht verfügst du sonst noch?«
Die Priesterin lächelte. »Manchmal sind es Kräfte, die selbst mich erstaunen, Vampir! Vermutlich wird sie später erwachen und sich an nichts erinnern. Es wird ihr vorkommen, als sei sie nach einer langen Krankheit gesundet.«
»Madame deSoussa«, sagte Ludwig nervös, der die Priesterin nun unterhakte. »Sie haben eine Belohnung verdient. Bringen wir Caroline, Mrs Densmore, ins Haus, dann genießen wir einen Tee am Kamin.«
»Verdammt!«, die Voodoo-Priesterin riss sich los. »Ich verstehe ja, dass ihr wie von Moskitos gestochen seid, aber warum hört ihr nicht auf das, was Caroline sagte? Sie meint, Regus sei hier. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das euer Todfeind?«
»Das kann warten. Caroline muss in Sicherheit gebracht werden. Sie hat oberste Priorität!«, entschied Frederic, suchte aber trotzdem die Gegend nach verdächtigen Zeichen ab. Ein Rabe erhob sich von einem Ast und flog ins Mondlicht und Frederic brauchte nicht eine Sekunde, um zu erkennen, dass Caroline Recht gehabt hatte.
»Wir werden uns bald begegnen, schwarzer Vampir!«, murmelte er und spürte, dass sich seine Reißzähne leicht bewegten und der Jagdtrieb sich seiner zu bemächtigen versuchte. Mehr jedoch geschah nicht. Um Hass zu empfinden war er viel zu glücklich.
Rabentraum
Caroline erholte sich zusehends, ihre schmale Gestalt nahm sozusagen von Tag zu Tag mehr Rundungen an, so, als würde ein fast Verhungerter wieder regelmäßig gespeist.
Ludwig schlich auf Zehenspitzen durchs Haus. Frederic begann zu beten, was er in seinem ganzen Leben noch nie getan hatte. Er wusste, wie abstrus es war, dass ein Untoter mit Gott sprach, aber entzog sich was geschehen war, nicht sowieso jeder Logik?
Nach drei Tagen war Caroline stark genug, das Bett zu verlassen. Sie warf sich einen Morgenrock über und verließ das Zimmer. Sie war fest davon überzeugt, an einer Influenza erkrankt gewesen zu sein und freute sich darüber, wieder ins Leben zu treten.
Frederic nahm sie in seine Arme und drückte sie an sich. Er streichelte ihre Wangen, ihren Hals, küsste ihre Haare und Caroline genoss es. Trotzdem ... sie hatte doch nur ein paar Tage gekränkelt?! Nun, sie ließ es gerne geschehen und selig fanden ihre Lippen sich zu einem innigen Kuss.
Ludwig, der unten in der Halle den Kamin reinigte, blickte zu ihnen zur Empore hoch und schmunzelte zufrieden.
Etwas, spürte Caroline, war anders als sonst. Ludwig hatte in den letzten Tagen längere Haare bekommen, Frederic war schmaler geworden, seine Wangen waren eingefallen, die Gesichtshaut kalkweiß wie bei einem Todkranken. Die Sauberkeit im Hause hatte nachgelassen, außerdem vermisste Caroline die Dienerschaft, allen voran Wanda, die das Hauspersonal mit eiserner Hand führte. Es roch unangenehm nach Staub und Feuchtigkeit. Wie konnte das in so wenigen Tagen geschehen sein? War um hatte sie davon nichts mitgekriegt?
»Was ist passiert?«, fragte sie Frederic. »Ich bin in Ohnmacht gefallen, war ein paar Tage krank und habe jetzt das Gefühl, es seien mehrere Monate vergangen. Ludwig hat viel
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