Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
an.
„Was meinst du damit? Wie könnte der göttliche Segen, Elrikh und mir schaden? Er hat uns den Geist doch erst eröffnet.“
Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, stellte sich Mart vor die Menschen und sah sie von oben herab an.
„Ich weiß wovon ich spreche! In meinem Volk ist es schon oft geschehen, dass Einzelne sich in die Tiefe der Einsamkeit zurückgezogen haben und ihre Existenz darauf beschränkten innere Zwiegespräche mit den Göttern zu halten. In uns Trollen liegt der Samen des Ursprungs. Deswegen wandeln einige auf schmalen Pfaden und drohen dabei in den Abgrund zu stürzen. Sie geben ihr fleischliches Leben auf und richten all ihr Denken nach innen. Doch das führt unweigerlich zum Verfall der sterblichen Hülle.“
Immer noch zeichnete sich Unverständnis auf Draihns Gesicht ab. Elrikh hingegen schien die Warnung des Trolls ernster zu nehmen.
„Ich glaube dir nicht!“, sprach der Soldat mit verzweifelt ernster Stimme.„Wie kann es sein, dass etwas so Wundervolles uns schaden könnte? Der Segen der Götter kann doch nichts Böses sein!“
„Ich warne dich Mensch! Zweifle nicht an meinen Worten! Mein Volk lebt seit Anbeginn der Zeiten unter dem Schutz der Götter. Ich habe gesehen wohin es führt wenn man sich selbst verliert. Du darfst nicht zulassen, dass dein Geist sich der Welt verschließt!“
„Mart hat Recht“, versuchte Rigga so beschwichtigend wie möglich zu sagen. Sie trat zwischen den Troll und Draihn und legte ihre Hand auf den Unterarm des Menschen. „Das göttliche Licht zeigt uns eine Welt fern von Leid und Schmerz. Eine Welt in der ewiger Frieden und heilende Ruhe allgegenwärtig sind. Doch das ist die Welt der Götter. Nicht unsere. Wir leben im Hier und Jetzt. Sei dir deiner Selbst immer bewusst und verliere dich nicht in einer dir verschlossenen Welt. Ich bitte dich. Stelle dich deinen Ängsten und deinem Schmerz. Dann wird dir der göttliche Segen zuteil und du lebst mit dem Wissen, dass jemand über deine Schritte wacht.“
Draihn ließ seinen Blick zu Boden sinken. Er hatte begriffen was die Schamanin ihm klarmachen wollte. Sein Geist musste der Verlockung widerstehen in dem göttlichen Licht einen Ort der Zuflucht zu sehen. Das Licht zeigte ihm die friedvolle Welt jener Götter, welche seine Seele beschützten. Doch es war kein Ort an den er gehen konnte. Bereits ein Blick auf diese unerreichbare Welt ließ ihn all sein irdisches Leid vergessen. Damit riskierte er jedoch nie wieder zu sich selbst zurückzufinden. Auch Elrikh trat nun auf seinen neuen Freund zu.
„Nach all dem Schmerz, den du jüngst erfahren hast, ist es nur natürlich, dass dein Geist sich davon befreien will. Doch du darfst die Welt der Lebenden nicht für einen unerreichbaren Traum aufgeben. Das wäre nicht das, was dein Bruder sich für dich gewünscht hätte.“
Die Erwähnung seines Bruders hatte Draihn aus seiner Nachdenklichkeit aufgeweckt. Jetzt erkannte er, dass die anderen Recht hatten. Er würde alles verraten wofür seine Waffenbrüder gestorben waren wenn er sich in diese fremde Welt flüchten würde.
„Es ist schwer sich der Welt der Götter zu verschließen“, brachte er mit zitteriger Stimme hervor. „Das Gefühl, welches ich soeben erfahren habe, war unbeschreiblich. Es war so, als ob der Schmerz über den Verlust meines Bruders und meiner Freunde nicht existieren würde. Alles Leid war vergessen.“ Draihn blickte auf Mart. „Dein Volk muss in der Tat einen starken Willen besitzen. Ich glaube, nur die wenigsten Menschen könnten der Versuchung durch das göttliche Licht widerstehen.“
Auch Rigga war erleichtert über die Einsicht des Soldaten.
„Du siehst also, nicht nur das Böse kann jemanden in den Abgrund stürzen. Ein Leben unter dem Segen des Götterfunkens verlangt ebenso nach einem starken Willen und einem wachen Geist. Darin unterscheiden sich Gut und Böse. Dem Bösen gibst du dich hin und verlierst auf ewig deine Seele und dich selbst. Das Gute jedoch, steht dir zur Seite in Zeiten der Not und lässt dir deinen Willen. Es liegt an dir ob du dich der wirklichen Welt entziehst, um dich vor schmerzlichen Wahrheiten zu verstecken.“
Feierlich blickte Draihn zum Himmel empor.
„Ich werde das Geschenk der Götter ehren, indem ich ihrem Auftrag folge und meinen Geist von der Versuchung befreie.“
Mart legte seine gewaltige Trollhand auf die Schulter des Valantariers. Dieser hatte das Gefühl als würde er von einem Felsbrocken
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