Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
friedvoller Stille. Es war der Ort, an den sie stets dachte wenn ihr Temperament mit ihr durchging und sie versuchte die Beherrschung zu bewahren. In ihrem Geist spazierte sie über die große Wiese vor ihrem Haus mit nichts bekleidet außer einem dunklen Leinengewand. In ihrer Hand hielt sie das Stirnband, welches sie einst von ihrem Bruder zum Abschied bekommen hatte bevor er
Vinosal
verließ. Tymae erinnerte sich nur sehr ungern an diesen Moment zurück. Es war der Tag bevor sie in das
Tränengebirge
ging, um dort die Künste der Schattenkrieger zu erlernen. Früher war es ein Ort gewesen, der hohes Ansehen bei ihrem Volke genoss. Doch dem war schon lange nicht mehr so. Seitdem die Herrscher der Schattenkinder sich mit dem Königshaus der Elfen verbündet hatten, konnte man sehen wie einige der bisher so hoch geschätzten Traditionen in Vergessenheit geritten oder sogar verboten wurden. Das Handwerk der Schattenkrieger wurde als unehrenhaft angesehen. Einige gingen sogar so weit sie als Meuchler und Kriegstreiber zu bezeichnen. Nach einiger Zeit bildeten sich immer größere Gruppen von Schattenkindern, die ihre alten Bräuche wieder aufnahmen und sich in das Tränengebirge zurückzogen. Dort wollten sie die Traditionen ihres Volkes waren und es vor dem Einfluss der Elfen schützen. Doch es dauerte nicht lange und etwas, das als eigenständige Lebensführung begonnen hatte, drohte das Bündnis zwischen Schattenkindern und Elfen zu zerstören. Die elfischen Herrscher warfen ihren Anverwandten vor, ihr eigenes Volk nicht richtig zu verstehen und drohten ihnen damit die Aufständischen für ihre Taten zu richten.
Für ihre Taten zu richten!
Dieser Gedanke löste etwas in Tymae aus. Ohne es zu wollen dachte sie an die Schleuse von
Elamehr
zurück. Sie hatte sich Zeit für Wareks Mörder gelassen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie nun das schmerzverzerrte Gesicht des Menschen. Seine Augen flehten um Gnade, doch sein Mund konnte dies nicht mehr aussprechen. Das Schattenkind hatte ihn zuerst an einen Baum gebunden und dafür gesorgt, dass er sich kein Fingerbreit mehr rühren konnte. Dann begann sein unvorstellbares Martyrium. Ohne ein Moment des Zweifels an den eigenen Taten zu verspüren, schnitt sie ihm die Zunge heraus und warf sie achtlos beiseite. Das unverständliche Gestammel des Mannes wurde von einem blutigen Gurgeln begleitet. Doch so leicht wollte Tymae es ihrem Opfer nicht machen. Sie schnitt ihm die Kleidung vom Leibe und machte sich sofort daran ihm die Haut von Bauch und Oberkörper zu schälen. Selbst die härtesten Folterknechte der Menschen wären bei diesem Anblick schwach geworden. Der Soldat hing vor ihr und sein Fleisch glänzte unter einem dünnen Schleier aus Blut und Schweiß. Die Schmerzen und Angst um das was wohl noch kommen möge sorgten nicht nur dafür, dass der Gefesselte sich die Beinkleider mit Urin beschmutzte, auch seine Eingeweide konnten die letzte Mahlzeit nicht mehr halten. Mit einem Blick, der kälter nicht sein könnte, hielt sie ihm die Spitze ihres Dolches an sein rechtes Auge. Ganz leicht berührte sie den Augapfel und zog die Klinge erst zurück als der Soldat aufstöhnte.
„
Ich werde dir deine Augen nicht nehmen. Das letzte was du sehen sollst sind die Krähen, welche dir dein Fleisch von den Knochen picken bis sie sich schließlich über deine Augen hermachen. Weißt du, Krähen haben eine Vorliebe für alles was glänzt. Und ein paar schimmernde Augen sind für sie ein wahrer Festtagsschmaus. Wenn du Glück hast fressen sie dir deinen Schädel ab bevor sie damit anfangen sich durch deine Eingeweide zu wühlen. Doch verlassen würde ich mich nicht darauf.“
So wandte sie sich von dem gepeinigten Menschen ab und nahm sich des verwundeten Kumasins an. Der Soldat wimmerte und begann zu schreien so gut er konnte. Nackt und von oben bis unten in Blut getaucht, war er nicht imstande sich zu befreien. Die Schattenelfe hatte seine Gliedmaßen so gefesselt, dass er sich unmöglich befreien konnte. Der Tod war ihm gewiss. Einzig und allein die Hoffnung, dass der Schmerz ihn in Ohnmacht fallen lassen würde während er langsam aufgefressen wurde war ihm geblieben. Panik ergriff von dem geschundenen Soldaten Besitz. Er glaubte bereits die ersten frohlockenden Rufe der Vögel hören zu können, die ihre Artgenossen auf das bevorstehende Festmahl aufmerksam machen wollten. Er nahm das letzte bisschen Mut, welches ihm geblieben war zusammen und begann damit seinen Kopf an den Baum
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