Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
hinter sich zu schlagen. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es wollte ihm einfach nicht gelingen sich von dem Schmerz zu befreien. Tymae blickte ein letztes Mal zu ihm zurück und sprach ein paar leise Worte in den Wind.
„
Vergeltung für Warek!“
Das Lied der Krähen ertönte bereits über ihr, als sie und der verletzte Seemann auf einem Pferd der ermordeten Wachen die Schleuse verließen und sich auf den Weg nach
Elamehr
machten.
Ein Klopfen an der Kabinentür lies die Schattenelfe aus ihrer Trance wieder in die Wirklichkeit zurückkehren. Gerade als sie glaubte noch immer das Krächzen der Krähen zu hören, klopfte es erneut an der schweren Eichentür. Dieses Mal etwas lauter. Tymae erhob sich und versuchte abzuschätzen wie lange sie mit ihrer Geistwanderung zugebracht hatte. Noch während sie an das Gesehene dachte, begab sie sich zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit.
„Was ist?“, fragte sie schroffer als gewollt.
„Ich bin es“, hörte sie die verträglich klingende Stimme von Brook, der sich offenbar seit ihrem letzten Gespräch ein paar Gedanken gemacht hatte. „Wenn du Kumasin für eine Weile alleine lassen könntest würde ich gerne mit dir unter vier Augen reden.“
Überrascht von dem aufrechten Klang der in Brooks Worten mitschwang, öffnete Tymae die Tür etwas weiter und sah in seinen Augen, dass er es ernst meinte.
„Kumasin schläft tief und fest. Komm herein und lass uns reden.“
„Nein. Ich will nicht, dass irgendjemand hört was ich dir zu sagen habe. Sollte Kumasin aufwachen, würde er Dinge hören, die für niemandes Ohren auf diesem Schiff bestimmt sind, außer für die deinen. Wenn du gewillt bist mir zuzuhören, dann komm heute Nacht an Deck. Ich erwarte dich dort wenn der Mond am höchsten steht.“
Bevor er seine Mannschaft zur Ruhe schickte hatte Brook angeordnet, dass alle Segel eingeholt werden sollten. Er wollte seine Ruhe haben wenn er mit Tymae sprach und entschied sich dafür die
Wellenschneider
gemütlich treiben zu lassen, so dass er nicht viel Mühe hatte sich um das Steuer zu kümmern. Den ganzen Tag hatte er über Warek nachgedacht. Über die Schuldfrage war er dabei längst hinaus. Es würde niemanden helfen wenn er Tymae oder gar sich selbst die Schuld an dem Tod seines Freundes geben würde. Doch so sehr er auch versuchte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass er Warek nie mehr wieder sehen würde, ließen sich die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit nicht wegwischen. Brook musste an die erste Begegnung mit dem Mann denken, der später sein bester Freund sein sollte. Es schmerzte ihn zwar die Bilder in seinem Kopf zu sehen, anderseits zeichnete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ab, als er sich in die Vergangenheit flüchtete.
Das Zusammentreffen mit Warek, war ein Ereignis welches sich so schnell nicht mehr vergessen ließ. Brook steckte damals, wie so oft, in Schwierigkeiten weil er einer verheirateten Frau versuchte den Hof zu machen. Nicht dass Brook etwa gewusst hätte, dass sie bereits vergeben war. Er hatte sich einfach nur dem ersten Rock genähert, den er in der rauchigen Gaststube entdecken konnte. Ihr Mann zeigte allerdings wenig Verständnis für die Unwissenheit des Freibeuters und schlug ihm von hinten einen Knüppel über den Schädel. Anschließend banden der Ehemann und einige seiner Freunde Brook an einen Baum und überlegten sich wie sie ihn am besten bestrafen könnten. Am meisten Anklang fand eine Idee, die der wütende Ehemann selbst hatte. Er wollte Brook die Beinkleider abnehmen und sein Gemächt mit Honig einpinseln. Dann sollten sich die Bienen am ihm wohl tun und ihn dort stechen wo es richtig schmerzen würde. Doch gerade als die Männer sich anschickten Brook seiner Hosen zu berauben, tauchte Warek auf. Seinen Seesack geschultert und fröhlich pfeifend spazierte er unverhofft in Richtung der johlenden Menschenmenge. Er war zu diesem Zeitpunkt noch ein sehr junger Mann gewesen. Auf jeden Fall ein paar Jährchen jünger als Brook. Mit einem besonnenen und nachdenklichem Gesichtsausdruck, näherte er sich der kleinen Gruppe, die just ihre Messer zückten um Brooks Gürtel zu durchtrennen.
„Ich glaube ihr macht da einen Fehler.“
Überrascht drehten die vier Männer sich um und blickten auffordernd in Wareks Richtung.
„Sag bloß der Frauenschänder ist ein Kumpel von dir! Dann sollten wir uns vielleicht gleich noch ein Glas Honig besorgen, was?“
Abwehrend hob Warek die Hände. Er wollte
Weitere Kostenlose Bücher