Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
erschlagen und im Staub zurückgelassen. Die Erde färbte sich rot in diesen Tagen. Und das Land hatte Trollblut geschmeckt. Als schließlich der Tag kam, an dem seine Untertanen den Eingang zur Pforte fanden, ließ er ihnen zur Belohnung reichlich Fleisch und Karren voller Wein bringen. Die Trolle feierten und lobpreisten ihren Fürsten für dessen Großzügigkeit. Doch dieser hatte andere Pläne mit ihnen. Der Wein war mit einem Schlaftrunk gemischt worden. Die Anstrengungen der vergangenen Umläufe taten ihr übriges und die ahnungslosen Trolle gaben sich der Verlockung des Schlafes hin.“ Elrikh bemerkte, dass Rigga während des Erzählens feuchte Augen bekam. „In der Nacht… in der Nacht kamen sie! Die Torwächter. Abscheuliche Kreaturen, die dem Atem der Unterwelt entstiegen waren. Monster, die das Böse in reinster Form darstellten. Sie griffen die schlafenden Trolle an und… niemand von ihnen hat überlebt. Die Schlucht, welche sie während ihrer Suche in die Erde gegraben hatten, wurde zu einem See aus Blut. Seit jenem Tage gibt es hier nur noch roten Sand. Baromuhl betete zum Dunkelgott und schwor ihm ewige Treue. Voller Erwartung auf eine göttliche Belohnung vergaß der Trollfürst jegliches Leid, dass er unter sein Volk gebracht hatte. Doch Ozanuhl ist kein sehr dankbarer Gott. Die Torwächter machten auch vor dem Verräter nicht halt und labten sich ebenso an seinem Fleisch, wie sie es vorher bei seinen Untertanen getan hatten.“ Rigga blickte Elrikh an. „Deshalb heißt sie
Baromuhl-Schlucht
!“
Mart, Draihn und Rethika hatten die beiden Rastenden inzwischen eingeholt.
„Haltet ihr schon wieder an, um über die herrliche Landschaft zu reden? Meint ihr nicht, dass hätte Zeit bis später? Etwas liegt in der Luft. Ich kann es riechen.“
Rigga erwiderte nichts auf die Bemerkung des Zentauren und setzte stattdessen den Aufstieg fort. Im Vorbeigehen schenkte Mart Elrikh einen stummen Blick, der erahnen ließ, dass der Troll wusste vorüber sie gesprochen hatten. Draihn schien von der Spannung jedoch nichts zu merken. Keuchend kam er neben Elrikh zum stehen.
„Alles in Ordnung? Du siehst etwas blass aus.“
„Nein, nein. Mir geht’s es gut. Ich bin nur müde, mehr nicht.“
Ohne dass noch jemand ein weiteres Wort sagte, erklommen sie die letzten Schritte zur Bergspitze. Auch Elrikh bemerkte, dass ein merkwürdiger Geruch in der Luft lag. Er konnte es nicht beschreiben, aber der Duft, welcher ihm entgegenschlug, machte ihn unruhig. Rethika behielt Recht mit seiner Vorahnung. Das was in der Luft lag, war ein Geist aus uralten Tagen der heraufbeschworen wurde. Jemand hatte das Ritual des Trollfürsten vollzogen.
Der Anblick welcher sich der Gruppe bei ihrer Ankunft bot, war so unbeschreiblich, dass selbst Mart für einen Moment der Atem stockte. Vor den Gefährten standen riesige Gebilde, die die Schamanin als Mondstein erkannte. Zwischen diesen Steinen waren mehrere Gruben ausgehoben worden. In ihnen lagen die verstümmelten und verbrannten Körper von hunderten, vielleicht sogar tausenden von Lebewesen. Der Gestank, der von ihnen ausging, war beinahe unerträglich. Süßlicher Verwesungsgeruch vermischte sich mit dem beißenden Schwelrauch des verkohlten Fleisches. Das war zu viel für Elrikh. Würgend und keuchend wandte er sich von dem Leichenberg ab. Egal was er bisher alles befürchtet hatte, mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Mit jedem Atemzug stieg mehr von dem furchtbaren Gestank in seine Nase. Erst als Draihn ihm ein Kräutertuch vor das Gesicht drückte, begann der Duft zu verschwinden. Der Geschmack auf Elrikhs Zunge war dadurch jedoch nicht zu vertreiben.
„Lass dir Zeit. Atme ruhig.“
Es half nichts. Elrikh musste sich übergeben und versuchte dabei nicht weiter an die verbrannten Körper zu denken. Die anderen hatten sich inzwischen vorsichtig den Gruben genähert. Schnell erkannten sie, dass auch Zentauren und Sahlets unter den Opfern waren. Zum ersten Mal seitdem die Gruppe aufeinander getroffen war, konnte man so etwas wie eine Gemeinsamkeit zwischen Rigga und Rethika ausmachen. Als die Schamanin die geschändeten Körper ihrer Brüder und Schwestern sah, brach sie in Tränen aus und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Hier, so weit entfernt von ihrer Heimat, wurde sie vom Tod ihres Volkes verfolgt. Hatte die Schamanin doch gehofft mit ihrem Dienst für die Götter einen erlösenden Segen für ihre Leute zu erhalten, erschien ihr diese Schicksalswendung wie eine
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