Blutlinie
schlafen“, informierte mich Brandon ganz nebenbei.
„Ein Bett, juchhuuuu! Auch wenn da schon Hunderte von Leuten drin geschlafen haben und die Matratze alt und schimmlig ist, ich freue mich drauf!“
Ich streckte die Hände in die Luft, dann sank ich wieder in mich zusammen.
Brandons Blick nagelte mich fest.
„Das ist der Schock, oder?“
„Sieht so aus“, pflichtete ich ihm bei.
Es dunkelte bereits, als er rechts abbog und eine Auffahrt hinauffuhr, die vor einem roten Backsteinhaus endete. Die Leuchtreklame, an der einige Lampen defekt waren, verkündete, dass alle Zimmer ausgebucht waren. Ich wollte Brandon darauf hinweisen, sagte aber nichts. Er hatte es sicher gesehen, und ließ sich trotzdem nicht beirren.
Vor uns erstreckten sich kleinere Apartments auf zwei Etagen, die ziemlich heruntergekommen aussahen. Mir war es egal, ich wollte nur noch eine heiße Dusche und die Beine ausstrecken. Zum zweiten Geschoss führte eine Treppe hinauf, die in einem Geländer, das um das Gebäude herumging, endete.
„Komm bitte mit hinein.“
Ich kam seiner Aufforderung nach, Blood blieb im Wagen. Wir betraten das Büro des Eigentümers durch eine Schwingtür. Drinnen schlug uns eine brodelnde Hitze entgegen, die mir den Atem nahm. Es roch verfault, Brandon rümpfte die Nase. Ein Mann, Mitte 50, kam aus einem hinteren Raum angeschlürft und begrüßte uns.
„Tut mir leid, aber es ist alles ausgebucht“, lächelte er und entblößte dabei eine Zahnlücke.
Wie in einem billigen Film , schoss es mir durch den Kopf.
„Hören Sie, wir sind seit Stunden unterwegs, und das nächste Motel ist mindestens eine Stunde entfernt. Also sehen Sie noch mal nach.“
Boah! Brandon, der Charmeur ! Er klang so einschüchternd, dass sogar ein Riesenalligator einen doppelten Flickflack ausgeführt hätte, wenn er das zu diesem Vieh gesagt hätte. Die Tonlage war so rau und schneidend, dass sie Eiswürfel geschmolzen hätte. Hörte ich da ein Grollen in seiner Brust? Und dieser Blick! Oh man! Notiz im Stillen: Leg dich nie mit ihm an! Ab jetzt zumindest.
Dem Mann brach Schweiß aus, kleine Tropfen glitzerten auf seiner Stirn.
„Ähm…wir haben noch ein Apartment ganz am Ende, aber da hat es gebrannt. Dürfte nicht nach ihrem Geschmack sein.“
„Ist der Schaden schlimm?“, mischte ich mich ein.
„Den Teppich und ein Teil des Schrankes hat es arg mitgenommen, sonst geht es. Die Versicherungsheinis sind solche Halsabschneider! Wollen fast nichts bezahlen.“
„Wir nehmen es. Ich zahle bar.“
Brandon gab ihm einen Schein, der das Zimmer mit Sicherheit nicht annähernd wert war. Glücklich versenkte der Mann ihn in der Hosentasche, gab Brandon den Schlüssel und erklärte, dass es Apartment Nummer eins war. Wir stiegen wieder ins Auto, wo uns Blood schwanzwedelnd zurückbegrüßte, dann fuhr Brandon bis ans Ende des Komplexes und stellte den BMW um die Ecke ab, damit er nicht gleich gesehen wurde. Er schulterte meine Reisetasche, ich nahm die Tüten mit dem Essen und Bloods Decke an mich, dann betraten wir das Apartment. Es roch nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte, eher so, als hätte man ein paar Schachteln Streichhölzer angezündet und ausbrennen lassen. Zwei einzelne Betten mit bunten Tagesdecken standen auf der rechten Seite, mit jeweils einem Nachttisch und einer Leselampe. Linkerhand ein Tisch mit unechten Blumen, zwei Stühlen, ein alter Fernseher, der wie aus der Nachkriegszeit wirkte, daneben der angesengte zweitürige Schrank. Vom Teppich waren nur noch Fetzen übrig, darunter schaute Holzfußboden hervor, schwarz und morsch. Ich stellte die Tüten auf dem Tisch ab, dann breitete ich die Decke von Blood zwischen den beiden Betten aus. Brandon kam aus dem Bad.
„Alles in Ordnung“, sagte er.
„Was hast du erwartet? Dass der Typ aus Psycho in der Dusche steht?“
Er lächelte.
„Man kann nie wissen.“
Er kannte also den Film. Ein gutes Zeichen oder eher ein schlechtes?
Brandon zog die Übergardinen vor die beiden Fenster, die sich neben der Tür befanden, schloss sorgfältig ab und schien zufrieden. Ich ging ins Bad, um Bloods Schüssel mit frischem Wasser aufzufüllen. Er leckte so gierig das kühle Nass, dass ich ein zweites Mal nachfüllen musste. Eine Dusche, Waschbecken und Toilette lachten mir entgegen. Dass das Bad kein Fenster hatte, war zweitrangig. Wieso wusste man solche Dinge plötzlich wieder zu schätzen?
Mein Blick fiel wieder in den Raum, der über den Betten mit Holzpanelen
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