Blutlinien - Koeln Krimi
Dringendes anliegt, ansonsten begnügen wir uns mit SMS .«
»Mit welcher Maschine sind Sie gelandet?«
»Sie verdächtigen mich?« Elise Ackermann rückte von Maline weg. »Sie haben doch nicht alle Tassen im Schrank!«
»Reine Routine.«
»Von wegen. Ich weiß, wie die Sache läuft. Da geschieht einem Menschen wahnsinniges Leid, und dann, eh man sich’s versieht, steht man am Pranger.« Sie sprang auf. »Verlassen Sie sofort mein Haus!«
»Frau Ackermann, das ist eine Routinefrage, die ich stellen muss«, beteuerte Maline und erhob sich ebenfalls. »Wir müssen in alle Richtungen ermitteln, und dazu gehört auch, dass ich Ihre Angaben überprüfe. Wir wollen den Mörder Ihrer Freundin finden, das wollen Sie doch auch, nicht wahr?«
»Natürlich.« Elise Ackermann schien sich zu beruhigen. »Entschuldigen Sie bitte meinen Gefühlsausbruch.«
»Kein Problem.«
Maline folgte ihr ins Wohnzimmer, während Lou mit Frau Boes in der Küche blieb.
»Warum hat Ihre Partnerin ihren Wagen nicht in die Garage gefahren, sondern auf der Straße geparkt, wenn Ihr Auto am Flughafen stand?«, fragte Maline, als sie Elise Ackermann auf dem Sofa gegenübersaß.
»Karina hatte ständig Probleme mit dem Schloss, es klemmt, und sie bekam es nicht immer auf. Außerdem ist die Garage sehr eng. Das Einparken ist Millimeterarbeit, und Karina ist … war nicht gerade die Geduldigste. Deshalb hat sie ihr Auto eigentlich immer auf dem Niehler Damm abgestellt.« Tränen liefen über Elise Ackermanns Gesicht. Sie wischte sie nicht fort, ließ sie einfach laufen und starrte ins Leere.
»Wie hat Thomas Marcks auf das Ende der Beziehung reagiert?«, fragte Maline. »Wie ist er damit klargekommen, dass seine Frau ihn wegen Ihnen verlassen hat?«
»Thomas? Stress hat er gemacht. Er ist ein Idiot, aber Mord?«
»Was heißt Stress? Ist er handgreiflich geworden? Neigt er zu Gewalt?«
»Er hat Karina einmal hier vor dem Haus aufgelauert und eine Riesenszene gemacht. Sie hat sogar die Polizei gerufen, aber wirklich gefürchtet hat sie sich nicht vor ihm und ich auch nicht.«
»Gab es noch andere Probleme, Streit mit der Familie, Freunden?«
»Sie meinen, der Täter könnte auch aus unserem Umfeld stammen?«
»Wir müssen alles in Betracht ziehen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind die meisten Verbrechen Beziehungstaten.«
»Mir fällt im Moment nichts ein.«
»Ich habe vorerst noch eine letzte Frage: Haben Sie eine Ahnung, was Ihre Freundin am Abend ihres Todes gemacht haben könnte?«
»Eigentlich hätte sie Nachtdienst gehabt, aber es gab irgendeinen Tausch, und deshalb hatte sie früher Feierabend, das schrieb sie mir in einer SMS .« Elise Ackermann hob die Schultern. »Wahrscheinlich war sie noch im ›Weißen Holunder‹, dort hat sie sich manchmal mit Freunden getroffen, wenn ich auf Geschäftsreise war.«
»Gibt es sonst einen Ort, wo sie nach Feierabend gern hingegangen ist?«
»In die ›Maxbar‹, sie mag die Cocktails dort … mochte, muss ich jetzt ja wohl sagen …« Sie begann am ganzen Körper zu zittern und brach erneut in Tränen aus.
Köln-Innenstadt, »Maxbar«
Obwohl es noch ziemlich früh am Abend war, saßen in der »Maxbar« schon einige Leute am Tresen. Zuvor hatten Lou und Maline im »Weißen Holunder« eine Befragung durchgeführt, aber sie war wenig effektiv verlaufen. Zwar hatte sich der Wirt äußerst hilfsbereit gezeigt und bestätigt, dass sich Karina Marcks hin und wieder mit einigen Leuten in seiner Kneipe traf, aber vorgestern Abend war sie nicht hier gewesen, und er hatte sie eine längere Zeit nicht gesehen.
Von ihren Recherchen in der »Maxbar« erhofften sich die Kommissarinnen einen Hinweis, eine Idee, einen Fingerzeig, der sie in diesem Fall voranbrachte.
Von dumpfen Bässen begleitet schüttelte der durchtrainierte Typ hinter der Bar weiter den silbernen Shaker und blickte dabei von den Polizeiausweisen auf das Foto von Karina Marcks, das Lou über die Theke hielt. Seine pink gefärbten Haare standen erstklassig frisiert, die Seiten waren beinahe kahl rasiert.
Geschminkte Augen fanden Malines Blick.
»Klar kenne ich Karina«, flötete er, goss den Inhalt des Shakers in Gläser, steckte jeweils eine Cocktailkirsche auf ein dünnes Holzstäbchen und stellte die Drinks vor zwei Gäste, die im hinteren Teil der Bar saßen.
Maline und Lou nahmen Hocker in Beschlag.
Der Barkeeper kam zurück und lehnte sich über die spiegelblanke Theke. »Karina kommt regelmäßig vorbei. Was wollen Sie
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