Blutlinien - Koeln Krimi
Monaten und wollte die Scheidung.«
Lou und Maline tauschten Blicke.
»Meine Frau wohnt nicht mehr hier, das alles … sie wollte … Wir waren uns einig, dass …«
»Wo wohnte sie seit der Trennung?«, fragte Lou.
Marcks nannte die neue Adresse, und damit setzte sich für die Kommissarinnen das Puzzle weiter zusammen. Die Anschrift lag in der Nähe des Leichenfundortes.
»Hat sie sich von Ihnen getrennt?«, fragte Lou.
Marcks zögerte. »Es ging einfach nicht mehr. Wir haben uns nur noch gestritten. Wer sich dann letztlich von wem getrennt hat … ich denke, wir wollten es beide.«
Lou ließ Thomas Marcks nicht aus den Augen. »Wie lange waren Sie zusammen?«
»Verheiratet. Vierzehn Jahre.«
»Wie war Ihr Kontakt seit dem Auszug?«
»Unser Verhältnis war freundschaftlich … trotz allem«, sagte Marcks. »Samuel kann das bestätigen.«
»Wir bezweifeln es nicht«, sagte Lou, obwohl sie spürte, dass Marcks nicht die Wahrheit sagte. »Und Samuel ist Ihr gemeinsamer Sohn?«
Thomas Marcks schüttelte den Kopf. »Karina und ihr erster Mann haben ihn adoptiert, als er noch ein Baby war. Er lebt jetzt in einem Internat und …« Er wurde blass. »Du meine Güte, wie bringe ich ihm bei, dass seine Mutter …« Er sah flehend von Maline zu Lou, atmete durch. »Entschuldigen Sie bitte, ich würde gerne kurz versuchen, den Jungen anzurufen.«
»Meinen Sie nicht, dass es besser wäre, ihn über den Tod seiner Mutter persönlich in Kenntnis zu setzen?«, fragte Lou.
Marcks bekam einen roten Kopf, wischte Schweiß von der Stirn und legte das Handy aus der Hand. »Sie haben recht. Außerdem ist unser Verhältnis ein wenig … angespannt. Samuel lässt sich nicht gerne etwas sagen, und die Trennung ist auch nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Ich denke, seine Familie, also die Großeltern, sollten sich kümmern. Eigentlich ist es ihre Sache.«
»Was war der Grund für die Trennung?«, fragte Lou.
Er starrte sie aus glasigen Augen an. »Wie gesagt, wir haben uns häufig gestritten, und sie hat gesagt, dass sie mich nicht mehr liebt.«
»Und Sie waren einverstanden mit dem Ende Ihrer Ehe?«
»So etwas muss man akzeptieren, oder? Ich konnte meine Frau ja nicht zwingen zu bleiben. Allerdings hatte ich Hoffnung. Ich dachte, wenn ich sie loslasse, kommt sie vielleicht irgendwann zurück, und ich bin davon überzeugt, so wäre es auch gewesen …«
»Herr Marcks, ich weiß, das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber wir müssen wissen, wo Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag waren«, sagte Lou. »Das ist eine reine Routinefrage.«
»Ich war mit meinen Geschwistern im Gaffel am Dom, einmal im Jahr treffen wir uns dort. Das ist Tradition.«
»Wann sind Sie zu Hause gewesen?«
»Ich weiß es nicht genau, so gegen ein Uhr in der Nacht.«
»Kann das jemand bestätigen?«
»Einer meiner Brüder hat mich nach Hause gefahren. Er hat auch bei mir übernachtet. Ich kann Ihnen gerne seine Adresse geben.« Marcks griff einen Notizzettel und schrieb die erforderlichen Daten auf.
»Nur noch eine Frage«, sagte Lou. »Lebte Ihre Frau in einer Beziehung? Gab es einen neuen Mann in ihrem Leben?«
Ganz offensichtlich ein schmerzhaftes Thema. Marcks presste die Lippen zusammen, ballte die Fäuste.
Lou beließ es fürs Erste dabei. Immerhin hatte dieser Mann gerade erfahren, dass seine ehemalige Partnerin ermordet worden war, und schien noch Gefühle für sie zu haben.
Köln-Niehl, Niehler Damm
Schweigend näherten sich Maline und Lou dem weiß verklinkerten Einfamilienhaus mit Rheinblick. Es stand umgeben von kniehohen Hecken auf einer kleinen Anhöhe. Von hier war es bis zum Haus der Cordes’ und damit zum Fundort der Leiche ein Katzensprung.
Maline klingelte, und eine kräftige, mollige Frau öffnete nahezu im selben Moment die Tür. Ihre Hände steckten in gelben Gummihandschuhen, schwarze Haare schauten unter einem Tuch hervor.
»Ja bitte?«
»Kriminalpolizei«, sagte Maline. »Können wir hereinkommen?«
Die Frau schielte zu den Gartenzwergen, die windgeschützt neben der Haustür standen, als müsste sie die Figuren um Erlaubnis fragen. »Ich … ich weiß nicht. Vielleicht warten Sie, bis zumindest die Frau Doktor zurück ist …«
»Wie heißen Sie?«, fragte Maline.
»Annemarie Boes.«
»Arbeiten Sie hier, oder sind Sie mit Frau Dr. Marcks verwandt?«
Frau Boes verzog den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Nein, ich … kümmere mich um den Haushalt, sozusagen.«
»Ist jemand im
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