Blutlinien - Koeln Krimi
Lippen bebten.
Maline befeuchtete ein Handtuch und wischte ihr behutsam Fleischreste von den Händen.
Flehende Augen fanden ihren Blick. »Wie ist es passiert? Und wann?«
»Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. Aber wahrscheinlich ist der Tod vorgestern Nacht eingetreten.«
Elise Ackermann schluchzte laut auf.
»Sollen wir nicht erst einmal jemanden anrufen … eine Freundin oder vielleicht einen Arzt?«, fragte Lou.
Sie schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie mich nicht früher informiert?«
»Ihre Identität war unklar«, sagte Maline. »Sie hatte keine Papiere bei sich, und gemeldet ist sie unter dieser Adresse auch nicht. Es hat etwas gedauert, bis wir wussten, wer die … sie ist.«
»Karina hat sämtliche Ausweise verloren und neu beantragt. Und die Ummeldung … in solchen Dingen war sie … Sagen Sie mir bitte sofort, was passiert ist.«
Maline holte Luft.
Elise Ackermann schlug mit der Faust auf den Glastisch. »Ich habe ein Recht zu erfahren, was mit meiner Lebensgefährtin geschehen ist!«
»Sie wurde ermordet«, sagte Maline so ruhig wie möglich.
»Das ist unmöglich.«
»Offensichtlich wurde Ihre Freundin durch Gewalteinwirkung so schwer verletzt, dass sie ihren Verletzungen erlag.«
»Gewalteinwirkung?«
»Im Augenblick kann ich Ihnen nicht mehr sagen.«
In dem Moment begann Elise Ackermann zu schreien. Laut. Hemmungslos. Durchdringend.
Frau Boes sackte ebenfalls auf einen Stuhl und hatte Tränen in den Augen.
Maline setzte sich neben Elise Ackermann. »Ich weiß, es ist schwierig für Sie, aber wir wollen den Täter fassen und herausfinden, wie …«
»Warum? Wer sollte Karina …?«
»Genau darüber möchten wir mit Ihnen sprechen. Haben Sie irgendeine Idee, wer Ihrer Freundin das angetan haben könnte?«
Minuten verstrichen.
»Frau Ackermann?«, nahm Maline den Faden wieder auf. »Sollen wir später noch einmal wiederkommen? Möchten Sie alleine sein?«
»Wir sind erst vor einigen Monaten zusammengezogen, aber wir kannten uns schon ewig … Karina ist … war noch verheiratet.« Sie wurde erneut von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt.
»Frau Marcks war so ein wunderbarer Mensch«, flüsterte Frau Boes. »Warum sollte jemand eine Kinderärztin töten?«
Elise Ackermann schreckte hoch. »Samuel! Oh Gott, ich muss …« Sie sprang auf und lief aus der Küche, die Diele entlang. Maline setzte ihr nach, folgte ihr durch eine schmale Tür, die Haus und Garage miteinander verband, in der nur ein Auto Platz hatte.
Schon saß Elise Ackermann hinter dem Steuer des Fords. Maline klopfte an die Beifahrerscheibe.
»Sie sollten jetzt besser nicht Auto fahren.«
Elise Ackermann legte den Kopf aufs Lenkrad, den Zündschlüssel hielt sie noch in der Hand. Maline öffnete die Wagentür, nahm ihr behutsam den Schlüssel ab und war froh, dass sie wieder aus dem Fahrzeug stieg.
Mechanisch speicherte Maline Details. Diverse Fahrräder standen neben einer Kawasaki, in der Ecke wartete ein schnittiger Jetski auf den nächsten Sommer. Über einem Stapel Brennholz hing ein Surfbrett, daneben zwei Kajaks. An einer Stange baumelten zwei Bojen und einige Plastikkleiderbügel.
Maline folgte Elise Ackermann in die Diele, sah, wie sie kraftlos zu Boden sank, und ging neben ihr in die Hocke.
»Samuel, ich muss ihn anrufen.«
»Natürlich, ich verstehe, dass Sie mit Samuel sprechen wollen.« Maline berührte Elise Ackermann am Arm.
»Karinas Eltern werden sich um ihn kümmern und nicht zulassen, dass ich mich da einmische. Sie mögen mich nicht besonders.« Elise Ackermann sah sie an. »Können Sie sich mit Ihnen in Verbindung setzen? Ich fühle mich außerstande, jetzt mit den Immenhoffs zu reden.«
Maline nickte.
Eine Weile saßen sie still nebeneinander.
»Mord«, flüsterte Elise Ackermann. »Ich kann mir nichts vorstellen, was so gravierend ist, dass jemand Karina deswegen umbringen sollte. Das ist unvorstellbar!«
»Wir müssen versuchen, uns ein Bild zu machen«, sagte Maline. »In dem Stadium der Ermittlungen kann jeder noch so kleine Hinweis hilfreich sein. Uns interessiert zum Beispiel, warum Sie Ihre Partnerin nicht als vermisst gemeldet haben.«
»Ich komme gerade vom Flughafen. Ich war drei Tage in Madrid, meine Firma …« Sie begann wieder zu weinen.
»Haben Sie denn nicht miteinander telefoniert?«
»Am Sonntag, aber nur kurz. Bei meinen Geschäftsreisen bleibt immer nur wenig Zeit, und Karina ist ja auch so eingebunden … Wir sprechen nur miteinander, wenn etwas
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