Blutlinien - Koeln Krimi
Tierarztpraxis, denn eigentlich wird es nur noch in der Veterinärmedizin verwendet und kommt zum Beispiel bei Einschläferungen zum Einsatz.«
»Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Cesare euch töten würde? Er liebt dich abgöttisch.«
»Eben deshalb«, flüsterte Marilyn.
»Du übertreibst wie immer und bist theatralisch.«
»Ich übertreibe ganz und gar nicht.«
»Okay, dann eben nicht. Trotzdem finde ich diesen heimlichen Auszug übertrieben, auch wenn ich gestehen muss, dass ich dir diesen Elan gar nicht zugetraut hätte.«
»Du unterschätzt mich wie Cesare«, sagte Marilyn und wandte sich dem restlichen Porzellan zu.
Das tiefe Nebelhorn eines Schiffes war zu hören, der Rhein floss in unmittelbarer Nähe. Über dem Fluss hing seit dem Morgen ein dichter Schleier, und immer wieder schüttete es wie aus Kübeln. Aber am späten Nachmittag sollte die Sonne hervorkommen. Für den Umzug eine nützliche Aussicht.
Schweigend schraubte Viktor die Küchenlampe von der Decke. Anschließend begann er damit, sämtliche Bilder von den Wänden zu nehmen.
»Cesare und du«, rief er über den Flur, »ihr seid jetzt über zwanzig Jahre ein Paar. Ich habe immer gedacht, dass ihr wichtige Entscheidungen gemeinsam trefft. Ich glaube nicht, dass er diese Wohnung aufgeben würde, niemals! – Habt ihr einen Kreuzschraubenzieher?«
»In der Werkzeugkiste unter der Garderobe.«
Eine Weile arbeiteten sie konzentriert.
»Cesare hat in den vergangenen Jahren versucht, jedes Problem von mir fernzuhalten«, sagte Marilyn, als Viktor wieder im Türrahmen erschien. »Eigentlich hätte es umgekehrt sein müssen. Ich bin schließlich viel älter als er. Jetzt schaffe ich Fakten und werde ihm beweisen, dass er sich auf mich verlassen kann. Letztlich wird er erleichtert sein.«
»Das ist doch keine Frage des Alters«, meinte Viktor. »Aber ich weiß, glaube ich, was du meinst.«
Marilyn goss Tee in zwei übrig gebliebene Tassen und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. Viktor setzte sich auf den Boden und verzog das Gesicht.
»Hast du auch Bier? Von Tee wird mir blümerant.«
»Hinter dir in der Kühltasche.«
Viktor bediente sich.
»Was würde ich nur ohne dich machen«, sagte Marilyn.
»Ich komme mir scheußlich vor.« Viktor trank einen Schluck. »Immerhin ist Cesare auch mein Freund, und ich helfe dir, euer gemeinsames Zuhause zu demontieren.«
»Glaub mir, ihm wird ein Stein vom Herzen fallen.« Marilyn stellte die Tasse ab. »Ummelden muss ich uns auch noch.«
»Das hat doch keine Eile«, meinte Viktor.
»Doch, mir sind auch sämtliche Ausweise gestohlen worden, und ich muss sie dringend neu beantragen.«
»Echt? Wann denn?«
»Ach, dass ist bestimmt zwei Wochen her, wahrscheinlich im ›Gezeiten‹. Sehr ärgerlich, aber immerhin kann ich so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Ich beantrage die Papiere und melde uns gleich um.«
»Soll ich dich zum Amt begleiten?«, fragte Viktor.
»Nein, heute schaffe ich das nicht. Ich muss die Möbelpacker überwachen, sie bekommen ihr Geld stundenweise.«
Viktor leerte die Bierflasche und blinzelte Marilyn zu. »Diese Aufgabe würde ich dir ja gerne abnehmen, aber leider muss ich bald los.«
Sie machten sich wieder an die Arbeit. Eine Zeit lang werkelten sie getrennt, bis Viktor irgendwann um die Ecke schaute.
»Kann ich die Spritzen mal sehen?«
»Glaubst du mir nicht?«, fragte Marilyn.
Viktor hob die Schultern.
Marilyn ging ins Wohnzimmer. Auch hier standen Kisten und auseinandergeschraubte Möbel. Der kleine Sekretär war ebenfalls abholbereit. Sie öffnete die Klappe und zog eine Schublade auf. Ein dunkelgrünes Tuch kam zum Vorschein. Beinahe feierlich faltete sie es auseinander und stutzte.
»Was ist?«, fragte Viktor.
»Es sind nur noch vier Spritzen, neulich waren es noch sieben.«
»Und was bedeutet das?«
Marilyn wurde blass. »Ich fürchte, nichts Gutes.«
Köln-Kalk, Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring
Behutsam legte Maline den Hörer auf und blieb einen Augenblick an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie musste das, was der Kollege vom LKA ihr gerade mitgeteilt hatte, sacken lassen.
Chiara sah auf. »Probleme?«
»Die Taten in Köln-Niehl und Flittard hängen zusammen.« Maline stöhnte. »Offenbar war die Analyse der Fingernagelabschnitte ein Treffer.«
»Die Ergebnisse von der Leiche in der Ruwenstraße liegen auch schon vor?«, fragte Chiara ungläubig.
»Tom hat Druck gemacht, irgendwie hatte er einen Riecher.«
»Das ist ja der
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