Blutlinien - Koeln Krimi
Hammer!« Chiaras Wangen röteten sich. »Jetzt werden wir sicher weitere Kräfte zur Unterstützung bekommen. Super, ein Riesenfall, und ich bin dabei!«
Bei der Besprechung, die zwei Stunden später stattfand, saßen fünfzehn Kolleginnen und Kollegen um den Tisch. Ben hatte sich in der Zwischenzeit umfassend vom LKA informieren lassen, und die neue MK »Messer« war durch zusätzliche Beamte anderer Kommissariate aufgestockt.
»Wir haben zwei Frauen, die erstochen wurden«, sagte Ben nach einer kurzen Begrüßung. »Die Tatwaffe könnte identisch sein. Vor allem aber hat die Spurenanalyse ergeben, dass an beiden Opfern sowohl an den Fasern als auch unter den Fingernägeln minimale Partikel von Polychloropren gefunden wurde.«
Allgemeines Gemurmel.
Maline wusste auch nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Details hatte sie bei ihrem Anruf nicht erfahren. »Geht es ein bisschen konkreter?«
Ben schaute auf sein Fax. »Laut Gutachter handelt es sich bei Chloropren-Kautschuk um eine Substanz, die beim Automobilbau und für isolierende Sportbekleidung verwendet wird.«
Maline blickte in fragende Gesichter.
»Sorry, Leute, ich habe die Infos auch eben erst bekommen.« Ben überflog laut lesend die Unterlagen. »Chloropren ist besser bekannt unter der Bezeichnung ›Neopren‹. In der Industrie wird es zur Herstellung von Dichtungen, Kabelummantelungen, für Antriebsriemen und Ähnliches verwendet … Bei den Spuren handelt es sich um eine geschäumte Variante, die überwiegend im Wassersport zum Einsatz kommt, also beim Surfen, Tauchen und Segeln. Allerdings wird sie auch bei der Herstellung von Sportbandagen, Schutzhüllen und Flaschenkühlern benötigt.«
»Also suchen wir nach einem Täter, der im weitesten Sinne im Sportbereich tätig ist oder irgendetwas mit dem Thema zu tun hat«, sagte Chiara und schob ihr spitzes Kinn vor.
»Möglicherweise«, sagte Ben. »Die Übereinstimmungen scheinen minimal, aber die operativen Fallanalytiker sind jetzt ebenfalls involviert und suchen nach ähnlichen Fällen, und zwar bundesweit. Unsere Aufgabe ist es, einen Zusammenhang zwischen den beiden Opfern herzustellen. Es muss eine Verbindung geben.« Ben sah in die Runde. »Ich möchte, dass sich ein Team die Videobänder der Rewe-Filialen vornimmt und so zügig wie möglich sichtet. Ein weiteres Team geht den Hinweisen aus der Bevölkerung nach, und ich bin gespannt, was die Schwester von Johanna Feldhaus zu sagen hat.«
Er stand auf und nahm seine Unterlagen an sich. »Anfragen der Medien bitte immer an Tom, mich oder die Pressestelle weiterleiten, und denkt dran, Leute: kein Täterwissen an niemanden!«
Köln-Nippes, Hartwichstraße
Barbara Feldhaus drehte den Schlüssel in der Tür. »So bleiben wir hoffentlich ungestört. Meine nächste Kundin kommt erst in einer halben Stunde.«
Die Schwester von Johanna Feldhaus hatte versichert, dass sie in der Lage sei, ein paar Angaben zu machen, und Maline und Chiara in ihr Geschäft gebeten. Das Nagelstudio lag nicht weit von Thomas Marcks’ Wohnung entfernt.
Nach einem kurzen Mittagessen auf der Neusser Straße fuhren Maline und Chiara bei strahlendem Sonnenschein in die Hartwichstraße. Endlich hatte sich der Dunstschleier aufgelöst.
Die Fassade von Barbara Feldhaus’ Geschäft erstrahlte in kräftigem Orange, die Einrichtung erinnerte Maline an eine Arztpraxis. Hellgraue Fliesen, auch an den Wänden. Es duftete nach einer Mischung aus Zitrone und Terpentin. Sie betrachtete die beachtliche Auswahl an Nageldesignbeispielen und Kosmetikmaterialen, die fein säuberlich in einem kleinen Tischregal vor ihr lagen.
Barbara Feldhaus setzte sich und schob eine UV -Lampe zur Seite. Maline räusperte sich und betrachtete die Schwester des Mordopfers. Sie trug einen hellgrauen Rollkragenpullover und darüber eine Kette aus dicken türkisfarbenen Steinen. Ihr Make-up war dezent, die Fingernägel perfekt manikürt.
»Ich muss mit gutem Beispiel vorangehen«, sagte Barbara Feldhaus, als sie Malines Blick bemerkte.
»Wir haben noch einige Fragen, damit wir uns ein Bild von Ihrer Schwester machen können«, sagte Maline.
»Ich weiß nicht, ob ich helfen kann, ich bin ziemlich fertig.« Sie tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
Interessiert nahm Chiara eines der Geräte in die Hand, das auf dem Tisch lag.
»Bitte nichts anfassen«, sagte Frau Feldhaus sofort. »Die Nagelfräse ist äußerst empfindlich.«
Chiara errötete.
»Was wir uns fragen,
Weitere Kostenlose Bücher