Blutlinien - Koeln Krimi
Lage, Auto zu fahren. Warum liegt Lou in diesem Krankenhaus?«
»Die haben eine gute Notfallambulanz«, sagte Maline. »Ich glaube allerdings nicht, dass sie euch auf die Intensivstation lassen.« Mit einem Blick auf den Strauß fügte sie hinzu: »Mit Blumen schon gar nicht.«
»Wie geht es ihr denn?« Hanna hatte Tränen in den Augen.
»Sie hat einen Steckschuss im Arm, zudem wurde ihr ein Schlag auf den Hinterkopf verpasst. Das Projektil haben die Ärzte schon herausoperiert, alles in allem hat sie Glück gehabt. Vor allem braucht sie jetzt Ruhe.«
Frieda putzte sich die Nase.
Michel tätschelte ihren Arm. »Das wird schon wieder.«
»Aber sie hat mich eben kaum erkannt«, sagte Frieda. »Sie wirkte wie weggetreten.«
»Das kommt von der Narkose«, sagte Maline. »Außerdem ist deine Mutter geschwächt, weil sie Blut verloren hat und eine Zeit lang in der Kälte lag.«
»Wer hat sie eigentlich gefunden?«, fragte Hanna.
»Eine Frau, die auf dem Weg zur Arbeit war, hat die Polizei alarmiert, weil ihr Lous Wagen auffiel, der wohl mitten auf einem Feld stand. Die Kollegen haben Lou dann neben dem Auto gefunden.«
Frieda schluchzte erneut auf.
»Deine Mutter ist eine Kämpferin.« Hanna strich Frieda über die Wange. »Was ist mit Lous Mutter und Henry? Sollen wir sie anrufen?«
»Mein Vater ist bis nächste Woche in Washington«, sagte Frieda.
»Und ich bin mir nicht sicher, ob es Lou recht ist, wenn wir ihre Mutter verständigen«, sagte Maline. »Vielleicht warten wir heute noch ab, wenn es ihr besser geht, kann sie selbst entscheiden.«
»Nikodemus weiß schon Bescheid«, sagte Frieda. »Aber er wollte Oma auch nicht anrufen.«
Helene Vanheydens Hausangestellter hütete nicht nur das Anwesen der alten Dame in Marialinden, sondern gehörte zur Familie. Lou schätzte ihn sehr.
»Er wird schon wissen, was zu tun ist«, sagte Maline und legte Frieda eine Hand auf die Schulter.
»Meine Mutter und ich, wir haben uns vorgestern gestritten«, sagte Frieda mit zittriger Stimme. »Was ist, wenn sie stirbt? Ich wollte doch nicht …«
»Lou stirbt nicht! Versprochen. Euer dummer Streit ist jetzt unwichtig«, sagte Maline und lenkte Frieda zum ausgelagerten Café des Krankenhauses.
»Wir müssen zurück ins Geschäft«, sagte Hanna, die den beiden gemeinsam mit Michel gefolgt war. »Wollt ihr noch bleiben?«
»Ich muss ins Präsidium«, sagte Maline. Erst jetzt bemerkte sie Hannas gerötete Augen, die Lachfalten um den Mund waren verschwunden, der Pagenkopf schien ungekämmt.
»Sollen wir dich nach Hause fahren?« Michel sah Frieda an.
»Das ist eine gute Idee«, sagte Hanna. »Du willst doch bestimmt bei Wilson sein.«
Maline schaute ihnen nach, bis sie um die Ecke zum Parkplatz verschwunden waren. Sie musste dringend etwas gegen den bitteren Geschmack auf ihrer Zunge unternehmen. Kurz entschlossen betrat sie das Café, bestellte einen Kaffee und machte sich dann noch einmal auf den Weg zurück in die Lobby der Klinik, um sich nach den Öffnungszeiten zu erkundigen.
Plötzlich spürte Maline wieder das heftige Beklemmungsgefühl in der Brust, gleichzeitig brach ihr kalter Schweiß aus. Nur mit Mühe schaffte sie es auf die Damentoilette. Dort hatte sie den Eindruck, dass der Boden unter ihren Füßen nachgab. Taumelnd stützte sie sich auf ein Waschbecken und sah in den Spiegel. Ihre Wangen waren gerötet, der schmale Hals fleckig; in den Fingern spürte sie eine unangenehme Taubheit. Ihr Herz schlug aufgeregt, und sie konnte nicht wirklich tief einatmen. Mit zittrigen Händen drehte sie den Hahn auf, ließ eiskaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen und fuhr sich durchs Gesicht.
Als sie endlich in ihrem Wagen saß, sah sie Clemens vorfahren. Er stellte das Auto ab und kam auf sie zugelaufen.
Maline ließ die Fensterscheibe herunter.
»Ich habe sämtliche Termine abgesagt und bin so schnell wie möglich gekommen«, sagte er und beugte sich zu ihr herab.
»Es sieht schlimmer aus, als es ist. Am besten halten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden.«
Köln-Kalk, Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring
Der Überfall auf Lou war das Gesprächsthema, als Maline wieder in der Dienststelle ankam. Die Fahndung nach dem Mann, der auf Lou geschossen hatte, lief auf Hochtouren. Lous Personenbeschreibung war vage, sie hatte ihn nicht richtig gesehen. Aber das Waldstück wurde quasi gescannt; wenn es Spuren gab, würden sie gefunden werden.
»Lou hat gesagt, dass zwei Schüsse auf sie abgegeben wurden, aber
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