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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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geschwitzt und sich schon mit einem Bein im Gefängnis gesehen. Zum Glück war alles gut gegangen, aber leicht war es nicht, seinen Vorsatz in die Tat umzusetzen.
    Die Japaner am Nachbartisch brachen auf. Cesare wurde klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. In aller Herrgottsfrühe ging sein Rückflug nach Köln.
    Schwächling, schalt er sich. Du musst es heute hinter dich bringen! Niemand wird dich verdächtigen. Gabriella hat unzählige Einstichstellen durch ihren Diabetes, und dazu ist sie herzkrank. Der Arzt wird eine natürliche Todesursache bescheinigen, und dann bist du alle Sorgen los. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
    Er strich sein dunkles Deckhaar zurück, zahlte, stand auf, steckte das gestreifte Hemd ordentlich in die Hose, nahm seinen Mantel und trat auf die überfüllte Promenade.
    Zwei Stunden später näherte er sich der Calle de Forno. Entschlossener als jemals zuvor stieg er die steile Treppe im Haus seiner Schwester hinauf.
    Basilikumduft hing in der Luft. Cesare verschwand in seiner Kammer und wühlte in dem Trolley nach den Spritzen.
    Gabriella lag, nur mit einem bunten Kittel bekleidet, auf dem Sofa in der Küche und schaute Soaps. Cesare verbot sich jedes weitere Zaudern, warf sich auf sie, hielt ihren Arm fest und rammte ihr die erste Spritze in die Vene.
    * * *
    Die Ausweise, die ich klaue, sortiere ich nach Stadtteilen und bevorzuge bei der Wahl meiner Opfer Adressen, die in Rheinnähe liegen. Ich spüre den kalten Strom, wenn ich nach getaner Arbeit in den Fluss steige, um mir das Blut abzuwaschen und meine Hitze herunterzukühlen.
    In der Regel mache ich mir ein Bild vor Ort. Bevor ich zuschlage, verschaffe ich mir Zugang zu den Wohnungen. Die meisten Schlösser sind leicht zu öffnen und für mich kein Hindernis. Und wenn doch, lasse ich mich überraschen und verzichte auf einen Vorabbesuch. Um mein nächstes Opfer schleiche ich schon eine Weile herum. In dieser Wohnung konnte ich mich nicht umsehen. Drei Schlösser. Eins davon habe ich nicht aufbekommen. So etwas kann mich ärgern. Aber es spielt keine Rolle, der Erstbesuch ist nur als Appetitanreger gedacht.
    Heute Abend führt mich mein Weg nach Köln-Mülheim. Ich nähere mich der Adresse, und siehe da, die Zielperson schleicht im Schatten der Häuserfront vor mir her. Er hat mich wahrgenommen, aber seine verstaubten Gehirnzellen lassen keine richtigen Schlüsse zu, da bin ich mir sicher. Nun verschwindet er in diesem dreistöckigen Haus.
    Es dauert, bis das Licht im ersten Stock angeht. Auf dem Klingelschild stehen zwei Namen. Er wohnt ja nicht allein, aber diese Tatsache spielt im Augenblick keine Rolle. Am Flughafen gestern habe ich einen Abschied beobachtet, Gepäck für höchstens zwei Tage. Und selbst wenn ich falschliege, es ist völlig egal. Ich kann auch beide kaltmachen.
    Ich habe es nicht eilig, schlendere in der Abendsonne. Auf dem Weg bin ich an einer Eckkneipe vorbeigekommen. Zwei, drei Kölsch können nicht schaden. Meine Faust umschließt das Messer in der Manteltasche, als ich den Laden betrete.
    Schwarz gekleidete Menschen mit geröteten Augen. Im angeschlossenen Saal findet ein Leichenschmaus statt. Ich liebe Beerdigungen und alles, was damit zusammenhängt, spüre eine seltsame Freude beim Anblick offener Gräber und studiere aufmerksam Schleifen an Blumenkränzen. Früher habe ich regelmäßig Beerdigungsanzeigen gelesen, mich Trauernden angeschlossen, bin ihnen zum Reueessen gefolgt und habe ungeniert bei den belegten Brötchen zugegriffen. Eine einzigartige Energie schwebt in Räumen, in denen getrauert wird.
    So ist es auch hier, die Mischung ist interessant. Trauernde und Fußballfans. Ich fühle mich wohl, trete an den Tresen. Ehrliche, einfache Menschen kippen das Bier stehend, den Fernseher über dem Tresen fest im Blick, und beachten mich nicht weiter.
    Zigarettenqualm hüllt mich ein, in dieser Kneipe trotzt man Verboten. Eine Wirtin zapft Kölsch vom Fass. Auf ihren Fingernägeln glänzt Glitzernagellack. Flink ist sie, lacht und scherzt mit den Gästen.
    Ich beobachte die Hinterbliebenen, die in einiger Entfernung stehen, rauchen und sich schwatzend Mettbrötchen mit Zwiebelringen in den Mund schieben. Ein Trauergast löst sich von der Gruppe und schlendert herüber, bleibt neben mir stehen und berührt mich leicht am Ärmel. Das Gesicht des Alten glänzt wie eine Schwarte. Sein Hemd spannt am Kragen, er hebt sein Glas in meine Richtung. »Auf die Verstorbene.«
    Ich trinke mit, und schon

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