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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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habe eigentlich keine Zeit«, sagte Annemarie Boes und schaute verunsichert, als sie auf einem der Sessel Platz nahm. »Das Haus ist voll mit Gästen …«
    »Wir haben nur ein paar Fragen.«
    »Natürlich, wenn ich Ihnen helfen kann.«
    »Wo waren Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag?«
    Annemarie Boes schaute verdutzt. »Ich glaube, ich verstehe die Frage nicht.«
    »Das ist doch ganz einfach«, kam Chiara Maline zuvor. »Wo waren Sie in der Nacht, als Frau Marcks ermordet wurde?«
    »Im Bett, denke ich.«
    »Denken Sie das, oder sind Sie sich sicher?«, setzte Maline nach. »Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Antwort.«
    Annemarie Boes schluckte. Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben.
    »Ich war hier, habe nach dem Rechten gesehen und bin dann nach Hause gefahren.«
    »Haben Sie irgendjemanden im Haus gesehen?«, fragte Maline.
    »Wen soll ich gesehen haben? Samuel war im Internat, seine Mutter im Krankenhaus und Frau Ackermann in Madrid. Nein, ich war ganz allein.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Wann sind Sie hier weggefahren?«
    Annemarie Boes überlegte. »Das war so gegen zwanzig Uhr, schätze ich.«
    »Kann das jemand bestätigen?«
    »Mein Mann. Wir haben zusammen zu Abend gegessen und anschließend an einem Fotoalbum für unseren Sohn gebastelt. Er ist zum ersten Mal Vater geworden und …«
    »In der Garage sind nur zwei Neoprenanzüge«, sagte Maline. »Frau Ackermann ist der Ansicht, dass einer fehlt. Können Sie uns dazu etwas sagen?«
    Annemarie Boes starrte abwechselnd Maline und Chiara an. Wieder fiel Maline die Ähnlichkeit zwischen ihr und Frau Ackermann auf.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sich der Anzug befindet?«
    »Bei mir zu Hause«, stammelte Frau Boes. »Warum?«

Köln-Mülheim, Salzstraße
    Cesare gab sich einen Ruck und stieß die Küchentür bis zum Anschlag auf.
    Blitzschnell erfasste er den gesamten Raum. Die Küchenmöbel fehlten gänzlich, der Herd war abmontiert. Warum war die Wohnung leer geräumt? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Auf dem Boden direkt vor sich machte er eine Blutlache aus. Das Fenster stand sperrangelweit offen. Regen tropfte auf den hellen Marmorsims. Ein Keramikübertopf lag auf dem Fußboden, offenbar war er von der Fensterbank gefegt worden. Dunkle Blumenerde lag verstreut.
    Das Geräusch. Nah. Dumpf. Zugluft ließ das kleine gekippte Seitenfenster zu- und wieder aufschlagen. Rahmen stieß auf Rahmen.
    Cesares Anspannung verflog. Er war allein. Niemand lauerte in der Wohnung.
    Die Erleichterung blieb nicht.
    Zentnerschwer knallte die Trauer zurück auf sein Herz. Er lief in den Flur, warf sich auf den Boden, griff die Hände des Geliebten und küsste sie.
    Der Geschmack von Blut legte sich auf seine Lippen.
    »Liebster«, flüsterte er. »Wer hat dir das angetan?«
    Cesare hauchte Kosenamen. Bilder zogen vorbei. Gemeinsame Jahre drängten in sein Bewusstsein. Gute Jahre, angefüllt mit Glück. Ein Füllhorn voller Liebe.
    Es klingelte an der Wohnungstür. Penetrant. Cesare rührte sich nicht. Er wollte niemanden sehen, mit keinem Menschen sprechen, seinen Liebsten nicht teilen, niemals mehr seine Aufmerksamkeit von ihm abwenden.
    Er wanderte fort, ging durch die Jahre, während es in der Ferne wiederholt klingelte. Er blieb weit weg. Rosenstolz. Sie hatten ein Lied über ihre großartige Liebe geschrieben.
    »Marilyn. Weißt du nicht, wie schön du bist?«
    Vorwürfe keimten auf. Du hast ihn alleingelassen. Einsam und gewaltsam war Marilyns Tod. Du hättest da sein müssen, dann würde er noch leben.
    Polizei. Daran führte kein Weg vorbei. Ein Mörder lief frei herum. Es musste Zeugen geben. Die Hausgemeinschaft war überschaubar. Ein bestialischer Mord und dann auch noch die Wohnung leer räumen, das geschah doch nicht unbeobachtet. Bestimmt hatte irgendjemand etwas gesehen. Vielleicht der alte Auerbach, die Else Kling des Hauses.
    In welchen Zeiten leben wir? Hier gab es nichts von Wert. Überhaupt nichts! Diese Barbaren!
    Geschrei. Cesare zuckte zusammen. Rufe hallten durch die Gassen von Venedig. »Killer! Omicidio! Assassino! L’abbiamo visto, l’abbiamo visto! Santa Maria Regina dei Cieli! Era il fratello!« – Sie werden mich holen kommen, die Spur wird zu mir führen! Santo Dio! Ich bin verloren. So oder so.
    Ein Gedanke nistete sich ein, hinterhältig und gemein. Marilyn wollte dich verlassen, deshalb sind die Möbel verschwunden.
    Cesare richtete sich auf, wankte ins Bad. Übergab sich über der Toilette.
    Dein Liebster hatte

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