Blutmond der Templer
Sicherheit und Rückendeckung. Wer immer sich auch anschlich, er konnte nur von vorn oder von der Seite her kommen. Ja, da war es wieder!
Dieses Schleifen, dieser Schritt, zudem noch lauter, das heißt, der Unbekannte mußte näher an ihn heran gekommen sein. Die kalte Haut verdichtete sich auf seinem Rücken. Er atmete nur mehr durch die Nase oder durch den halboffenen Mund, jedenfalls sehr flach und nicht störend.
Wieder ein Schritt!
Vor ihm, vielleicht etwas schräg versetzt. Der Abbé geriet allmählich in Panik. Er dachte an die furchtbaren Messer, durch die die Mönche den Tod gefunden hatten, und bekam Magenschmerzen.
Wo stand der Mörder? Daß es sich bei dem Ankömmling um einen Killer handelte, war ihm klar.
Dann hörte er das leise Pfeifen! Es war melodiös, und es schien dem Pfeifer Spaß zu machen, das Lied zu flöten. Er gab sich auch keine Mühe mehr, die Schritte zu unterdrücken. Sehr fest trat er auf, so daß die Tritte Echos produzierten.
»Wer bist du?« fragte der Abbé. »Sag es mir!«
Die Schritte verstummten, das Pfeifen ebenfalls. Dann erfolgte die Antwort, auch leise gesprochen. »Ich bin dein Mörder, Eindringling! Ich werde dich töten!«
»Was habe ich dir getan?«
»Du bist gekommen…«
»Na und?«
»Du und deine Begleiter, ihr habt die Ordnung gestört. Es wissen bereits zu viele Menschen von den alten Geheimnissen. Das soll nicht noch weiter ausgewalzt werden. Deshalb hat man mich geschickt, um dich zu erledigen.«
»Du bist also der Mordscherge! Du gehörst zu ihnen, den Ureinwohnern dieser Insel.«
»Ja, sie haben mich überzeugen können!« lautete die zischend gesprochene Antwort.
Der Abbé wollte Zeit gewinnen. Vielleicht kamen John und Suko zurück. Er redete deshalb auch lauter als gewöhnlich. »Wie haben sie es geschafft, dich zu überzeugen?«
»Es war leicht. Ich gehörte zu den Menschen, die ihr Geld damit verdienen, daß sie in die alten Gräber steigen…«
»Und sie ausrauben, wie?«
»So ist es. Mein Freund und ich sind auf der Insel geboren. Wir kennen jeden Stein, jeden Weg. Sie ist uns längst kein Rätsel mehr. Und wir kennen auch die Lage der Gräber. Es gibt Menschen, die viel Geld für alte Kunst-und Kultgegenstände bezahlen. Sogar an Museen haben wir verkauft. Durch unsere Arbeit haben wir uns mit der Vergangenheit der Insel beschäftigen müssen und sind auch auf das Volk gestoßen, das hier einmal gelebt hat. Nur ist es Tausende von Jahren her. Es gibt Menschen, die es zu den Sternenvölkern zählen, wir haben dies auch für eine Weile geglaubt, bis wir eines Besseren belehrt wurden. Malta ist damals von Menschen besiedelt worden, die aus einem Kontinent stammten, der vor zehntausend Jahren ein Opfer des Meeres geworden ist — Atlantis. Wer hier gelebt hat, kam aus Atlantis und hat uns seine alte Magie hinterlassen. Wir haben sie im ältesten Totentempel gefunden, als wir ihn betraten. Mein Freund kam um, er wurde von einem Stein erschlagen, ich warf den Körper ins Meer, allerdings erst, nachdem ich mit den Kräften hier einig geworden war. Ich stellte mich auf ihre Seite und ebnete ihnen den Weg.«
»Durch Mord, wie?«
»Das sagst du, und es stimmtauch.« Der Mann lachte. »Doch nur am Tage. In der Nacht, wenn der Blutmond am Himmel steht und die alte Kraft wieder freikommt, ist ihre Zeit gekommen. Dann halte ich mich zurück. Jetzt weißt du alles oder fast alles.«
»Hast du auch denjenigen getötet, der uns das Tor öffnete?«
»Sicher. Es war der letzte Überlebende neben Salazar. Ihr habt meinen Zeitplan etwas durcheinandergebracht. Mein Messer traf ihn in dem Augenblick, als er das Tor öffnete. Nur besaß er noch die Kraft, euch einzulassen. Erstarb zu spät.« Er kam wieder einen Schritt näher und sagte seinen nächsten Satz. »Jetzt bist du an der Reihe. Anschließend hole ich mir deine Freunde und danach Salazar. Tagsüber herrsche ich, in der Nacht die Mächte des Blutmonds.«
»Wie heißt du?«
»Ich nenne mich Dragut. Es ist der Name eines Piraten, der vor langer Zeit Malta überfallen hat. Er wußte nichts von den Kräften, die in der Erde wohnen und noch aus einer Zeit stammen, die vor der der Phönizier und Punier lag! Die auslaufende Steinzeit hatte der Insel schon das Wissen der Atlanter gebracht.« Er gab ein Lachen von sich, das dem Abbé wie ein Röcheln vorkam. »Bald werde ich herrschen wie damals Dragut, gemeinsam mit den Alten aus Atlantis.«
Der Abbé hatte sich die Worte sehr genau gemerkt und war zu
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