Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
habe meinen Kollegen nur gebeten, mit ihm zu sprechen, ich hoffe, dass er uns Hinweise auf den Täter geben kann. Das ist alles.“ Immer noch keine Reaktion. Unsicher fuhr Paula fort: „Ich kann verstehen, dass dich das vielleicht kränkt, weil es der Freund deiner Tochter ist und du möchtest nicht, dass deine Tochter verletzt wird und du magst Jan auch sehr. Aber du musst verstehen, dass dies mein Beruf ist. Ich bin Polizistin, und ich kann einen Verdacht nicht einfach ignorieren. Marie, das verstehst du doch, oder?“ Paula wandte ihren Blick von der Tischplatte zu Marie. Diese starrte sie immer noch kühl an, abschätzend. Einige Sekunden vergingen, in denen niemand ein Wort sprach. Dann nickte Marie und sagte mit einem eiskalten Tonfall „Danke, dass du mich aufgeklärt hast. Ich weiß das sehr zu schätzen.“
Paula lachte nervös, sie nahm ihre Tasse Kaffee und drehte sich zur Tür. Sie hatte das Gefühl, dass sie räumlichen Abstand von Marie brauchte. „Wir können drüben den Kaffee trinken und später die Sauna nutzen. Vielleicht gehe ich früh schlafen. Mir ist nicht so gut, vielleicht bekomme ich eine Grippe.“ Paula ging zwei Meter vor. Da hörte sie hinter sich ein Geräusch, als ob eine Schublade geöffnet wurde. Paula drehte halb den Kopf und sah aus dem Augenwinkel Marie ganz nah hinter sich stehen. Sie blickte in Maries Augen, in denen plötzlich nur noch Hass lag. Sie spürte Maries Atem in ihrem Nacken. Unwillkürlich bekam sie eine Gänsehaut. Ihr Kopf signalisierte ihr: „Lauf weg, renn los.“ Alle Sinne in Paula schärften sich augenblicklich. Adrenalin schoss durch ihren Körper, zugleich spannte sich jeder Muskel in Paula an. Doch es war zu spät. Sie sah eine blitzschnelle Armbewegung, dann fühlte sie einen unbändigen Schmerz - danach wurde es dunkel um Paula.
Max starrte aus dem Fenster, eine Minute Ruhe gönnte er sich. Dann musste er alles daran setzen, Paula zu finden. Sie war in höchster Gefahr, dessen war er sich sicher. Nach allem, was Jan ihm erzählt hatte, war Marie höchst schizophren und hatte nicht nur den Tod der Tochter verheimlicht, warum auch immer, sondern ihn zum Mord an Kate Dreyer angestiftet. Aus Eifersucht. Der Junge war Marie hörig gewesen. Soviel war klar. Sie konnte mit ihm alles machen. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was diese Frau alles mit Paula machen konnte. Doch er sagte sich, dass Paula sicher war, solange sich Marie Krenz in Sicherheit wog. Da Paula keinerlei Verdacht hegte, würde sie sich auch nicht auffällig verhalten. Das war Paulas Lebensversicherung. Er dachte an Jan, wie sie ihn tot in seiner Zelle vorgefunden hatten. Auch seinen Tod hatte Marie Krenz auf dem Gewissen. Wie konnte sie von dem Jungen nur verlangen, ein Mädchen zu ermorden und auf das eigene ungeborene Baby einzustechen? Er glaubte dem Jungen jedes Wort. Wie krank war diese Frau wirklich? Und warum hatte Paula davon nichts bemerkt. Max schüttelte den Kopf. Das Gespräch mit den Eltern war fast unerträglich gewesen. Ein Verfahren wegen Verletzung der Aufsichtspflicht würde auf die Polizei zukommen. So viel war sicher. Aber das würde den Eltern den Sohn auch nicht wiederbringen. Der Vater war wie versteinert gewesen. Sie waren zum Präsidium gekommen, weil ihr Sohn wegen Mordes verhaftet worden war und mussten hier erfahren, dass sich ihr Sohn das Leben genommen hatte. Die Mutter war regelrecht zusammengebrochen. Sie hatten einen Arzt kommen lassen müssen. Max atmete noch einmal tief aus. Er hatte wertvolle Zeit verloren. Er musste Paula finden.
Er beschloss hinüber in die Technikabteilung zu gehen und Paulas Handy Orten zu lassen. Das würde zwar auch nur dann helfen, wenn Paula ihr Handy einschaltete, aber er konnte nicht tatenlos hier herum sitzen und darauf warten, dass sich Paula meldete. Er lief aus dem Zimmer, an Johanna gewandt rief er „Ich lasse Paulas Handy jetzt orten, ich muss sie finden. Kannst du bitte Marie Krenz zur Fahndung ausrufen. Das würde mir sehr helfen.“
Johanna sprang auf. „Vielleicht erklärst du mir jetzt, warum du Paula unbedingt finden musst. Und warum fahndest du nach Marie Krenz?“ Ihre Stimme hatte einen leicht hysterischen Unterton, wie Max feststellte. Das war er von Johanna nicht gewohnt. Ansonsten nahm sie alles mit Ruhe und Gelassenheit auf.
Max sah sie erstaunt an. „Ganz ruhig. Wir finden Paula schon. Sie ist, hoffe ich, nicht in akuter Gefahr. Marie Krenz hat Jan Fink zu dem Mord angestiftet. Sie scheint
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