Blutnacht in Manhattan
dafür, dass ich hellwach im Bett lag und sich meine Gedanken nicht um einen Fall drehten, sondern um das Wetter, in das ich zusammen mit Suko hinausmusste, denn unser Büro kam nicht von selbst in die Wohnungen.
Mit dem Auto zum Yard zu fahren, wäre vermessen oder halber Wahnsinn gewesen. Bei diesem Wetter bestand London nur aus einem gewaltigen Stau.
Wir würden die U-Bahn nehmen, denn Urlaub nehmen wollte ich auch nicht, obwohl der Gedanke gar nicht mal so schlecht war. Ich konnte ihn nur nicht weiter verfolgen, denn es meldete sich das Telefon. Normalerweise lag ich um diese Zeit noch in tiefem Schlummer. Jetzt aber war ich wach, und ohne den Hörer abgehoben zu haben, ahnte ich, dass der Tag nicht so verlaufen würde, wie ich es mir gedacht hatte. Wer um diese frühe Zeit anrief, der wollte nicht mal nur einen guten Tag wünschen. Der hatte Gründe.
Ich meldete mich mit einer kratzigen Stimme, die den Anrufer zum Lachen brachte.
»Habe ich dich erwischt, Geisterjäger?«
Ich war wirklich noch nicht auf der Höhe und musste über die Stimme nachdenken.
»Für Scherze habe ich...«
»Ich auch nicht, John.«
Bei mir klickte es. Der Anrufer meldete sich nicht aus London oder überhaupt aus England. Er lebte in New York und war mein Freund Abe Douglas, der für das FBI arbeitete.
»Hallo Abe. Jetzt sage nur nicht, dass du mir einen guten Morgen wünschen willst.«
»Doch, den wünsche ich dir und sage zugleich, lege nicht auf.«
»Das hätte ich doch nie getan.«
»Aber du bist so weit wach, dass du mir zuhören kannst, denke ich mal.«
»Ja, das bin ich.«
»Super.«
Ich hatte mich in der Zwischenzeit hingesetzt und mir meine Gedanken gemacht. Abe Douglas rief bestimmt nicht an, um mir einen fröhlichen Morgen zu wünschen. Wenn er aus den Staaten telefonierte, steckte dahinter meist ein sehr handfestes Problem, und das hatte sich auch an diesem Morgen nicht geändert.
In den nächsten Minuten erfuhr ich, was in der Stadt am East River und am Hudson passiert war, und dass die Kollegen vor einem Rätsel standen. Wann immer das passierte, schob man Abe Douglas den Fall zu. Offiziell wollte man nichts mit irrealen Dingen zu tun haben, aber man konnte sich auch nicht vor ihnen wegdrehen.
Es gab in New York einen Serienkiller, der seine Opfer auf eine besondere Art und Weise tötete. Die Wunden, die er ihnen zufügte, glichen einer stilisierten Teufelsfratze.
Genau das hatte Abe Douglas aufmerksam werden lassen. Er hatte seinen Vorgesetzten davon überzeugt, mich als Helfer nach New York zu holen.
»Und es wäre gut, wenn du so schnell wie möglich kommst.«
Ich gähnte erst mal.
»Aha, du hast keine Lust!«
»Das kannst du nicht sagen, Abe.«
»Keine Zeit?«
»Reden wir davon nicht. Ich denke nur nach, ob ich tatsächlich bei euch gebraucht werde.«
»Das meine ich schon.«
»Gut, dann sehe ich zu, was sich machen lässt. Du bist natürlich am Airport?«
»Das versteht sich. Sag mir, wann du landest, ich werde alles in die Wege leiten. Vor Problemen mit dem Zoll brauchst du dich nicht zu fürchten.«
»Okay. Bis dann.«
»Danke, John.«
Ich lachte und legte auf.
Als hätte ich es geahnt. Als hätte mir das Schicksal einen Weckruf verpasst. Jetzt war ich voll da. Meine Gedanken drehten sich um die nahe Zukunft, die sich in New York abspielen würde. Wie es aussah, lief dort ein Serienkiller herum, der irgendwie mit meinem besonderen Freund, dem Teufel, in Verbindung stand.
Hatte Asmodis wieder seine Fallstricke gespannt?
Ich musste davon ausgehen. Zudem hatte ich. lange Zeit nichts von ihm gehört. Ich war einfach zu sehr mit der Rückkehr des Schwarzen Tods und dessen Folgen beschäftigt gewesen, sodass mir die anderen Dinge aus dem Kopf geglitten waren.
Das stimmte jetzt nicht mehr. Mir war zu Bewusstsein gekommen, dass sich die andere Ebene nicht zurückgezogen hatte, und ich fühlte mich wie jemand, der an vielen Fronten kämpfte.
Mit dem Gedanken trat ich unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf meinen nackten Körper prasseln. Das Klopfen der Regentropfen war nicht mehr zu hören.
Wenn ich mir eines wünschte, dann war es besseres Wetter in New York und eine schnelle Aufklärung. Auch wenn das Wetter in London schlechter war. Ich fühlte mich hier besser als auf der anderen Seite des Atlantiks...
***
Es war alles sehr schnell gegangen. Sir James hatte nichts gegen meinen Flug in die Staaten einzuwenden gehabt. Ich hatte auch noch ein Telefongespräch mit meinem Freund
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