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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Er hielt sich drei Wagenlängen hinter dem Expedition, begleitete Shull und die Blondine auf dem ganzen Weg durch Brentwood und Santa Monica.
    Bis zum Pacific Coast Highway. Der Strand. Hier war kaum noch Verkehr, und der Job wurde schwieriger. Stahl ließ sich weiter zurückfallen, konzentrierte sich auf die Rücklichter des Geländewagens. Shull wurde schneller, fuhr fast hundertzehn – dreißig Stundenkilometer über der Geschwindigkeitsbegrenzung –, während er die Grenze von Pacific Palisades überquerte und nach Malibu hineinbrauste.
    Machte jetzt hundertzwanzig pro Stunde, hundertdreißig, hundertfünfunddreißig. Große Eile. Keine Sorge, wegen der Geschwindigkeitsübertretung angehalten zu werden, weil er sich für einen Mann hielt, dem unangenehme Dinge nicht zustießen.
    Oder weil ein Strafzettel nur Geld bedeutete, und davon hatte er genug.
    Hieß das auch, dass sich in dem Geländewagen nichts mehr befand, was vor Gericht verwertbar gewesen wäre?
    Eine perfekte Reinigung war schwer zu bewerkstelligen; ein verirrtes Härchen oder ein Fleck Körperflüssigkeit konnte eine Geschichte erzählen. Shull transportierte seine Opfer nicht, er ließ sie am Tatort liegen, aber dennoch – seine eigene Kleidung, der Fahrersitz, irgendwo könnte etwas hängen geblieben sein.
    Und trotzdem spielte er hier Daytona 500. War der Typ wirklich derart arrogant?
    Stahls gedankliche Abschweifungen fanden ein jähes Ende, als der Expedition abrupt nach rechts auf den Parkplatz eines Motels mit weißen Schindeln und blauen Fensterläden abbog. Das Sea Arms.
    Stahl, der darauf nicht gefasst gewesen war, setzte seine Fahrt noch eine Viertelmeile fort, fuhr rechts an die Böschung heran, wendete und fuhr wieder zurück.
    Er parkte auf der Strandseite des PCH und musterte das Sea Arms.
    Zweistöckiges Haus im Cape-Cod-Stil, vor dem ein offener Parkplatz lag. Keine Freifläche dahinter, das Motel schien sich direkt an die Berge zu schmiegen. Die übliche Empfehlung des Automobilclubs, ein pinkfarbenes ZIMMER-FREI-Schild auf einer hohen Stange.
    Sechs Zimmer auf jedem Stockwerk, das Büro des Verwalters unten auf der rechten Seite.
    Dreizehn Wagen auf dem Parkplatz, einschließlich des Expedition. Zwölf Gäste und der Verwalter.
    A. Gordon Shull, Glückskind, das er war, hatte das letzte freie Zimmer ergattert.
    Stahl vergeigte es.
    Schlief in seinem Wagen ein. Wurde rüde geweckt von einem Klopfen am Fenster. Blendendes Licht in seinen Augen.
    Er öffnete das Fenster, und eine Stimme bellte: »Ich will einen Ausweis sehen.«
    Stahls Hand hatte sich instinktiv zu der Neunmillimeter in ihrem Holster bewegt, das unter seiner Jacke verborgen war, aber glücklicherweise begann sein Gehirn zu arbeiten, sobald er die Robocop-Visage eines Highway-Troopers erblickte.
    Schließlich war alles geklärt, und der Typ von der Californian Highway Patrol brauste in seinem Streifenwagen davon.
    Stahl saß gedemütigt da. Wie lange hatte er geschlafen? 3 Uhr 40 bedeutete fast eine halbe Stunde.
    Der Pazifik rauschte in seinem Kopf. Der Strandhimmel war voller Sterne; das Meer war aschgrau und mit goldenen Pünktchen getüpfelt.
    Elf Fahrzeuge standen auf dem Parkplatz. Shulls Expedition war einer von ihnen.
    Stahl stieg aus, ließ sich Salzluft um den Kopf wehen, streckte sich, verfluchte seine Dummheit, stieg wieder ins Auto und nahm seine Beobachtung wieder auf.
    Um 4 Uhr 20 Uhr trat A. Gordon Shull aus einem Zimmer im Erdgeschoss. Allein, keine Blondine. Trug seine schwarze Lederjacke über der Schulter, rieb sich die Augen. Er stieg in den Expedition, verließ den Parkplatz und bog illegal nach links auf den Highway ab, wobei er eine gelbe Doppellinie überfuhr. Brauste zurück in die Stadt. Wo war die Highway Patrol, wenn man sie brauchte?
    Schnelle Entscheidung: dem Mistkerl folgen oder die Blondine überprüfen?
    Passte die Blondine in Shulls Muster? Eine Art Künstlertyp? Eine Möchtegern-Schauspielerin? Erfüllte das die Bedingungen? Oder war sie vielleicht eine Tänzerin? Mit diesen Beinen?
    Shull hatte bereits eine Tänzerin umgebracht. Würde er sich wiederholen?
    Die in Boston war eine Ballerina gewesen. Die hier sah mehr nach dem Typ aus, der auf dem Schoß eines Mannes tanzt. Kam es ihm vor allem auf die Abwechslung an?
    Er geht mit ihr rein, kommt ohne sie wieder raus. Das konnte bedeuten, dass das Zimmer einen schönen Anblick bot.
    Stahl fuhr über den Highway direkt auf den Parkplatz des Sea Arms. Parkte ganz am Ende, weil er

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