Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
realen Hollywood, dröhnten zwei Meilen weiter unten.
    Er näherte sich dem gebleichten Tor auf wenige Schritte. Durch die großen Bäume auf dem vorderen Teil von Shulls Grundstück funkelten und blinkten Lichter in der Ferne. Ein paar Sterne am Himmel bemühten sich ebenfalls darum, durch den Smog hindurch bemerkt zu werden.
    Der Kerl hatte einen herrlichen Blick.
    Das gute Leben.
    Stahl ging bis zum Tor, nahm erneut die Straße in Augenschein und inspizierte dann das Tor aus der Nähe, ohne seine Taschenlampe hinzuziehen zu müssen. Fünf-mal-Zehner-Bretter mit Nut und Feder, in einem schönen Winkeldesign arrangiert und von schwereren Brettern eingefasst. Der untere Teil der Einfassung war fest und solide und bot den Fußspitzen einen brauchbaren Halt. Er setzte den Fuß dorthin und schob sich weit genug nach oben, um hinübersehen zu können.
    Auf der anderen Seite war ein runder, gepflasterter Innenhof, der von Grün umgeben war. Pflanzen in Töpfen. Ein gefliester Springbrunnen auf der linken Seite; kein Tropfen. Sanfte Beleuchtung brachte das Haus im spanischen Stil mit versetzten Geschossen, Ziegeldach und schönen Bogenfenstern zum Vorschein.
    Sehr gutes Leben.
    Kein Zeichen von dem BMW oder dem Expedition, aber der Innenhof hörte vor einer angebauten Garage für drei Wagen auf, die sich unter einem Flügel des Hauses befand. Eine Birne mit niedriger Wattzahl ließ ein Trio aus gebleichten Holztüren mit Winkelmuster erkennen, die zu dem Tor passten. Auf der rechten Seite führte eine Treppe mit Eisengeländer zum – wie Stahl annahm – Haupteingang des Hauses hoch. Schwer zu sagen, wie groß es war; es machte einen geräumigen Eindruck.
    Er dachte über den Grundriss nach. Die Tür an der Treppe wäre die, wo man die Gäste eintreten ließ, wenn man Eindruck machen wollte. Das Erste, was sie sähen, wäre ein Fenster voll mit den Lichtern der Stadt.
    Wenn er niemanden zu beeindrucken hatte, würde Shull in die Garage fahren und auf einer Innentreppe ins Haus gehen. Kein BMW in Sicht bedeutete, dass er das heute Abend getan hatte. Was wiederum hieß, dass er allein war.
    Oder jemanden dabeihatte, den er nicht beeindrucken wollte.
    Stahl stand auf der Einfassung des Tores und vermutete, dass ihm eine weitere ereignislose Nacht bevorstand. Dann bewirkte ein Rascheln von Blättern – wiederholtes Rascheln dass sich seine Nackenhaare aufrichteten, und er stieg herunter und presste sich gegen die efeubedeckte Mauer.
    Mehr Geräusche. Mehr als ein scharrendes Nagetier. Jemand zog Luft durch die Nase ein.
    Stahl wartete. Nichts geschah.
    Dann wiederholte sich das Geräusch, lauter, und in sieben Meter Entfernung teilte sich das Gebüsch, und ein Reh – ein kleines Schmaltier – begann über die Straße zu tänzeln.
    Das Tier blieb in der Mitte stehen, stand da, während ein Zucken über sein Fell lief. Stahls Herzschlag war sehr langsam – so wie er immer war, nachdem man ihn hochgejagt hatte. Schnelle Erholung … von manchen Sachen …
    Das Reh erwog seine Alternativen, machte schließlich einen Satz und lief eine Zufahrt hinunter, verschwand zwischen zwei Häusern.
    Ein Stammgast; das Tier wusste, wer zu Hause war und wer nicht. Jetzt würde der Garten eines Anwohners für einen späten Imbiss herhalten. Und schließlich würde das Schmaltier zum Abendessen eines Kojoten werden. Oder vielleicht würde ein Puma es erwischen. Stahl hatte gehört, dass die Berglöwen ein großes Comeback hatten – generell kamen die wilden Tiere dem Urbanen Dschungel langsam näher. Das hatte in der Nähe des Stützpunkts auf jeden Fall gestimmt. Alle Arten von Getier waren an den merkwürdigsten Orten aufgetaucht – sein Liebling war die Schlange, die sich das Bidet der Frau eines Colonels als Trinkwasserspender ausgesucht hatte. Die Frau hockt sich im Dunkeln hin, wo eine schlüpfrige Überraschung auf sie wartet …
    Stahl spürte, wie ein Lächeln seine Mundwinkel verzog.
    Ein Geräusch auf der anderen Seite von Shulls Tor wischte es von seinem Gesicht.
    Ein Anlasser drehte sich.
    Er lief zum Tor, nahm seinen Platz auf dem Vorspung wieder ein und riskierte einen schnellen Blick. Die mittlere Garagentür glitt auf, und er sprang nach unten und sprintete zurück zu seinem Wagen.
    Er erreichte ihn in dem Moment, als das Tor zurückschwang.
    Scheinwerfer, ein neues Paar, höher als das des BMW.
    Der Expedition schlich heraus, blieb stehen, raste los.
    Schwarzer Geländewagen, schwarz getönte Fenster.
    Beschattungen durch

Weitere Kostenlose Bücher