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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gesagt, er wäre zu unelegant.«
    »Ein Filmagent?«
    »Schön wär’s. Ich bin Tänzerin – yeah, die Sorte, an die Sie denken, aber ich habe auch richtiges Theater gemacht, also ziehen Sie keine voreiligen Rückschlüsse auf meine Moral.«
    »Ich halte ihn nicht für unelegant«, sagte Stahl.
    Sie starrte ihn an, und ihre Augen wurden weicher – große, feuchte Iris, tiefbraun, fast schwarz. Irgendwie sah das okay aus zu dem hellblonden Haar.
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Wirklich.« Stahl schob die Brieftasche wieder in die Handtasche zurück. Legte auch die Joints wieder zurück.
    Magary/Montego bog ihren Rücken durch, schob ihre Haare nach hinten und sagte: »Sie sind cool.«
    Er redete zwanzig Minuten mit ihr, aber nach fünf glaubte er ihr bereits.
    Sie hatte Shull noch nie zuvor gesehen, hatte zu viel Wein getrunken (zwinker, zwinker), Shull hatte süß gewirkt. Maskulin. Lustig. Irgendwie klug. Aus seiner Kleidung hatte sie geschlossen, dass er Geld hatte.
    »Seiner Kleidung?«, fragte Stahl.
    »Seine Jacke war von Gucci.« Magary/Montego lächelte. »Ich hab einen Blick auf das Etikett werfen können.«
    Stahl erwiderte das Lächeln auf eine Weise, der sie entnehmen konnte, dass das schlau gewesen war, und die sie weiterreden ließ.
    Shull hatte ihr eine gute Geschichte erzählt, von wegen er wäre Kunstprofessor und Landschaftsmaler, hätte Ausstellungen in der ganzen Welt gehabt und würde vertreten von Galerien in New York und Santa Fe.
    »Landschaften.« Stahl erinnerte sich an die Beschreibung, die Sturgis von den Gemälden der Kipper-Frau gegeben hatte. Sturgis war ins Detail gegangen, mehr als nötig gewesen wäre. Ihm hatten die Bilder eindeutig gefallen.
    »Das hat er gesagt.«
    »Hat er den Namen der Galerie genannt?«
    »Ähm … ich glaube nicht.« Katherine Magary – er hatte beschlossen, mit ihrem richtigen Namen an sie zu denken – leckte sich die Lippen, lächelte und legte eine Hand auf sein Knie. Er ließ sie dort liegen. Es hatte keinen Sinn, eine Zeugin vor den Kopf zu stoßen.
    »War das alles Mist?«, fragte sie. »Was er mir erzählt hat?«
    »Er ist keiner von den Guten«, erwiderte Stahl.
    »O Mann.« Katherine seufzte, schlug sich mit der Faust gegen die blonden Fransen. »Ich muss damit aufhören – mich zu betrinken, mich mitnehmen zu lassen. Selbst wenn sie süß sind.«
    »Es ist gefährlich«, sagte Stahl.
    »Ich wette, was das angeht, wissen Sie Bescheid. Wo Sie doch ein Detective sind. Sie könnten mir tolle Geschichten erzählen.«
    »Leider ja.«
    »Yeah«, sagte Katherine. »Es muss faszinierend sein. Ihre Arbeit.«
    Stahl antwortete nicht.
    »War ich wirklich in Gefahr?«, fragte sie. »Mit ihm zusammen?«
    »Ich würde nicht noch mal mit ihm ausgehen«, erwiderte Stahl.
    »Mein Gott … es tut mir Leid.«
    Sie entschuldigte sich bei ihm ? Er sagte: »Wenn Sie allein leben, müssen Sie auf Ihre Sicherheit bedacht sein.«
    »Ja, das tue ich … Ich bin gestresst. Hab eine Zeit lang nicht gearbeitet.«
    »Das muss hart sein«, sagte Stahl.
    »O Mann. Man lernt Tanzen, wenn man ein Kind ist; ich kann Ihnen sagen, es ist hart, es ist wirklich harte Arbeit. Ein Sportler würde für die Olympischen Spiele nicht härter trainieren. Und dann ist alles, was sie wollen … Sie wissen schon.«
    Stahl nickte. Dreckige Vorhänge mit Brandflecken von Zigaretten blockierten das einzige Fenster des Motelzimmers. Durch das Glas und den Stoff konnte er das Rauschen der Brandung kaum noch wahrnehmen.
    Er fragte: »Hat er Sie gut behandelt?«
    Katherine Magary antwortete nicht. Stahl drehte sich zu ihr um. Sie wurde rot.
    »War er komisch zu Ihnen, Katherine?«
    »Nein. Das war das Problem. Er konnte nicht … Sie wissen schon … er machte einen auf Sexprotz, und dann konnte er nicht … also haben wir stattdessen – hat er … Ich will mich wirklich nicht selbst belasten.«
    »Das tun Sie nicht«, erwiderte Stahl.
    Sie blieb still.
    Er sagte: »Er war impotent, also konzentrierte er sich darauf, sich den Schädel vollzudröhnen.«
    »Wie ein Schwein. Er wollte, dass ich mitmache, aber das hab ich nicht. Ehrlich. In dem Moment wollte ich nur ein bisschen schlafen, aber ich war nervös. Weil er echt unruhig wurde, als er nicht konnte – rastlos, er ging auf und ab. Und das Kokain machte es nur noch schlimmer. Ich beruhigte ihn schließlich, indem ich ihn massierte. Das ist die andere Sache, die ich gut kann, ich bin eine staatlich geprüfte Masseuse – richtige Massage, nicht …

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