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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Stille wurde von einem Jet zerrissen. Dann: Stakkato-Geklapper, als die anderen Nutten herbeigeeilt kamen. Sie umringten Petra, aber sie fühlte sich sicher – die Frauen hatten Angst.
    »Was is los?«, fragte eine.
    »Der Kerl, der gerade hier war«, sagte Petra, »in dem grauen Cadillac.«
    »Ach, der«, sagte die Vinylrote.
    »Sie kennen ihn?«
    »Ist der schlimm? Zu mir war er nie schlimm.«
    »Ich hab ihn nie gemocht«, sagte eine der Schwarzen.
    »Er kommt nicht zu dir«, sagte die Vinylrote und wackelte mit den Brüsten. Nuttenstolz, aber forciert.
    Petra fragte: »Worauf steht er?«
    »Was hat er getan?«, wollte die Vinylrote wissen.
    Petra lächelte.
    Die Vinylrote sagte: »Das sollten Sie nicht tun.«
    »Was meinen Sie?«, fragte Petra.
    »So lächeln. Das ist unheimlich.«
    Sie zog die Frau beiseite, schrieb sich dann den zweifellos falschen Namen auf, der auf einen mit eindrucksvollem Staatssiegel versehenen, gefälschten kalifornischen Ausweis gedruckt war.
    Alexis Gallant. Angebliche Adresse in Westchester.
    Gallant konnte – oder wollte – ihr nur erzählen, dass A. Gordon Shull ein relativ regelmäßiger Freier mit alltäglichem Sexualgeschmack war. Ein- bis dreimal im Monat, oraler Sex, keine abartigen Wünsche, keine Komplikationen.
    »Er braucht ein bisschen lang, aber was soll’s. Wenn alle so wären wie der, wäre mein Leben einfach.«
    Petra schüttelte den Kopf.
    »Was?«, protestierte Gallant. »Sie erzählen mir gar nix, und ich weiß eben, dass er gern einen geblasen bekommt.«
    »Was ist mit der Frau, die hier in der Nähe vor einiger Zeit ermordet wurde?«
    »Shaneen? Das war eine Zuhältersache.«
    »Meine Kollegen sagen, sie und ihr Zuhälter wären miteinander ausgekommen.«
    »Ihre Kollegen haben nicht alle Tassen im Schrank. Und das ist alles, was ich dazu sage.«
    »Wie Sie wollen, Alexis. Aber Mr. Caddy bedeutet Ärger.«
    »Das sagen Sie.«
    »Warum sind Sie so stur, Alexis?«
    Die Frau murmelte etwas.
    »Wie bitte?«
    »Es ist nicht leicht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Petra.

48
    Stahl folgte dem Cadillac zu der Straße, in der Kevin Drummonds Wagen abgestellt worden war. A. Gordon Shull parkte, ließ aber den Motor laufen, stieg aus, streckte die Arme zum Himmel und dehnte sich. Stahl hörte einen grausigen Laut. Shull heulte den Mond an.
    Schwenkte eine Faust, während er es tat. Gab den Star in seinem privaten Film. Stahls Hände auf dem Lenkrad waren kühl. Nur sie zwei, so leicht …
    Er saß da, und Shull schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund, kehrte zu dem Cadillac zurück und fuhr weitere fünf Blocks nach Westen zu einer Halle, in der man Lagerräume mieten konnte.
    Das Schild besagte, dass man Zugang rund um die Uhr hätte, aber Shull wurde nur langsamer und hielt nicht an. Stahl notierte sich die Adresse, während der Cadillac wieder schneller wurde, eine weitere halbe Meile geradeaus flitzte, bevor er eine Route durch Seitenstraßen nahm und Stahl erneut dazu nötigte, sein Licht auszuschalten.
    Als sie auf den Howard Hughes Boulevard stießen, wechselte Shull wieder die Richtung. Nach Norden, zurück in die City.
    Zurück nach Venice, wo Shull erneut auf der Rose nach Westen fuhr.
    Das Arschloch war auf einer Erinnerungsstrecke. Was für Erinnerungen waren hier?
    Wieder zurück zum Walkway? Hatte Shull hier jemanden umgebracht?
    Aber diesmal bog der Cadillac, anstatt bis zum Ende der Straße weiterzufahren, nach rechts in eine Nebenstraße ein – die Rennie.
    Ein dunkler Block mit einstöckigen Bungalows und kleinen Häusern.
    Shull fuhr die Straße rauf und runter, rauf und runter.
    Stahl wollte ihm folgen, aber auf der engen ruhigen Straße wäre das viel zu riskant gewesen. Er blieb auf der Rose, nahe genug, um Shulls Scheinwerfer verfolgen zu können. Seine Rücklichter.
    Vor und zurück.
    Die Erinnerung an das Geheul hallte in Stahls Kopf wider.
    Der Mistkerl sah sich selbst als großes böses Raubtier.

49
    Allison wartete vor ihrer Praxis auf mich.
    Schwarzes Kostüm, orangefarbenes Schultertuch. Ihr Haar war zu einem Nackenknoten geschlungen.
    Sie stieg in den Wagen, bevor ich herumgehen und ihr die Tür aufhalten konnte. Bevor die Innenbeleuchtung ausging, konnte ich sehen, dass das Kostüm in Wirklichkeit dunkelgrün war. »Tolle Farbe.«
    »Smaragdschwarz. Ich bin froh, dass sie dir gefällt, hab es für heute Abend gekauft.« Sie küsste mich auf die Wange. »Bist du hungrig? Ich sterbe vor

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