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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von Interesse, Sir. Bitte, tun Sie mir den Gefallen.«
    »Was sie davon gehalten hat? Sie hat gar nichts davon gehalten und versucht, es mir auszureden. Was Ihnen etwas über Julie verrät – sie war integer. Wir haben wie Almosenempfänger in einem Loch auf der Lower East Side gewohnt, haben Gelegenheitsarbeiten gemacht. Julie hat versucht, am Telefon Zeitschriftenabonnements zu verkaufen, und ich habe Hausmeisterpflichten in unserem Gebäude übernommen, um die Miete zu verdienen. An dem Tag, als ich ins Finanzwesen einstieg, konnten wir zum ersten Mal mit einem festen Einkommen rechnen. Und mit keinem besonders hohen, muss ich dazusagen. Ich hab als besserer Laufbursche bei Morgan Stanley angefangen. Aber selbst das war ein Schritt nach oben. Jetzt konnten wir was zum Essen kaufen. Aber Julie war das so was von egal. Sie schrie mich weiterhin an – ich wäre begabt, ich hätte mich verkauft. Ich glaube, sie hat mir nie vergeben – erst als sie hierher zog und mich besuchte und wir wieder Kontakt aufnahmen. In dem Moment, glaube ich, konnte sie sehen, dass ich wirklich glücklich war.«
    »Sie sind zuerst hierher gezogen.« »Ein Jahr vor Julie. Nach unserer Scheidung.«
    »Und sie hat Sie aufgesucht.«
    »Sie hat mich im Büro angerufen. Sie war wirklich am Boden – weil sie es in New York nicht geschafft hatte, weil sie blöde Zeitungsanzeigen entwerfen musste. Pleite war sie auch. Ich hab ihr unter die Arme gegriffen.«
    »Zusätzlich zu den Unterhaltszahlungen.«
    Kipper atmete hörbar aus. »Nicht der Rede wert. Wie gesagt, ich verdiene sehr gut.«
    »Können Sie es für mich in eine chronologische Reihenfolge bringen?«, bat Milo. »Heirat, Scheidung und so weiter.«
    »Mein Leben in einem Satz zusammenfassen, wie?«
    »In ein paar Sätzen, Sir.«
    Kipper knöpfte sein Jackett auf. »Wir lernten uns direkt nach unserer Ankunft in Rhode Island kennen. Es hat sofort gefunkt zwischen uns, innerhalb einer Woche sind wir zusammengezogen. Nach dem Examen sind wir nach New York gezogen und haben geheiratet – vor vierzehn Jahren. Vier Jahre später haben wir uns scheiden lassen.«
    »Nach der Scheidung, worin bestand da der Kontakt zu Ihrer Exfrau?« Milo vermied es in Kippers Gegenwart, Julies Namen zu nennen. Betonte die Trennung zwischen ihnen.
    »Unser Kontakt bestand in gelegentlichen Telefongesprächen und noch selteneren Abendessen«, antwortete Kipper.
    »Freundliche Telefongespräche?«
    »Zum größten Teil.« Kippers Finger massierten das Zifferblatt seiner Uhr. »Ich sehe, worauf das hinausläuft. Aber es ist okay. Meine Kumpel haben mir gesagt, dass man mich als Verdächtigen betrachten würde.«
    »Ihre Kumpel?«
    »Ein paar der anderen Makler.« »Haben die Erfahrungen mit der Justiz gemacht?«
    Kipper lachte. »Noch nicht. Nein, sie sehen zu viel fern. Ich nehme an, es ist Zeitverschwendung, wenn ich Ihnen sage, dass ich nichts damit zu tun habe.«
    Milo lächelte.
    Kipper sagte: »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber ich sage Ihnen Folgendes: Ich habe Julie geliebt – zuerst als Frau, später als Mensch. Sie war meine Freundin, und ich bin der Letzte, der ihr je wehtun würde. Ich habe keinen Grund, ihr wehzutun.« Er schob seinen Stuhl mehrere Zentimeter zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Freundliche Telefongespräche zu welchem Thema?«, fragte Milo.
    »Einander mitzuteilen, was wir vorhatten«, sagte Kipper. »Und auch, was Sie vermutlich als geschäftliche Gespräche bezeichnen würden. Wenn es Zeit für die Steuererklärung wurde. Ich musste Buch führen über die Unterhaltszahlungen und das andere Geld, das ich Julie geschickt hatte. Und manchmal brauchte sie noch etwas darüber hinaus.«
    »Wie viel darüber hinaus?«
    »Hier ein bisschen, da ein bisschen – vielleicht weitere zehn, zwanzig Riesen im Jahr.«
    »Zwanzig würde ihren Unterhalt fast verdoppeln.«
    »Julie war nicht gut im Umgang mit Geld. Sie neigte dazu, in finanzielle Probleme zu geraten.«
    »Hatte sie Schwierigkeiten, mit ihrem Budget auszukommen?«
    Kippers große Hände senkten sich auf die Granitplatte des Tisches, bis sie flach auflagen. »Julie konnte nicht gut mit Geld umgehen, weil es ihr gleichgültig war.«
    »Also haben Sie ihr alles in allem fast vierzigtausend pro Jahr gegeben. Großzügig.«
    »Ich fahre einen Ferrari«, sagte Kipper. »Ich erwarte keine Verdienstmedaillen.« Sein Körper schob sich nach vorn. »Ich will Ihnen Julies Vorgeschichte erklären: Direkt nach dem Examen hatte

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