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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Luft oder die Sonnenbank.
    »Gehen wir rein und reden miteinander«, sagte er. Selbstbewusster Bariton, keine Spur von Besorgnis. Falls er seine Exfrau ermordet hatte, war er ein höllischer Psychopath.
    Er brachte uns zu einem leeren Sitzungssaal mit einem Blick bis nach Las Vegas. Austernfarbener Teppichboden und dazu passende Wände und ein Konferenztisch aus schwarzem Granit, der mehr als groß genug für die dreißig NeoBiedermeier-Sessel war, die ihn umgaben. Wir drei drängten uns an einem Ende zusammen.
    »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, bis wir uns treffen konnten«, sagte Kipper. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Milo fragte: »Gibt es irgendetwas im Zusammenhang mit Ihrer Exfrau, was wir wissen sollten? Irgendetwas, das uns dabei helfen würde herauszufinden, wer sie erwürgt hat?«
    Wobei er Frau und erwürgt betonte und Kippers Gesicht beobachtete.
    Kipper sagte: »Herrgott, nein, Julie war ein wunderbarer Mensch.«
    »Sie haben trotz der Scheidung vor zehn Jahren den Kontakt nicht abreißen lassen.«
    »Das Leben hat uns in verschiedene Richtungen geführt. Wir sind Freunde geblieben.«
    »Verschiedene Richtungen in beruflicher Hinsicht?«
    »Ja«, antwortete Kipper.
    Milo lehnte sich zurück. »Haben Sie wieder geheiratet?«
    Kipper lächelte. »Nein, ich halte immer noch nach der Richtigen Ausschau.«
    »Und das war Ihre Exfrau nicht.«
    »Julies Welt war die Kunst. Meine besteht darin, mich durch Aktienprospekte zu ackern. Wir sind am selben Ort gestartet, waren am Ende aber zu weit auseinander.«
    »Haben Sie Malerei in Rhode Island studiert?«
    »Bildhauerei.« Kipper berührte das Zifferblatt seiner Uhr. Das Chronometer war so dünn wie ein Fünf-Cent-Stück, und hinter den Zeigern bewegte sich das Skelett des Uhrwerks. Vier Diamanten in gleichmäßigem Abstand in den Rand eingelassen, Krokodillederarmband. Ich versuchte zu schätzen, wie viele Bilder Julie Kipper hätte verkaufen müssen, um sich die Uhr leisten zu können.
    »Das klingt so, als hätten Sie mich in Ihre Ermittlungen einbezogen, Detective.«
    »Ihre Ehe wurde erwähnt, als ich mit Leuten sprach, die Ms. Kipper kannten, Sir. Die Leute scheinen über Ihre künstlerischen Wurzeln orientiert zu sein.«
    »Die Leute von Light and Space?«, erwiderte Kipper. »Ein trauriger Haufen.«
    »Inwiefern, Sir?«
    »Maximale Selbstauszeichnung, minimale Begabung.«
    »Selbstauszeichnung?«
    »Sie nennen sich selbst Künstler«, erklärte Kipper. Eine neue Schärfe lag in seiner Stimme. »Julie war tatsächlich eine Künstlerin, sie sind es nicht. Aber das trifft auf die Kunstwelt im Allgemeinen zu. Es gibt keine Kriterien – es ist nicht wie bei einem Chirurgen. Jede Menge So-tun-als-ob.« Die braunen Augen blickten hinunter auf seine überdimensionierten Hände. Gerade Finger, glänzende Nägel. Eine gepflegte Hand. Es war schwer, sich vorzustellen, dass sie mit einem Meißel umgingen, und der Blick in Kippers Augen verriet, dass er das wusste. »Das war meine Geschichte.«
    »Sie haben so getan als ob?«, sagte Milo.
    »Eine Zeit lang. Dann hab ich damit aufgehört.« Kipper lächelte. »Ich war grottenschlecht.«
    »Sie waren gut genug, um an der Rhode Island School of Design aufgenommen zu werden.«
    »Na ja, und was heißt das Ihrer Ansicht nach?«, entgegnete Kipper. »Wie ich schon sagte, es gibt keine Kriterien. Julie und ich hatten gemeinsam, dass wir beide Preise auf der High School und auf dem College gewonnen haben. Der Unterschied war, dass sie ihre verdiente. Ich kam mir immer wie ein Hochstapler vor. Ich will damit nicht sagen, dass ich ein totaler Reinfall war. Ich kann Sachen mit Holz, Stein und Bronze machen, die der Normalverbraucher nicht kann. Aber das hat nicht das Geringste mit Kunst zu tun. Ich war klug genug, das einzusehen, und hab mich auf etwas gestürzt, was zu mir passt.«
    Milo ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Liegt hierin irgendeine künstlerische Befriedigung?«
    »Keine Spur«, sagte Kipper. »Aber ich mache ein Vermögen und fröne meinen Phantasien sonntags – in meinem Atelier zu Hause. Die meiste Zeit kommen meine Sachen aus dem Ton-Stadium gar nicht raus. Sie zu zerschlagen kann ziemlich befreiend sein.«
    Sein Gesicht blieb faltenlos, aber seine Farbe war dunkler geworden.
    Milo fragte: »Was hat Ihre Exfrau davon gehalten, dass Sie den Beruf gewechselt haben?«
    »Das ist Jahre her. Wie kann das für Sie von Interesse sein?«, erwiderte Kipper.
    »In diesem Stadium ist alles

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