Blutnächte - 2
ihren Unterleib, jedes Mal, wenn das Abbild des Blonden wieder vor ihrem inneren Auge auftauchte.
Sie schüttelte sich.
Während sie eilig in ihre Unterwäsche und den Overall zu schlüpfen begann, blickte sie sich erneut um. Ihr wurde immer unbehaglicher in dieser Umgebung. Ihre Gedanken spielten verrückt. Sie malte sich die merkwürdigsten Dinge aus. Womöglich war sie am Ende von einem Perversen entführt und eingesperrt worden. Und nun beobachtete er sie heimlich und labte sich an ihrer Verwirrung.
Sie musste diesen Ort verlassen. Sofort!
Ihre Jacke fehlte, was sie jedoch mit einem Schulterzucken hinnahm. Für eine Suche nach dem Kleidungsstück blieb ihr keine Zeit.
Überraschenderweise fand sie keinerlei verschlossene Türen. Dabei hatte sie mit einer wesentlich schwierigeren Flucht gerechnet. Als sie schließlich vor dem Haus auf dem Bürgersteig stand, verharrte sie. Das Entkommen schien so einfach. Würde sie den Vampir-Club ebenso leicht wieder betreten können?
Sie drehte sich um und wollte die Türklinke hinunterdrücken. Doch diese gab sich hart und unnachgiebig und ließ sich keinen Millimeter bewegen. Nun, da Isabella hinausgetreten war, blieb ihr der Weg zurück versperrt.
~~~
Pascals Körper vibrierte. Er spürte, wie sich ein immer intensiver werdendes Hämmern durch seinen Brustkorb zog. Es lähmte ihn auf unerklärliche Weise. Und als er schon glaubte, es könnte gar nicht mehr schlimmer kommen, krümmte er sich vor Schmerz zusammen. Ein heftiger Krampf ergriff Besitz von ihm.
Der Morgen war angebrochen. Obwohl Pascal in seinem düsteren Versteck keinen Sonnenstrahl sehen konnte, wusste er es. Er erlebte den Anbruch des Tages wie nie zuvor. Denn für gewöhnlich befand er sich zu diesem Zeitpunkt längst in einem tiefen Schlaf. Nicht aber an diesem Morgen.
Das Verlassen Isabellas quälte ihn. Er fühlte ihre Angst und die aufkommende Panik, die sie nervös nach ihren Sachen greifen ließ. Sie konnte den Club gar nicht schnell genug wieder verlassen. Als die Tür schließlich hinter ihr ins Schloss fiel, sank Pascal in sich zusammen. Die Anspannung verflog jäh. Zurück blieb der Geschmack einer unerklärlichen Macht.
Pascal blieb eine Weile still liegen und starrte in die Dunkelheit. Er hatte auf sein Versteck in einer kleinen Kammer, direkt neben dem Schlafzimmer, zurückgreifen müssen. Ein unbequemer Ort mit nicht viel mehr Mobiliar als einem Bett und einem winzigen Schrank.
Viel lieber wäre er allerdings auf der anderen Seite der Tür gewesen, um Isabella am Gehen zu hindern. Wie hatte er nur so verrückt sein können und hoffen, sie würde freiwillig bleiben und auf ihn warten? Er verstand sich selbst nicht. Seine Gefühle. Vor allem aber diese merkwürdigen Körperreaktionen seit dem Sex mit Isabella. Etwas Ähnliches hatte er bei keiner Frau zuvor verspürt.
War es das, was Andrew so verändert hatte?
Er musste sich ganz einfach dagegen wehren. Verflucht sollte er für seine Schwäche sein!
Er war ein mächtiger Vampir, der alles haben konnte, was er nur wollte. Diese Frau – Isabella – spielte keine Rolle. Sie war nur eine ganz gewöhnliche Frau. Nichts Besonderes. Das sagte Pascal sich immer und immer wieder, bis er schließlich doch noch seinen tiefen, todesgleichen Schlaf fand.
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Verwirrt stolperte Isabella durch die Straßen. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was vor ihrem Aufenthalt in dem Vampir-Club geschehen war. Es schien in so weiter Ferne zu liegen, dass sie es kaum greifen konnte.
Louisa. Hatte die Freundin sie nicht davor gewarnt, dorthin zu gehen?
Isabella fragte sich, wie spät es eigentlich war. Sie hatte für diesen Tag gewiss schon eine oder mehrere Vorlesungen verpasst. Louisa würde sich vermutlich Sorgen machen.
Vor der Tür einer Apotheke entdeckte sie eine digitale Uhrzeitangabe. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie schwer der Kopf auf ihren Schultern lastete. Alles dröhnte und rauschte. Sie fühlte sich sogar ein wenig benommen. Dennoch registrierte sie die Uhrzeit: 8.35 Uhr. Überraschend früh, wie sie sich selbst eingestand. Dann ging sie weiter, ohne in der Apotheke nach einem Medikament zu fragen. Was hätte sie auch verlangen sollen? Ein Anti-Vampir-Serum? Man hätte sie ausgelacht. Ganz sicher.
Wenige Augenblicke später erreichte Isabella ihre Wohnung. Automatisch fischte sie ein Werbeprospekt aus dem Briefkastenschlitz und klemmte es sich unter den Arm. In ihrer Handtasche wühlte sie nach dem Schlüssel. Ein kurzer
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