Blutnächte - 2
Begehren – das alles hatte er zuvor gekannt. Aber niemals diesen schmerzlichen Drang, einer menschlichen Frau einfach nur nahe zu sein.
Wieder dieses Stechen in seiner Brust! Es schleuderte ihn in die Realität zurück. Mit ihm geschah etwas Seltsames, das nicht allein auf Isabellas Anblick zurückzuführen war. Pascal spürte eine eindeutige Veränderung in sich. Plötzlich wurden seine Glieder schwächer. Halb betäubt taumelte er zurück, bis er schließlich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Dagegen gelehnt verharrte er. Ihm wurde schummerig. Ein Gefühl, das er in seinem Vampirdasein längst vergessen hatte.
Sein Blick ruhte nach wie vor auf Isabellas makellosen Rundungen. Die Konturen verschwammen nun jedoch vor seinen Augen. Diese Frau raubte ihm nicht nur den Verstand, sondern auch die Kraft.
Aber vermutlich hatte er es nicht anders verdient, gestand er sich ein. Er hätte sie in ihrem Zustand nicht anrühren dürfen. Andrew würde ein derartiges Verhalten niemals tolerieren – sollte er je davon erfahren.
Flucht
Isabella erwachte am Morgen aus einem tiefen Schlaf. Nur langsam wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst. Der Raum, in dem sie sich befand, war groß und wirkte trotz der Tageszeit düster. Schwach verirrten sich Sonnenstrahlen durch eine Lücke zwischen den geschlossenen, schweren Vorhängen ins Zimmer.
Isabella blinzelte. So viele Eindrücke wüteten auf einen Schlag in ihrem Kopf und verursachten ein gewaltiges Gefühlschaos. Sie konnte das alles nur schwerlich verarbeiten. Sie erinnerte sich an die Gefangennahme und die grobe Behandlung durch diesen niederträchtigen Vampir. Ihre Rettung. Und dann … Ihr wurde heiß, als sie an die darauffolgenden Ereignisse dachte. Ein leichtes Pulsieren in ihrem Schoß sprach von Lust und Verlangen. Ihr attraktiver Retter mit den eisblauen Augen und dem langen blonden Haar tauchte wie eine Illusion vor ihr auf. Seine Küsse schienen noch immer wie Feuer auf ihrer Haut zu brennen.
Die Heftigkeit ihrer Empfindungen ließ sie erschauern. Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, durch die Haare. Ihr eigener – sonderbar veränderter – Schweißgeruch brannte in ihrer Nase. Hatte sie das, was sie glaubte, tatsächlich erlebt? Oder war sie einfach mit Drogen gefügig gemacht worden? Die vergangene Nacht wirkte verwirrend und realitätsfern.
Doch dann kam ihr ein Gedanke. Mit den Fingerspitzen tastete sie über ihren Hals. In ihrer Erinnerung hatten die Vampire sie gebissen. Es mussten Spuren zurückgeblieben sein. Kleine Male, verursacht von den spitzen Zähnen der dunklen Wesen. Wenigstens ein Kratzer müsste erkennbar sein.
Aber da war nichts! Sie konnte nicht einmal die Winzigkeit einer Verletzung ertasten.
Als sie aufstand und sich in den ausgenommen großzügigen Räumlichkeiten umsah, konnte sie auch keinen Spiegel finden, der Gewissheit über ihre äußerliche Unversehrtheit gegeben hätte.
Welch ein merkwürdiger Ort!
Und so ruhig – stellte sie in diesem Moment fest. Mitten im Raum blieb sie stehen und lauschte. Ganz schwach drangen Geräusche von draußen hinein. Vorübergehende Menschen und Autos auf der Straße. Doch im Haus selbst herrschte Totenstille.
Isabella beschlich eine düstere Ahnung. Sie schritt abermals durch die Räume und suchte nach einem Lebenszeichen, gleich welcher Art. Sogar unter dem Bett sah sie nach.
Nichts.
Wo hielten sie sich auf? Wo versteckten sie sich und ihre Särge?
Schlagartig wurde ihr mulmig zumute. Sie spürte die Kälte der Angst und zog fröstelnd die Schulterblätter zusammen. Erst da fiel ihr auf, dass sie die ganze Zeit über nackt gewesen war.
Einzig ein goldenes Armband trug sie an ihrem linken Handgelenk. Ein Kleinod, das sie von Geburt an besaß. Ein Geschenk ihrer Eltern. Das einzige. Sie wusste nichts von diesen Menschen, die sie damals allein gelassen hatten.
Sieben grüne Steine waren in die goldenen Glieder des Armbandes eingearbeitet. Aufgrund ihrer Form nannte Isabella sie stets „Katzenaugen“. Und in diesem Moment erschien es ihr tatsächlich, als würden die Steine sie anstarren. Erschrocken verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken.
Was genau war eigentlich in der vergangenen Nacht geschehen? Ihre Kleidung fand sie ordentlich auf einem Stuhl neben dem Bett zusammengelegt. Ein Detail, das sie nicht gerade beruhigte.
So sehr sie sich auch bemühte, ihre Erinnerungen waren kaum mehr als Schemen und verzerrte Bilder. Nur ein schwacher Lustfunken schlich durch
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