Blutnächte - 2
Schreck durchfuhr ihre Glieder, als sie ihn nicht auf Anhieb fand. Doch schließlich stießen ihre Finger gegen das erlösende Metall. Sie schloss auf, stieg die wenigen Treppenstufen empor und öffnete die Tür zu ihrer Wohnung. Im Flur wäre sie beinahe zusammengebrochen. Taumelnd, mit der Wand als Stütze, erreichte sie ihr Wohnzimmer und ließ sich der Länge nach auf das Sofa fallen.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Die Bilder in ihrem Kopf würden sie noch in den Wahnsinn treiben. Immer wieder schob sich dieser blonde Verführer in ihre Gedanken. Sie wusste nicht, wie sie eigentlich in seine Arme geraten war. Doch sie spürte, wie sehr sie seine Berührungen genossen hatte. So sehr, dass sie am liebsten an gar nichts anderes mehr denken wollte.
Wie primitiv du bist, schimpfte sie sich selbst!
Und doch seufzte sie und schlang die Arme energisch um eines der Sofakissen, als sie nun so da lag und vor sich hin schlummerte.
Gegen Mittag wurde sie von einem permanenten Klingeln, begleitet von stürmischem Klopfen an ihrer Tür, in die Realität zurückgeschleudert.
„Isabella! Mach doch endlich auf! Ich weiß, dass du da drin bist! Man hat dich reingehen sehen!“
Louisa?
Isabella kämpfte sich vom Sofa hoch. Für einen grauenhaften Moment glaubte sie, ihr Kopf würde nun endgültig zerspringen. Dann stand sie auf den Füßen. Blinzelnd betrachtete sie ihr Umfeld.
„Isabella!“
Das Klingeln stach wie ein Messer auf ihren Schädel ein.
„Verdammt noch mal“, fluchte sie. „Ich komme ja schon!“
Sie stolperte zur Tür. Dabei knickte sie um und schimpfte nur noch mehr vor sich hin. Ihre Füße steckten nach wie vor in den hochhackigen Schuhen, die sie nun wütend in die Ecke schleuderte. Endlich erreichte sie die Klinke und drückte sie hinunter. Sogleich wurde die Tür von außen mit einem derartigen Ruck aufgerissen, dass es Isabella beinahe erneut umhaute. Sie sprang zurück und starrte Louisa mit weit aufgerissenen Augen an.
„Bist du verrückt geworden?!“
Louisa legte den Kopf schief und betrachtete ihre Freundin abschätzend. „Das fragst du mich? Was ist eigentlich los mit dir?“
„Was soll schon mit mir los sein? Gar nichts.“ Isabella wandte sich ab. Sie verspürte auf einmal den Drang, sich ablenken zu müssen. Sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Nur reden wollte sie nicht. Daher marschierte sie schnurstracks in die Küche. Sie räumte einige Geschirrstücke aus vollkommen undurchsichtigen Gründen von einem Fleck zum anderen.
Louisa war ihr währenddessen gefolgt, lehnte nun im Türrahmen und beobachtete Isabella. Diese griff nun nach der Kaffeekanne und füllte sie mit Wasser.
„Möchtest du auch?“, fragte sie, ohne aufzusehen. „Ich könnte jetzt einen vertragen.“
„Isa“, ihre Freundin seufzte, „ich sag’s dir nicht gerne, aber du siehst schrecklich aus. Was ist passiert?“
Anstatt endlich von dem Club und den Vampiren zu erzählen, wich Isabella jedoch erneut aus. „Ich weiß nicht, was du meinst. Ich war auf einer Feier. Ist spät geworden. Und ich hab bis eben geschlafen.“ Sie nahm einen Kaffeefilter aus einer Halterung an der Wand. „Auf dem Sofa.“
„Auf dem Sofa? In den Klamotten?“
„Ja.“
„Und die Nacht davor?“
Isabella nahm eine Metalldose von ihrem Küchenregal und schaufelte daraus das Kaffeepulver in die Maschine.
„Da haben wir doch gelernt“, gab sie tonlos zur Antwort.
„Nein.“ Louisa schüttelte den Kopf. „Das war vor zwei Nächten.“
Mit einem Mal wurde es Isabella schwindelig. Die Metalldose wäre ihr beinahe aus den Händen geglitten und zu Boden gefallen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie suchte an der Kante der Arbeitsfläche nach einem Halt, da sie fürchtete, ohnmächtig zu werden.
„Vor zwei Nächten?“
Im nächsten Moment war Louisa an ihrer Seite. Vorsichtig streckte sie eine Hand nach der Freundin aus.
„Alice hat mir ziemlich wirres Zeug erzählt. – Von dem Club, in dem sie dich angeblich gesehen hat. Sie meinte, die Leute da würden dich umbringen. Aber sie sagte auch, dass wir nicht zur Polizei gehen dürften, weil diese Leute uns dann ebenfalls umbringen würden.“ Louisa wirkte verzweifelt. „Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Ich wäre heute Nacht selbst in den Club gegangen, wenn ich dich nicht gefunden hätte.“
Viel länger konnte Isabella nicht an sich halten. Sie fiel ihrer Freundin einfach in die Arme.
„Tut mir leid“, nuschelte sie.
~~~
Isabella konnte sich ihr
Weitere Kostenlose Bücher