Blutnächte - 2
Schreckensherrschaft auf ewig besiegeln.
Mit dieser Vorstellung verließ er den offenen, belebten Bereich des Clubs. Er durchwanderte die Flure, bis er jenen erreichte, in dem sich die geheime Treppe nach unten befand. Dort blieb er stehen und sandte einen stummen Befehl aus.
Als sich ein schwarzes Loch in die blutrot durchwirkte Wand grub, regte sich Isabella schwach in Pierres Armen. Sie hob den Kopf. Ein Murmeln kam über ihre Lippen. Unverständliche Worte.
Pierre wollte sie nicht weiter beachten, spürte jedoch augenblicklich einen Stich in seiner Herzgegend. Er straffte den Körper, ignorierte die weich gewordenen Knie. Seine Miene verfinsterte sich. Eine weitere Machtquelle verwirrte ihn. Doch woher rührte sie? Er konnte sie nicht ausmachen, ebenso wenig wie die fremde Anwesenheit, die ihn in dieser Nacht bereits zweimal heimgesucht hatte.
Illusionen, redete er sich ein. Vermutlich Begleiterscheinungen, ausgelöst durch seine neuen Kräfte, die er erst noch kennenlernen musste.
Er betrat die oberste Treppenstufe und schloss hinter sich sogleich den Durchgang zum Flur. Dann stieg er langsam hinunter. Vorsichtig und stets darauf bedacht, dass ihm seine Beine am Ende nicht doch den Dienst versagten.
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An den Wänden der alten Ritualstätte waren viele Ketten befestigt. Zu früheren Zeiten hatten die Vampire ihre Opfer dort oft nächtelang gefangen gehalten. Nun setzte Pierre die bewusstlose Isabella in einer der Ecken ab. Er hob ihre Arme über den Kopf, um die Handgelenke in die eisernen Fesseln zu schieben. Ihr Oberkörper drehte sich zur Seite, so dass eine Gesichtshälfte an der feuchten und modrigen Wand ruhte.
Pierre richtete sich wieder auf. Schmunzelnd betrachtete er seine Sklavin. Dann wandte er sich zu dem Altar um, auf dem Pascal nach wie vor lag. Seine Wunden heilten nicht mehr selbsttätig. Spuren von angetrocknetem Blut zeichneten sich auf seiner Haut ab.
Pascal leiden zu sehen, bereitete Pierre einen unermesslichen Genuss. Er konnte den Blick gar nicht mehr von dem festgebundenen, zitternden Leib abwenden, der halb nackt, halb von Stofffetzen bedeckt auf dem Altar lag.
Chantal saß neben dem Gefangenen. Sie reckte den Kopf. Lediglich mit den Zähnen berührte sie seinen Leib. Die bohrte sie dafür umso heftiger in das bleiche Fleisch seiner Schulter. Nur ein winziger Tropfen Blut entwischte ihr beim Trinken, den sie sogleich mit der Zunge auffing. Angewidert blickte sie zu Pierre hinüber.
„Er schmeckt ausgelutscht“, stellte sie ohne Umschweife fest. „Warum töten wir ihn nicht?“
„Nein.“ Pierre beobachtete sie ungerührt.
„Wir könnten ihn einfach draußen auf den Hof werfen und die Sonne den Rest erledigen lassen.“ Chantal wollte in ein hysterisches Lachen ausbrechen, aber Pierre griff schnell nach ihrem Handgelenk und zog sie grob auf die Beine. Fort von Pascal.
„Nein“, flüsterte er drohend an ihrem Ohr. „Ich möchte ihn erst noch leiden sehen. Er soll in dem Wissen sterben, dass Isabella zu einer von uns geworden ist.“
„Du willst sie wirklich …?“ Weiter kam Chantal nicht, denn genau in diesem Augenblick erwachte Isabella.
Unter Stöhnen und Keuchen reckte sie den Oberkörper auf. Sie hustete. Der Geschmack des dreckigen Kerkers musste ihr auf der Zunge liegen, denn sie wollte spucken.
Pierre schickte einen knappen Befehl durch die Dunkelheit. Schon flammten ringsum an den Wänden Kerzenleuchter auf und spendeten Licht. Isabella zuckte zurück. Ihre Augenlider flatterten. Was sie als nächstes erkannte, waren die Umrisse zweier Gestalten.
Geschmeidig trat Pierre an ihre Seite und beugte sich zu ihr hinunter. Er umschloss ihre Hände mit seinen eigenen und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Ihr Erschaudern ging als angenehmes Kribbeln auf ihn über. Die Situation erregte ihn. Ein Ziehen schlich sich in seine Leistengegend. Gleichzeitig spürte er die Eifersucht Chantals. Ihre Emotionen schäumten beinahe über. Sie wollte die Finger ausstrecken. Ihre Klauen in seinen Rücken schlagen. Doch sie schnaufte nur verhalten und beobachtete das Geschehen weiterhin.
Pierre richtete sich auf. Er streichelte über Isabellas Haar. Kraulte ihren Nacken. Dann presste er seinen Unterleib gegen ihre Stirnseite und ließ sie spüren, wie erregt er war.
Isabella schüttelte sich. Vor Entsetzen erschauderte sie ein ums andere Mal, bis der Vampir endlich von ihr abließ und sie mit dem Rücken gegen die widerwärtig dreckige Wand prallte. Ein ersticktes Wimmern
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