Blutnächte - 2
Blonde!“, rief sie ihnen hinterher.
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Isabella spürte einen brennenden Schmerz an ihrem linken Handgelenk. Zunächst dachte sie, es läge an den Ketten. Sie zerrte daran, versuchte den eisernen Griff etwas zu lockern. Es bereitete ihr Qualen, die Arme zu verdrehen. Sie verbog sich sogar das Kreuz bei ihren Bemühungen. Aber nichts konnte ihr eine Erleichterung verschaffen. Aus dem Augenwinkel erkannte sie schließlich ein seltsames Glühen. Sie drehte den Kopf ein Stück und sah hinauf. Die grünen Katzenaugen ihres Armbandes leuchteten, als wären sie lebendig geworden.
Halluzinierte sie womöglich?
Sie kniff die Augen zusammen und wartete einen Moment ab. In ihrem Brustkorb verspürte sie ein leichtes Vibrieren. Ihre Schwäche presste ihr den Atem aus den Lungen.
Als sie ein zweites Mal aufsah, schien sich ihre Vermutung einer Halluzination zu bestätigen. Das Armband lag wie ein gewöhnliches Schmuckstück um ihr Handgelenk. Lediglich der Schein einer Kerze spiegelte sich in dem Gold. Es ließ einen winzigen Funken darauf tanzen und erweckte den Eindruck, sie verhöhnen zu wollen.
Im Hintergrund nahm sie ein angriffslustiges Fauchen wahr. Eine Frauenstimme keifte kurz auf, aber Isabella konnte die Worte nicht verstehen. Sie war nicht einmal in der Verfassung, das volle Ausmaß ihrer Lage einzuschätzen.
Schnaufend lehnte sie den Hinterkopf gegen die Wand. Erschöpft blieb sie in ihren Ketten hängen. Sie musste einen kläglichen Anblick bieten.
Vor sich erkannte sie plötzlich zwei Gestalten in langen, dunklen Roben. Sie standen rechts und links von einem Steingebilde, das allem Anschein nach den Mittelpunkt des Raumes bilden sollte. Die beiden waren groß und breitschultrig. Isabella konnte allerdings nur einen Hauch der tatsächlichen Konturen ihrer Körper erkennen. Sie waren mit etwas beschäftigt.
Spannten sie Seile über das Steingebilde?
Es kümmerte Isabella nicht weiter. Sie fühlte sich viel zu schwach, um genauer hinzusehen. Das Bild verschwamm vor ihren Augen, und sie wollte am liebsten schlafen. Einfach nur schlafen.
Die beiden Vampire lösten Pascals Fesseln eine nach der anderen, was kein leichtes Unterfangen war. Pierre und Chantal hatten ihr Opfer derart festgezurrt, dass die rauen Stricke seine Glieder abschnürten. Nachdem sie von ihm fielen, offenbarten sie blau angelaufene Stellen und blutige Striemen. Das hatten die Vampire bei einem ihrer Art noch nicht gesehen. Pascal musste kurz vor dem Ende seines Daseins stehen.
Sein halbnackter Körper war übel zugerichtet. Die blonden langen Haare hingen klebrig vor Blut über die Kante des Altars hinunter. Und jedes Mal, wenn sich sein Brustkorb hob und wieder senkte, löste dies ein grauenhaft rasselndes Geräusch aus.
Das alles berührte die beiden Vampire jedoch wenig. Sie erfüllten nur die Aufgaben, die Pierre ihnen zugewiesen hatte. Nachdem die Fesseln vollständig gelöst waren, fassten sie Pascal an Hand- und Fußgelenken und hievten ihn von dem Altar hinunter. Grob verbrachten sie ihn in die Ecke des Raumes – dorthin, wo bereits eine Frau in Ketten gefangen lag.
Als die Vampire Pascal neben ihr zu Boden ließen, keuchte die Sterbliche auf. Sie fuhr hoch und wollte auf die Beine. Wie wild zerrte sie an ihren Ketten. Dadurch fügte sie sich jedoch nur selbst Schmerzen zu.
„Pascal“, stammelte sie. Ihre Augen weiteten sich ungläubig.
Die Vampire schlossen seine Ketten. Das Gewicht des Eisens drückte auf ihn. Dann verschwanden die finsteren Gestalten.
Isabella rutschte so weit in Pascals Richtung, wie es ihr möglich war. Ihre Hände reckten sich zu ihm hinüber, als hoffte sie noch immer, aus den Fesseln schlüpfen zu können. Sie wollte ihren Liebsten berühren. Die Arme um seinen geschundenen Leib schließen und ihm zuflüstern, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
Dass Pascal sich in diesem Moment zu regen begann, kam ihr unwirklich vor. Während sie sich fragte, wie dies in seinem Zustand möglich sein konnte, wandte er sich ihr tatsächlich zu.
„Du hättest in deiner Wohnung bleiben sollen. So, wie ich es dir gesagt hatte.“
Fassungslos schnappte Isabella nach Luft. Da hing er mehr tot als lebendig an die Wand gekettet und hatte nichts Besseres zu tun, als ihr einen Rüffel zu erteilen.
„Ich kann für mich selbst entscheiden“, gab sie barsch zur Antwort. „Sieh dich doch nur an. Du hast meine Unterstützung dringend nötig.“
„Deine Unterstützung …“ Er schüttelte nur den Kopf. „Du
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