Blutnächte - 2
Augenwinkel. Er hielt etwas in der Hand. Eine Art Stiel, lang und schwarz.
Schon griff Chantal danach. Ein paar geflochtene Tauenden fielen Pascal ins Gesicht. Beinahe liebevoll streichelte die Vampirin damit über seine Wangen. Dann zwirbelte sie die Riemen auf, um Pascal zu präsentieren, was sie da in den Händen hielt.
Eine Neunschwänzige Katze.
Augenblicklich wollte Pascal gar nichts mehr sehen müssen. Er schimpfte sich einen Narr – dafür, dass er lustvolle Stunden mit Isabella verbracht hatte, anstatt sich zu nähren und sich um die Verhältnisse im Club zu kümmern. Doch er wusste auch, dass er es ganz genauso wieder tun würde. Gleichgültig, welche Pein nun auf ihn wartete.
In den Fängen der Dunkelheit
Innerlich fühlte sich der Düstere so unglaublich zerrissen, dass er mehrere Stunden ziellos durch Brüssel irrte. Hinzu kam die Wunde an seiner Schulter, die sich erneut bemerkbar machte. Ein deutliches Pochen ging davon aus. Ehe er sich in die Lüfte erheben und nach Andrew suchen konnte, musste er sich nähren. Er wusste, dass er andernfalls keine Chance haben würde, auch nur einen Kilometer weit zu kommen.
Da kamen ihm zwei Männer gerade recht. Betrunken stolperten sie aus der Tür einer Bar hinaus auf den Bürgersteig. Sie stanken nach einem übermäßigen Konsum von Gueuze, dem säuerlichen Bier der Brüsseler. Es widerte den Düsteren an, von ihnen zu trinken. Ihr Blut stieß ihm bereits im Vorfeld auf. Doch er war schlichtweg zu bequem, um nach anderen Opfern Ausschau zu halten. Ihm lief die Zeit davon. Die Nacht würde nicht ewig andauern.
Der Düstere trat in den Schein einer Straßenlaterne. Seine Gestalt ragte bedrohlich auf und warf einen ungewöhnlich langen Schatten. Er strahlte Furcht aus, wirkte aber gleichzeitig anziehend. Die Betrunkenen mussten ganz einfach beeindruckt inne halten. Schwankend standen sie vor ihm. Sie betrachteten ihn eingehend, rieben sich die Augen, um noch genauer sehen zu können. Was für eine merkwürdige Erscheinung der Nacht!
„Wohin des Weges, meine Herren?“ Der Düstere regte sich. Er schlenderte auf seine auserkorenen Opfer zu.
„Nach Hausssss …“, säuselte einer der Männer. Dabei lehnte er sich vor. Er drohte das Gleichgewicht zu verlieren, grabschte wild nach dem Hemdkragen seines Kumpels und hielt sich an ihm fest. Der hatte alle Mühe, sich selbst und den anderen auf den Beinen zu halten. Er trug einen grauen Hut, der nun zu Boden fiel und einen kahl geschorenen Kopf offenbarte. Das Licht der Straßenlaterne zeichnete einen fettigen Glanz auf die freigelegte Hautpartie.
Der Düstere rümpfte die Nase. Da hatte er sich zwei hübsche Exemplare der Menschheit als Nahrung erwählt! Kein Vergleich zu den wollüstigen Frauen, derer er sich sonst mit Vorliebe bediente. Aber er unterdrückte jeglichen aufkommenden Ekel.
„Ist es nicht noch viel zu früh, um jetzt schon nach Hause zu gehen? Die Nacht ist herrlich jung.“
Der Glatzköpfige stieß seinen Kumpel in die Seite. „Hab ich’s nicht gesagt, Jorsch? Viel zu früh, um schon nach Hause zu gehen. Lass uns noch mal rein und einen heben. Unser neuer Freund hier kommt auch mit.“ Er stierte den Düsteren durch seine glasigen Augen an. „Sie kommen doch?“
„Einen heben?“
„Ssssaufen … meinnnn … er“, nuschelte der andere.
„Ah, etwas trinken.“ Der Düstere mimte den Gebildeten. Er nickte. „Ich verspüre da tatsächlich ein wenig Durst.“
„Worauf wadden wir dann nochhh?“
Bei dem Versuch, sich umzuwenden und einen Schritt zu gehen, rempelten die beiden Männer sich gegenseitig an. Sie scherzten albern herum, woraufhin der Düstere mit einem finsteren Schmunzeln einstimmte. Schneller, als selbst ein nüchterner Mensch reagieren konnte, hatten sich die Schwingen der Nacht über ihnen zusammengeschlossen. Der Vampir versetzte die beiden in einen apathischen Zustand. Sie sahen zwar, was mit ihnen geschah, begriffen es jedoch nicht. Die Zähne des Düsteren schoben sich in ihr Fleisch. Gierig trank er in großen Schlucken von ihrem Blut und ignorierte dabei den bitteren Geschmack, den der Alkohol bewirkte.
Als der Glatzköpfige immer schwächer wurde und schon beinahe in sich zusammensackte, ließ der Düstere von ihm ab. Sein Kumpel Jorsch hatte dem Vorgang die ganze Zeit über fassungslos zugeschaut. Ungläubig weiteten sich seine Augen.
„Was bischt duuu?“ Schwankend hielt er dem Blick des Vampirs stand.
„Ich bin euer neuer Freund“, gab der zur
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