Blutnächte - 2
Antwort. „Hast du das etwa schon vergessen? Wir wollten einen heben, hast du gesagt.“
„Jaaa …“ Der Mann schielte plötzlich wie irr. „Einen heben …“
Von ihm nahm der Düstere weitaus weniger Blut. Bereits nach dem ersten Schluck drohte der Mensch ohnmächtig zu werden. Was für ein Schwächling! Mit einem schmatzenden Geräusch löste sich der Vampir von ihm. Seine Zunge fuhr über die Lippen, saugte die letzten Blutreste fort. Er unterdrückte ein Schütteln aufgrund des widerwärtigen Geschmacks.
„Ihr habt zu viel getrunken. Deshalb liegt ihr hier vor der Bar. Ihr konntet einfach nicht mehr laufen“, redete er ihnen zu.
Er hatte die beiden Männer auf den Treppenstufen abgesetzt. Kopf an Kopf schnarchten sie dort friedlich vor sich hin. Der Düstere schenkte ihnen ein letztes grimmiges Lächeln. Schon schwang er sich auf. Seine Gestalt wurde nun noch viel schwärzer und schien mit der Nacht selbst zu verschmelzen, sich darin aufzulösen, und wie ein Nichts zu vergehen. Dann wurde die Luft jedoch von kräftigen Flügelschwingen durchbrochen. Er hatte sich in den Raubvogel zurückverwandelt. Ein schnelles Tier mit guten Instinkten. In dieser Form würde er durch Zeit und Raum fliegen und Andrew finden – wo auch immer er sich aufhielt.
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„Wie nett.“ Pierre lachte süffisant auf. „Hast du dich also doch entschieden, zu uns zu kommen? – Freiwillig?“
Isabella wand sich in seinem Griff. Sie wollte sich befreien, musste allerdings schnell einsehen, über welche Kräfte der Vampir verfügte. Seine Hände pressten sich heftig in ihre Seiten. Sie verursachten ein schmerzhaftes Stechen, das ihr den Atem stocken ließ. Wehrlos hielt sie still.
„Pascal wird dich dafür büßen lassen.“
„Pascal?“ Pierre lachte nur noch lauter. „Als ob mir diese minderwertige Kreatur von einem Vampir irgendetwas anhaben könnte.“ Er hauchte einen Kuss auf ihre Halsbeuge. „Du hast ja keine Ahnung, in welcher Lage er gerade steckt.“
Isabella wurde von einem Schaudern ergriffen. „In welcher Lage sollte er schon stecken? Er wird dich vernichten. Das weiß ich“, gab sie selbstsicher preis.
Pierre knabberte an ihr. Seine Zähne übten gerade so viel Druck auf ihre Haut aus, dass diese sich rötete. Es trat jedoch kein Tropfen Blut hervor. Er genoss dieses Spiel und neckte sie immer wieder, bis sie halb wahnsinnig um sich zu schlagen versuchte.
„Du hast wirklich keine Ahnung“, stellte er fest. „Dein ach so geliebter Pascal wird weder dich, noch sich selbst retten können.“
Isabella wollte ihm nicht glauben. Sie schüttelte den Kopf, drückte abermals die Arme gegen seinen Oberkörper, um ihn nur weit genug von sich zu schieben. Aber seine Umklammerung war eisern. Er schnürte ihr die Luft ab, bis sie kläglich gegen seine Brust sank.
„Pascal wird mich retten“, flüsterte sie schwach.
„Hör auf zu träumen, Schätzchen.“ Pierre streichelte über ihr Haar. Er wiegte sie wie ein Kleinkind in den Armen. Ihre Glieder fühlten sich immer schlaffer an.
„Er kann dich nicht mehr retten.“
„Du lügst.“
„Nein. Und das weißt du.“
Er küsste sie auf den Oberkopf, und sie seufzte auf, als würde sie Gefallen daran finden. Allerdings war es nur das Zeichen dafür, dass sie aufgab. Ihr Bewusstsein schwand dahin.
„Du machst es dir nur unnötig schwer“, sagte Pierre mit gedämpfter Stimme. „Komm auf meine Seite. Es würde dir sicher gefallen.“
Er spielte mit dem Gedanken, ihren Körper besitzen zu können. Sie war so anders als Chantal. Viel weicher und anschmiegsamer. Katzengleich. Ganz so, wie eine wahrhafte Vampirin sein sollte. Von Chantal hingegen fühlte er sich allmählich gelangweilt.
„Ich werde dir die Dunkelheit zeigen.“
In diesem Moment kippte ihr Kopf zurück. Ohnmächtig lehnte sie an ihm. Hätte er sie nicht weiterhin gehalten, wäre sie zu Boden gegangen. Er hob sie auf seine Arme und trug sie aus dem Pulk der Vampire heraus. Das Paar hinter ihnen auf dem Tisch lebte noch immer die wildesten Sex-Praktiken aus. Die Frau stöhnte mittlerweile so laut, dass sie beinahe die dröhnenden Musikklänge übertönte. In Pierres Züge schlich sich ein Grinsen angesichts dieser ungewöhnlichen Geräuschkulisse. So sollte es im Club immer zugehen. Wie lange hatte er sich nach Verhältnissen wie diesen gesehnt, in denen alle Vampire ihre Triebe ausleben konnten – und bald würde er auch hinter das Geheimnis des goldenen Dolches kommen und seine blutige
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