Blutnebel
nicht verstanden.« Ramsey musterte ihn angewidert.
»Ich kann beweisen, dass es jemanden gab, vor dem sie Angst hatte. Sie hat den Vorfall mit dem Spanner am Fenster bei der Polizei angezeigt.« Sein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Davon muss doch etwas in den Akten stehen, oder?«
Ramsey hielt mühelos mit Matthews Schritt, als sie sich auf den Weg zu ihren Autos machten. »Powell hatte recht. Sanders ist ein verfluchter Lügner.«
»Nur weil er in Bezug darauf gelogen hat, dass er keinen Kontakt mehr zu ihr hatte, heißt das nicht, dass er in Bezug auf alles gelogen hat.« Der TBI-Mann warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Das lässt sich leicht abklären. Wenn sie Anzeige erstattet hat, steht es in den Akten.«
»Das beweist aber rein gar nichts«, erwiderte sie, obwohl sie bereits fieberhaft über sämtliche möglichen Konsequenzen nachdachte. Sie hatten Cassie Frosts Leben in Kordoba gründlich unter die Lupe genommen. Und nachdem sie sie nach Memphis zurückverfolgt hatten, hatte Matthews dort ebenso systematisch recherchiert.
Aber hatten sie etwas Wichtiges übersehen, da sie mit den Orten, wo Cassie dazwischen gelebt hatte, nicht ganz so gründlich gewesen waren?
»Ich sage Powell Bescheid, dass ich mit Ihnen hierbleibe«, erklärte sie. »Wenn wir Sanders morgen noch einmal aufsuchen, können wir ihn vielleicht dazu überreden, uns zum Zeichen seines guten Willens freiwillig einen Blick auf seine Finanzen werfen zu lassen.«
»Es steht eher zu befürchten, dass er sich einen Anwalt besorgt, wenn wir ihn zu hart in die Mangel nehmen«, warnte Matthews.
»Möglich. Was es umso wichtiger macht, noch vorher Informationen aus ihm rauszuholen. Vielleicht ist er entgegenkommender, wenn er glaubt, dass wir sonst Sarah über sein anhaltendes Interesse an Cassie informieren …« Sie mussten jetzt behutsam vorgehen, denn Matthews hatte recht – heute hatten sie Sanders an seine Grenzen gebracht.
»Ich fahre zurück zum Motel.« Matthews blieb neben seinem Auto stehen, einem schwarzen, viertürigen Crown Vic. »Wenn es den Bericht gibt, können wir uns jederzeit per Fax eine Kopie kommen lassen.«
»Mal sehen, was Powell zu berichten hat. Wenn wir hier fertig sind, würde ich auf dem Rückweg nach Buffalo Springs gern einen Abstecher nach Lisbon machen.«
»Ehrlich?« Matthew blickte auf einmal wesentlich fröhlicher drein. Offenbar hatte er befürchtet, dass man ihm diese Aufgabe auch noch aufhalsen würde.
»Ja, ich würde gern ein bisschen nachbohren.« Den Kontoauszügen der Toten konnte sie bestimmt deren alten Arbeitgeber, ihren Vermieter, ja sogar ihren Friseur und ihr Nagelstudio entnehmen.
»Ist mir recht. Dann bis später.«
Ramsey stieg in ihren Ford und winkte Matthews geistesabwesend zu. Sie war sich zu achtundneunzig Prozent sicher, dass Sanders sie in die Irre schickte. Er sammelte nicht gerade Pluspunkte für Aufrichtigkeit.
Sie steckte den Schlüssel in die Zündung und ließ den Motor an, fest entschlossen, nichts zu übersehen, was sie auf die Spur des Mörders bringen könnte, ganz egal, wie klein die Chance auch sein mochte. Grimmig blickte sie in den Rückspiegel und verließ den Parkplatz.
Cassie Frost war von den Menschen im Stich gelassen worden, die sie angeblich am meisten geliebt hatten. Ramsey fand, sie war ihr etwas schuldig.
Die Sonne stand fast senkrecht, als Dev erneut bei Rose Thorntons Haus eintraf. Er holte die benötigten Gerätschaften aus dem Kofferraum und stapfte mit einem Gefühl von Déjà-vu am Anwesen der alten Dame vorbei auf den Wald zu.
Dabei behielt er die ganze Zeit ihre Haustür im Blick. Manche Jugenderlebnisse hätte er zwar gern wiederholt, doch sich Schrotkugeln aus dem Hinterteil entfernen zu lassen gehörte definitiv nicht dazu.
Dass er so spät dran war, lag daran, dass er in der Nacht zuvor so wenig Schlaf bekommen hatte. Dev stand normalerweise zeitig auf, doch nachdem er Ramsey ins Motel zurückgebracht hatte, hatte er eine Zeit lang wach gelegen und sich gefragt, ob er irgendetwas anders hätte machen sollen.
Die Antwort darauf war unklar ausgefallen, und so war er ab dem Zeitpunkt, als die Vögel zu zwitschern begannen, in einen unruhigen Schlaf gesunken und folglich schlecht gelaunt und irgendwie neben sich wieder aufgewacht.
Nichts wirkte so zuverlässig gegen schlechte Laune wie Arbeit.
Und so verbrachte er zwei Stunden damit, die Kontrollgeräte aufzustellen und seine neuen Messungen mit den Ergebnissen vom
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