Blutnebel
ordentlich eingetütet und etikettiert dort hingen. Diejenigen mit der unverkennbaren bläulichen Tönung würden garantiert zu denen passen, die der Deputy von Phyllis Trammel zurückbrachte.
Damit blieben die von der Perücke übrig, von deren bloßer Erwähnung sich Miss Trammel bereits schwer beleidigt gefühlt hatte. Falls man der Frau Glauben schenken konnte, so besaß sie keine Perücke.
Ich brauche keine falschen Haare, herzlichen Dank! Ich habe jede Menge eigene, und ich verbitte mir, dass Sie etwas anderes behaupten!
Ramsey starrte blind die Tafel an und tippte immer wieder mit ihrem zugeklappten Handy gegen die Handfläche. Und dann war da noch der distinguiert aussehende Gentleman, der Cassie Frost in einem Restaurant in Lisbon um ein Date gebeten hatte.
Ramsey fragte sich, ob distinguiert aussehend vielleicht ein anderer Ausdruck für »grauhaarig« war.
Als sie Reifen auf dem Kies knirschen hörte, trat sie ans Fenster und fühlte, wie Freude in ihr aufwallte, als sie Dev hinterm Steuer sitzen sah. Und obwohl ihr altbekannter Abwehrmechanismus durchaus präsent war, ging er nicht so schnell in Position wie gewohnt. Auch die inneren Alarmglocken gellten nicht, als sie die Tür aufriss und hinausging. Bei ihrem Anblick blieb Dev wie angewurzelt stehen und lächelte lässig, breit und hinreißend. Das weibliche Herz hinter ihrer Polizistenfassade geriet ins Stolpern.
»Willst du jetzt mit deinem albernen Grinsen da stehen bleiben, oder gehen wir nach nebenan?« Ihre Stimme war ein bisschen zu atemlos, um völlig gelassen zu klingen.
»Ich wäre dafür, dass wir nach nebenan gehen.« Er stürzte förmlich auf sie zu, als sie das Büro abschloss und die Tür zu ihrem Bungalow öffnete. Sie ertappte sich dabei, dass sie sein Lächeln erwiderte, während sie die Tür hinter ihm ins Schloss warf. Spürte, wie ihr Lächeln breiter wurde, als er sie um die Taille fasste und in seine Arme zog.
Er sah ihr mit lüsternem Blick in die Augen. »Du siehst zum Anbeißen aus.«
»Dann stehst du offensichtlich auf den blauen Einheitslook.«
»Ich steh auf dich.«
Zu einer Erwiderung kam sie nicht mehr, da sein Mund, dieser schlaue, berauschende Mund, schon auf ihrem war und eine Reaktion von ihr erwartete, ja forderte. Und zum ersten Mal in ihrem Leben reagierte Ramsey frei, ohne einen Gedanken an Abwehr oder Verteidigung zu verschwenden.
Sein Geschmack durchdrang ihren Körper, und überall schossen Flipperkugeln der Lust zwischen den Nervenenden hin und her. Verlangen war überall, ein Verlangen, das auch sie empfand, obwohl sie ihn vor nicht einmal achtundvierzig Stunden gehabt hatte. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie mit einer zielstrebigen Intensität, die umso mächtiger war, als sie sich ausschließlich auf sie konzentrierte. Und als die prickelnde chemische Reaktion ihrer Nerven ebenso leicht auf Touren kam, als hätte man ein brennendes Streichholz an eine Benzinleitung gehalten, war auch das vertraut. Sie begann zu akzeptieren, dass es eben so zwischen ihnen sein würde. Zumindest während der Zeit, die sie zusammen verbringen konnten.
»Du hast mir gefehlt«, flüsterte er dicht an ihrem Mund.
Sie umfasste einen Moment lang seine Hände mit ihren. Genoss die Wärme von Fleisch auf Fleisch. »Du hast mich doch erst neulich gesehen.«
»Du bist eine gefährliche Frau, Ramsey Clark.« Seine Lippen waren weich, doch seine Augen glühten. »Du hast so eine Art, einem Mann unter die Haut zu gehen.«
»Klingt schmerzhaft«, sagte sie leichthin.
»Ich hab mir schon gedacht, dass du es so beschreiben würdest, aber ich empfinde es ganz anders.«
Sie traute seiner Miene nicht. Selbstzufrieden und extrem männlich. »Wie würdest du es denn beschreiben?«
»Obwohl du wahrscheinlich anderer Meinung bist, haben wir eine Liebesaffäre.« Ihr Gesichtsausdruck musste ihre Verblüffung perfekt wiedergegeben haben, denn auf einmal war sein freches Grinsen wieder da. Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ob es dir passt oder nicht, es wird dir schwerfallen, das zu bestreiten. Aber ich freue mich trotzdem schon darauf, wenn du es versuchst.«
19. Kapitel
Da Ramsey mit offenem Mund vor ihm stand, schob ihr Dev einen Finger unters Kinn und klappte ihren Kiefer wieder hoch.
Logischerweise schlug sie ihm die Hände weg. »Sex«, krächzte sie.
Er warf einen vielsagenden Blick auf das Bett. »Okay.«
»Nein, ich meine, wir haben Sex. Hatten«, korrigierte sie sich.
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