Blutnebel
Lokalgeschichte aufbringen.« Frustriert duckte sich Ramsey in Devs Auto und schlug die Tür hinter sich zu.
Er ließ den Motor an. »Kein Glück gehabt?«
»Na ja, Molitor wusste natürlich, dass auf dem einen Fenster Kiefernzapfen abgebildet sind. Aber er dachte anscheinend, dass die Pflanze ein allgemeines Symbol für neues Leben sei. Die Wiedergeburt.« Was, bei genauerer Betrachtung, in einem verdrehten Gehirn, das Frauen vergewaltigte, tötete und ins nächstbeste Gewässer warf, durchaus eine neue Bedeutung annehmen konnte.
Sie zwang sich, ruhig nachzudenken. Es gab noch keinen greifbaren Zusammenhang zwischen dem Mord an Cassie Frost und dem Mord bei Washington, D. C. Doch wenn Detective Hopwoods Beweismittel noch intakt waren, bekam sie vielleicht durch das Haar, das er an dem Seil gefunden hatte, eine neue Spur.
Da fiel ihr plötzlich etwas ein. »Wasser.«
»Hast du Durst?«
Sie schüttelte den Kopf. »In einer Kirche, meine ich. Wasser hat doch auch eine Symbolik, nicht wahr? Taufe. Reinigung von Sünden oder was weiß ich.«
»In den meisten Kirchen gibt es irgendeine Art von Taufe.« Er klang nachdenklich. »Ich schätze, Reinigung trifft es ganz gut. Hat Molitor dir die Liste schon gegeben?«
»Ja, aber er schien ein bisschen von diesem Höllenhund abgelenkt zu sein, mit dem er Schach spielt.«
»Der hat übrigens auch einen Namen. Reverend Jay Biggers von der Southern Baptist Church hier in Buffalo Springs.«
»Kam mir nicht besonders durchgeistigt vor.« Ihrer Beobachtung nach war er genau der Schummler, als den ihn Molitor bezeichnet hatte. Während der jüngere Geistliche in seiner Schreibtischschublade nach Papier und Stift kramte, um die Liste für Ramsey zusammenzustellen, hatte Biggers klammheimlich seine Dame verschoben. Ramsey hatte ihm den gleichen Blick zugeworfen, den sie stets bei widerspenstigen Verdächtigen einsetzte, bis er die Figur wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückgestellt hatte.
»Also, wenn du Fotos von den Fenstern gemacht hast, würde ich lieber ins Hotel zurückfahren. Dann kann ich sie ausdrucken und gleich meinem Experten im Labor geben.«
»Ich habe Fotos. Die Kamera liegt auf dem Rücksitz.« Er bog an der nächsten Straße links ab und fuhr in Richtung Motel. »Aber wenn du sie haben willst, musst du dafür löhnen.«
»Ich kaufe doch schon den Wein. Was willst du denn noch?« Sie drehte sich auf dem Sitz um und versuchte, nach der Kamera zu greifen. Als sie nicht drankam, öffnete sie den Sicherheitsgurt und hängte sich halb über die Rückbank, um es erneut zu probieren.
»Tja, das ist immerhin schon mal ein Anfang.«
Als sie seine Hand auf ihrem Hintern spürte, schlug sie sie beiseite. Sie schnappte sich die Kamera, setzte sich wieder hin und warf ihm einen Blick aus schmalen Augen zu. »So kann man auch seine Hand verlieren.«
»Süße, das wäre es vielleicht sogar wert.«
Sein lässiger Humor ließ sie trotz allem schmunzeln, doch dann fiel ihr etwas ein. »Mein Gott, ich hab total vergessen, dir etwas zu erzählen.« Sofort packte sie das schlechte Gewissen. »Ich war heute Morgen bei Expolizeichef Kenner.«
Wenn sie ihn nicht so genau beobachtet hätte, hätte sie vielleicht nicht bemerkt, wie sich sein ganzer Körper auf einmal verspannte, als wappnete er sich für einen Schlag. »Was hat er gesagt?«
»Er wollte nicht viel sagen. Scheint ein diskreter Mensch zu sein. Aber er hat angedeutet, dass sich das Rätsel darum, wo dein Vater damals vor dem Mord getrunken hat, durch ein Gespräch mit deiner Mutter lösen ließe. Es klang, als hätte er Einzelheiten aus dem Polizeibericht herausgelassen, von denen er fand, dass sie mit den Geschehnissen in der betreffenden Nacht nichts zu tun hatten, um gewisse Peinlichkeiten zu vermeiden.«
Der Muskel in seinem Kinn zuckte. »Tja, wir Südstaatler sind ein höfliches Völkchen.«
Das Bedauern bildete Krallen aus und setzte sich in ihr fest. »Es tut mir wirklich leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe.«
Er bog in den Motelparkplatz ein und hielt vor dem Bungalow, in dem das provisorische TBI-Büro untergebracht war. »Das muss dir nicht leidtun. Es wird ohnehin eine Weile dauern, bis ich entschieden habe, wie dringend ich diese Einzelheiten wissen will.« Sein Lächeln war ohne jeden Humor. »Du bist nicht die Einzige, die ihre Gründe hat, den Kontakt zu ihrer Familie zu verweigern.«
Ramsey hämmerte gegen die Tür des verschlossenen Labors. Jonesy machte auf, blockierte
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