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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Stufe herunter und wurde stahlhart. »Ich arbeite beim Ermittlungsteam des TBI.« Sie nannte keine Einzelheiten, doch sie wusste, dass das nicht nötig war. Jeder in der Gegend hatte von dem jüngst auf öffentlichem Grund gefundenen Mordopfer gehört. »Ich bin sicher, Ihre Behörde will uns in jeder Hinsicht unterstützen.«
    »Aber …«
    »Und zwar so schnell es geht«, fügte sie entschlossen hinzu.
    Und so stand sie fünfzehn Minuten später auf dem Gehsteig und betrachtete erneut die Buntglasfenster der Kirche. Diesmal mit einem verfrüht kahl gewordenen jungen Mann an ihrer Seite, der auf den Namen Lonny Beaumont hörte.
    »Hmm«, brummte er nachdenklich.
    Ramsey trat mit kaum verhohlener Ungeduld von einem Fuß auf den anderen. »Kennen Sie die Pflanze nun oder nicht?«
    »Hmm«, wiederholte er. »Wissen Sie, es ist seltsam. Da kommt man Tag für Tag an einem Gebäude vorbei und sieht es doch nie richtig, wissen Sie, was ich meine?« Er kratzte sich den fast kahlen Schädel und geriet erneut ins Grübeln. »Das da drüben sind natürlich Kiefernzapfen.«
    »Ja. Da bin ich selbst schon drauf gekommen.«
    Offenbar war ihm jegliche Ironie fremd, denn ihre Bemerkung segelte unkommentiert über seinen Kopf hinweg, der mit seinem schütteren Bewuchs eindeutig zu klein für seinen langen, schlaksigen Körper war. Er wiegte sich auf den Fersen vor und zurück und zupfte an seiner Unterlippe, während er das Fenster mit der Pflanze beäugte.
    »Können Sie eine fundierte Vermutung darüber abgeben, was für eine Pflanze das ist?«
    »Tja-a-a.« Er zog das Wort derart in die Länge, dass Ramsey ihm am liebsten in den Mund gefasst und den Rest des Satzes herausgezogen hätte. »Könnte ich. Das Problem ist nur, dass es wirklich bloß eine Vermutung wäre. Tucker ist eher der Gartenbauexperte. Ich meine Tucker Green, und der ist heute den ganzen Tag außer Haus.« Er schwieg und neigte den Kopf zur Seite, um das Fenster aus einem anderen Winkel zu studieren. »Vielleicht kann ich ihn morgen mitbringen, damit er seine Meinung dazu sagt.«
    »Warten Sie.« Sie ging zum Auto und holte die Ausdrucke der Fotos, die Dev bereits von dem Fenster gemacht hatte. Indem sie die Tür heftig zuknallte, reagierte sie ein bisschen von ihrer Frustration ab, ehe sie zu ihm zurückkehrte und ihm die Blätter hinhielt. »Hier sind ein paar Bilder. Vielleicht könnten Sie ihm die zeigen, dann kann er ein wenig recherchieren.« Sie zog eine Visitenkarte heraus und reichte ihm auch die. »Tucker soll mich morgen anrufen, wenn er einen Blick auf die Bilder geworfen hat.«
    Lonny nahm die Karte und studierte sie. »Die Arbeit türmt sich extrem, wenn wir außer Haus sind.« Er sah erneut auf. »Ich kann nicht versprechen, dass er …« Ein Blick auf ihre unerbittliche Miene ließ ihn schlucken. »Ich sage Tuck, dass es dringend ist.«
    »Sie sagen Tuck, dass es dringend ist«, wiederholte sie. »Und sagen Sie ihm, er soll sich lieber bei mir melden, ehe ich mich auf den Weg zu ihm mache.« Fast tat ihr ihre letzte Äußerung leid, als Lonnys Augen sich weiteten und er den Blick auf die Ausbuchtung in ihrer Jacke richtete.
    Erneut schluckte er schwer. »Das tu ich, Ma’am. Oder …« Er sah auf die Karte. »Ms Clark?«
    Bildete sie sich das nur ein, oder war mittlerweile jeder jünger als sie? Jünger und viel zu leicht eingeschüchtert. Mit einem unhörbaren Seufzen gab sie nach und gönnte ihm ein ehrliches, wenn auch nur mattes Lächeln. »Ich wäre Ihnen dankbar. Und danke, dass Sie sich nach Büroschluss noch Zeit für mich genommen haben.«
    Lonny wurde ein bisschen lockerer. Er wandte sich um, um noch einmal die Kirche zu betrachten, als stünde die Antwort auf Ramseys Fragen dort geschrieben. »War kein Problem. Die United Methodist liegt direkt auf meinem Nachhauseweg. Ich bin in einem Haus drüben an der Grant aufgewachsen, drei Blocks südlich von hier. Vielleicht sind Sie schon daran vorbeigekommen. Ein graues Haus mit pinkfarbenen Fensterläden. Zu den Läden gibt’s eine witzige Geschichte. Wissen Sie, eigentlich hätten sie rotbraun werden sollen, doch der Mann im Farbengeschäft …«
    Ramsey ging auf ihren Ford zu. Lonny schien nicht zu bemerken, dass er allein war, denn sie hörte ihn immer noch reden, als sie einstieg und den Schlüssel in die Zündung steckte. Es war schwer abzuschätzen, wie weit er mit seiner Geschichte kommen würde, bis ihm auffiel, dass ihn sein Publikum verlassen hatte.
    Mit leisen

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