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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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noch darum kümmern?«
    Sie drehte den Kopf zur Seite und sah, dass Dev nah genug war, um das Display lesen zu können. Seine Miene war neutral. Nichts verriet, was er über eine Frau dachte, die lieber hinter Mordverdächtigen herjagte, als mit ihrer eigenen Familie zu tun zu haben.
    Doch er hatte ja selbst Erfahrung auf diesem Gebiet. Er wäre der Letzte, der ihr jetzt mit irgendwelchen Plattitüden kommen würde.
    Wie zur Antwort begann das Handy erneut zu klingeln, und sie begriff, dass sie diesen Moment so lange aufgeschoben hatte, wie es nur ging. Sie klappte es auf und meldete sich barsch. »Was willst du?«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, ehe schließlich die altbekannte Stimme ertönte. »Soso. Hat Miss Eingebildet sich endlich dazu herabgelassen, meinen Anruf entgegenzunehmen. Vermutlich soll ich noch dankbar dafür sein.«
    »Ich hab keine Zeit für so was, Luverne. Sag, was du zu sagen hast, und lass es uns hinter uns bringen.« Als wären die Nachrichten, die er hinterlassen hatte, nicht schon genug gewesen. Nach den ersten beiden hatte sie die restlichen gar nicht mehr angehört. Sie wusste genau, was ihr Bruder war. Hatte es schon immer gewusst.
    »Hab ich dich bei irgendwas gestört? Hoffentlich hast du’s brutal in den Arsch gekriegt, du miese Fotze.«
    »Deine brüderliche Zuneigung ist mal wieder überwältigend. Du hast zehn Sekunden. Was willst du?«
    Erneutes Schweigen. Sie hörte ihn tief Luft holen, als ränge er um seine Selbstbeherrschung. »Du hast mich um ein schönes kleines Geschäft mit dem Makler gebracht. Dafür musst du bezahlen.«
    »Ich muss doch so oder so bezahlen«, erwiderte sie trocken. Wie sie da in fast völliger Finsternis auf der Bettkante saß, mit kerzengeradem Rücken und verhärtetem Herzen, war das Gefühl von Déjà-vu beinahe übermächtig. Es überzog sie mit einer dicken Schicht Hoffnungslosigkeit.
    Sie schüttelte es ab. »Das ist mein Haus. Ich habe es für Hilda gekauft. Wenn sie nicht dort wohnen will, sondern es der Einkünfte wegen lieber vermietet, tja, dann muss ich das wohl durchgehen lassen.« Sie hatte das Gefühl, das erstaunte ihn, als hätten sich die beiden eingebildet, sie wüsste nicht, wozu sie die Immobilie nutzten. »Aber mein Name steht immer noch im Grundbuch. Wie zum Teufel bist du auf die Idee gekommen, du kämst damit durch, es zu verscherbeln?«
    »Hätte fast geklappt, wenn dieser bescheuerte Makler nicht so blöd gewesen wäre, dich anzurufen, nachdem ich ihn schon weichgeklopft hatte.«
    »Ja, du bist wirklich clever. Ein Diebstahl dieser Größenordnung gilt als schwere Straftat. Ein intelligenter Schachzug für jemanden, der erst kürzlich aus dem Gefängnis gekommen ist. Wann? Vor einundzwanzig Monaten?«
    »Hätt ich ja nicht machen müssen, wenn du mir Knete gegeben hättest, als ich dich darum gebeten hab. Du bist ein geiziges Miststück. Du willst, dass deine eigene Familie vor dir auf den Knien rumrutscht und bettelt.«
    »Ich habe dir Geld gegeben«, entgegnete sie, obwohl es nichts nutzte. Luverne erinnerte sich – genau wie ihre Mutter und ihre Schwester – ausschließlich an das, was ihm gerade in den Kram passte. »Ich hab’s satt, immer wieder Dollars in das ewig gleiche Rattenloch zu werfen. Ich hab dir letztes Mal gesagt, dass du nichts mehr kriegst, also hast du getreu deinem Charakter beschlossen, es stattdessen zu stehlen. Das war’s mit meinem Glauben an die Resozialisierungskraft von Gefängnissen.«
    »Oh, ich glaub schon, dass du mir noch was gibst.«
    Sein Tonfall war verschlagen und selbstgefällig. Das Gefühl eines Déjà-vu kehrte zurück. Diesmal stärker.
    »Ich schlucke das nicht einfach so. Du wirst mir jeden Monat Geld geben. Und zwar genau so viel, wie ich sage. Sonst muss ich mal ein kleines Gespräch mit Reggie Masterson führen.«
    Der Name traf sie wie ein Faustschlag in die Magengrube. Ärgerlich. Masterson und seine Kumpane waren eigentlich Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die sie längst begraben hatte.
    Eine Vergangenheit, die die lästige Angewohnheit hatte, sich in unpassenden Momenten zurückzumelden und zu beweisen, dass sie immer noch eine gewisse Macht besaß.
    »Er vertritt hier bei uns das Gesetz, weißt du? Ist Sheriff, genau wie früher sein Daddy. Ist das nicht ein netter Arschtritt?«
    Sie musste warten, bis in ihrer Kehle wieder genug Platz war, um die Worte herauszupressen. »Deine zehn Sekunden sind vorüber.«
    »Warte!« Ein bedrohlicher Unterton hatte sich in

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