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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Luvernes Stimme eingeschlichen. »Willst du wissen, was ich ihm sagen werde? Ich spaziere schnurstracks in sein Büro und knalle ihm einen Zettel mit deiner Adresse und Telefonnummer auf den Tisch.«
    Sie konnte nicht verhehlen, dass sie bei diesen Worten nach Luft schnappen musste. Und natürlich hatte Luverne das registriert.
    »Genau. Ich hab gehört, dass er immer noch sauer ist, weil du ihm mit der Paintgun in die Eier geschossen hast. Und dann hast du ihm noch Ärger bei seinem Daddy gemacht, weil du den Bullen was vorgeheult hast. Na ja, die Leute hier reden schon noch manchmal darüber. Wie du die Jungs mit dem Angebot in den Wald gelockt hast, für sie die Beine breit zu machen, und dann stinksauer geworden bist, als sie nicht dafür bezahlen wollten.«
    Eine gespenstische Ruhe bemächtigte sich ihrer. »Behaupten sie das?«
    »Die meisten schon. Natürlich gab’s auch noch eine andere Version, die sich rumgesprochen hat, als Everett Grout bei der Wahl zum Sheriff gegen ihn angetreten ist. Reggie hat trotzdem gewonnen, aber er war stinksauer, dass es verbreitet worden ist. Ich hab gehört, dass er einen gewaltigen Brass auf dich hat. Angeblich hast du ihn ja eins seiner Eier gekostet …«
    Die tiefe Genugtuung, die diese Worte bei ihr auslösten, hatte im Lauf der Jahre nicht nachgelassen. »Wenn du selbst zwei davon hättest, könntest du ihm ja vielleicht eins ausleihen.«
    Luvernes Tonfall wurde hässlich, als er die Beherrschung verlor. »Jetzt hör mir mal gut zu, du vorlaute Hure. Du glaubst, du bist jetzt wer? Du bist noch dieselbe kleine Schlampe, die du hier unten gewesen bist und die für jeden, der dafür blecht, mit dem Hintern wackelt. Du bist nichts .«
    »Oh doch, ich bin etwas«, protestierte sie gelassen. Mittlerweile empfand sie nichts mehr, war von jeglichen Gefühlen abgeschottet. Vielleicht würde sie nie wieder irgendetwas fühlen. Es wäre so viel einfacher. »Ich bin die mit dem Geld, schon vergessen? Und du kriegst trotzdem keinen Cent.«
    Die Beschimpfungen, die er ihr an den Kopf warf, prallten wirkungslos an ihr ab. Sie hatte schon Schlimmeres gehört. Auch von ihm. »Bildest du dir etwa ein, ich mache Witze?« Seine Stimme zitterte vor Wut. »Ich mach das. Aber vielleicht komm ich dich zuerst mal selbst besuchen. Und prügle dir ein bisschen Respekt in den Leib. Den Rest überlass ich dann Reggie.«
    »Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich deinen Bewährungshelfer kenne. Bestimmt würde ihm der Makler gern erzählen, wie du versucht hast, mich um mein Eigentum zu bringen. Und wenn du mit Reggie sprichst, vergiss nicht, ihm und seinen Freunden zu erzählen, dass ich heutzutage keine Äste und Paintguns mehr benutze, um mich zu verteidigen. Ich benutze Kugeln. Und ich bin eine verdammt gute Schützin. Das ist ja vielleicht auch für dich ganz interessant.«
    Sie beendete das Gespräch, doch dann schien alle Kraft aus ihr herauszuströmen. Sie saß da und wusste, dass sie sich bewegen musste, doch sie konnte nicht. Als könnten Worte ihr die dringend benötigte Energie verschaffen, sagte sie: »Ich muss zurück ins Motel.«
    Anstelle einer Antwort nahm Dev ihr nur das Mobiltelefon ab, das sie nach wie vor in der Hand hielt, und legte es auf den Nachttisch. Mit einem Arm um ihre Taille zog er sie wieder ins Bett und schmiegte sich an sie. »Das glaube ich nicht.«
    Sie wollte sich wehren, doch sie war zu schwach. Also blieb sie liegen. Lauschte dem ruhigen, regelmäßigen Geräusch seines Herzschlags und wartete darauf, dass ihre Knie wieder stabil genug waren, um sie aufrecht zu halten.
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Brauchst du auch nicht.«
    Hieß das, dass er sie nicht bedrängen würde oder dass er genug von dem Gespräch mitbekommen hatte, um sich selbst einen Reim darauf zu machen? Egal, dachte sie matt. Es spielte alles keine Rolle mehr, seit sie Cripolo, Mississippi, verlassen hatte. Vielleicht hatte die Zeit sie gelehrt, dass sie die Vergangenheit nicht mit der Präzision eines Gefühlschirurgen herausschneiden konnte, doch sie war vorbei. Dafür war sie dankbar.
    Aus Minuten wurde eine Stunde. Wach lagen sie nebeneinander, reglos bis auf die Hand, mit der ihr Dev sanft den Rücken streichelte. Schlaf war ebenso ausgeschlossen, wie die Kraft aufzubringen, zum Motel zurückzufahren.
    »Vielleicht solltest du den Bewährungshelfer deines Bruders so oder so anrufen. Könnte dir einiges an Kopfschmerzen ersparen«, sagte er leise.
    Sie schüttelte kaum merklich

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