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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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fertige Profil noch einmal durch und fragte sich, ob sie damit ein zu großes Wagnis einging. Doch sie kam nicht über die Frage hinaus, welche Rolle Gelbwurz in Ashtons Religion gespielt hatte. Und das machte ihr Angst.
    Es war ihre Aufgabe, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Sie sorgfältig gegeneinander abzuwägen und dabei objektiv zu bleiben. Der größte Fehler, den ein Ermittler machen konnte, war, sich von einem Verstand blenden zu lassen, der seine Schlüsse bereits gezogen hatte.
    Und es gab immer noch eine Menge ungelöster Fragen.
    Sanders glaubte offenbar, dass Cassie Frost »unwürdig« war, nachdem er seiner früheren Verlobten deren Schwester vorgezogen hatte. Ganz zu schweigen von dem Motiv, das ihre Lebensversicherung ihm lieferte. Doch in welcher möglichen Verbindung stand er zu dem gestörten Täter, der das Verbrechen verübt hatte? Demjenigen mit einem Berührungspunkt nach Spring County? Matthews hatte keine gefunden. Rollins auch nicht. Und Sanders würde ungestraft ausgehen, wenn sie die Verknüpfung nicht fanden.
    Sie sah auf die Uhr, als ihr Mobiltelefon klingelte, und stellte verblüfft fest, dass es bereits halb neun war. Solange sie noch an dem Profil gearbeitet hatte, hatte sie kaum einen Gedanken an Essen verschwendet, doch jetzt war sie am Verhungern. Hoffentlich kam der Anruf von Dev mit Ideen fürs Abendessen.
    Doch am anderen Ende war nicht Dev, sondern Rollins.
    »Ich hab’s gefunden, Ramsey. Verdammt noch mal, ich kann es immer noch nicht glauben.« Sein Tonfall war eine Mischung aus Erregung und Fassungslosigkeit. »Ich hab mich nach dem Essen noch mal an Kendra Mays Ahnenforschungssoftware gesetzt, und da war es dann, groß und fett.«
    Vor Spannung setzte sie sich kerzengerade auf. »Du hast Sanders’ Verbindung zu jemandem in Buffalo Springs gefunden?«
    »Es ist nur ein loser Zusammenhang.« Er klang, als versuchte er seine eigene Begeisterung zu dämpfen. »Ganz lose. Ein Cousin dritten oder vierten Grades – damit hab ich mich noch nie richtig ausgekannt. Aber eine Verwandtschaft besteht zweifellos.«
    »Wer ist es?«
    »Du wirst es nicht glauben. Würde ich selbst nicht, wenn ich nicht hier sitzen und es mit eigenen Augen auf dem Bildschirm sehen würde.« Gerade als sie ihm die Frage noch mal in die Ohren brüllen wollte, holte Mark Atem. »Quinn Sanders ist ein entfernter Verwandter von Reverend Jay Biggers.«
    Vor Verblüffung brauchte sie einen Augenblick, um die Neuigkeit zu verdauen. Der übellaunige Pfarrer, der eine so niedrige Meinung von Dev hatte? Ihr Blick fiel noch einmal auf ihr Profil. Denn das riss das erste Loch in ihre Schlussfolgerungen. Sie konnte Biggers’ Alter zwar nicht schätzen, doch er war garantiert älter als fünfundfünfzig.
    »Mist. Ich habe heute damit begonnen, mit allen Pfarrern in der Stadt zu sprechen, aber den hab ich mir bis zum Schluss aufgespart, weil ich ihn ja schon mal gesehen habe.«
    »Mach dir keinen Kopf.« Mark klang angeekelt. »Ich kenne den Mann praktisch, seit ich denken kann, und mich hat es auch komplett umgehauen. Ich fahre gleich zu ihm raus und stelle ihn zur Rede. Du willst sicher mitkommen.«
    Ramsey war bereits vom Stuhl aufgestanden. »Allerdings.«
    Es war bereits vollständig dunkel geworden, als sie eine altbekannte Straße am Ortsrand entlangfuhren. »Ich glaube, wir sollten es zuerst ganz locker angehen.« Rollins warf ihr einen Blick zu. »Er ist schon in guten Zeiten nicht gerade der Freundlichste, und ich würde gern versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er die Beziehung zu Sanders selbst zugibt.«
    »Ich halte mich an deine Vorgaben.« Zumindest anfangs. Doch falls Biggers sich widerspenstig zeigen sollte, war sie gerne bereit, ihm Daumenschrauben anzulegen.
    »Ich habe Powell auf dem Weg hierher angerufen. Er war ziemlich begeistert von der Entdeckung. Morgen früh kommt er zurück.«
    »Dann hoffen wir mal, dass wir bis dahin etwas für ihn haben.« Sie sah aus dem Fenster. »Wo wohnt er denn hier draußen?«
    »Gleich hinter dem nächsten Hügel. Er ist aus der Stadt rausgezogen, nachdem ihn seine Frau verlassen hat. Irgendwie seltsam für einen Pastor, wenn man sich’s überlegt«, sagte Mark nachdenklich. »Die meisten wohnen gleich neben ihrer Kirche, damit sie für ihre Gemeinde leichter zu finden sind.« Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Ich hoffe jedenfalls, dass wir ihn zu Hause antreffen. Es wäre mir ein Graus, wenn ich ihn aus irgendeiner Kirchenveranstaltung rauszerren

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