Blutnebel
wieder in die Höhe. Schwankend stand sie da, während er fortfuhr: »Es ist der Wille des Herrn, der hier geschieht. Meine menschlichen Neigungen können seinem Plan für dich nicht im Weg stehen.«
Er stieß sie mit dem Kopf voran gegen einen dicken Baumstamm, ehe er in seinem Rucksack wühlte. »Irgendwer hat das Ammoniak mitgenommen, das ich hier deponiert hatte, deshalb musst du noch eine Weile warten. Aber wenn ich mit frischem wiederkomme, sorge ich dafür, dass du in Fetzen zur Hölle fährst.«
»Gut zu wissen«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Wenn sie sie nicht fest aufeinanderbiss, klapperten sie, und sie würde ihm auf keinen Fall die Genugtuung gönnen, den akustischen Beweis ihrer Furcht zu vernehmen. »Ich hab’s gern, wenn ich meinen Abend planen kann.«
Er lachte kurz auf. »Immer einen schlauen Spruch auf den Lippen.« Sie spürte, wie er sich an den Fesseln an ihren Händen zu schaffen machte. »Vielleicht erledigt dich ja auch der rote Nebel, dann muss ich es nicht mehr machen. Quetscht dir das Leben aus dem Leib.« Er schlang einen weiteren Kabelbinder durch den um ihre Hände und knüpfte weitere daran, ehe sie um den Baum herumreichten. Dann zurrte er die Fesseln fest.
Sie spürte, wie er ihre Jackentasche durchsuchte und das Mobiltelefon herauszog. Auf ein Knirschen folgte ein Rascheln, aus dem sie schloss, dass er das Gerät zertreten und dann die Einzelteile weggekickt hatte.
»Ich bin bald wieder da. Nutz die Zeit, um deine Sünden zu bereuen, Ramsey. Denn nun kommt die Rache des Herrn.«
»Ich überlege mir lieber, wie ich dir die Eier abschneiden und dir den Mund damit stopfen kann.«
Erneut griff er ihr in die Haare und riss ihr brutal den Kopf nach hinten, ehe er ihn nach vorn gegen den Baumstamm knallte. Schmerz jagte durch ihren Schädel.
Und dann wurde alles schwarz.
»Willkommen zur Party.« Banty Whipple grinste Dev an, während er aus dem Fahrerhaus seines dicken, frisch polierten Pick-ups stieg. Er hielt einen kurzen Knüppel in der Hand, mit dessen einem Ende er leicht gegen seine Handfläche klopfte. »Wir veranstalten sie dir zu Ehren. Wäre doch ein Jammer, wenn du sie verpassen würdest, was, Jungs?«
Die drei Schlägertypen, die sich nun im Scheinwerferlicht zu Banty gesellten, grinsten von einem Ohr zum anderen.
»Er sieht aber nicht aus, als ob er in Partystimmung wäre.« Das kam von dem Typen, den Dev als Zach Harris identifizierte, da er aus einem knallroten Pick-up gestiegen war, genau demselben, den er auch gesehen hatte, nachdem der Ziegelstein bei ihm durchs Fenster geflogen war.
Er musterte sie alle in dem matten Licht. »Hey, Zach. Ist dir wohl langweilig geworden, anderen Leuten Ziegelsteine durchs Fenster zu werfen, was?« Sofort verschwand das Grinsen aus Zachs Gesicht. Einen der Kerle kannte Dev nicht. Wahrscheinlich ein Arbeitskollege von Banty. Der Vierte im Bunde war Arvin Tester aus dem Norden der Stadt. Ein primitiver Schläger.
»Das find ich aber unfair«, sagte Dev gelassen und ging im Geiste das Inventar in seinem Auto durch. Die tödlichste Waffe darin war eine Limoflasche aus Plastik. »Von meinen Freunden ist nämlich keiner eingeladen worden.«
Banty spuckte einen Klumpen Kautabak auf den Asphalt. »Ich hab’s dir schon mal erklärt: Du hast hier in der Gegend keine Freunde. Und ich wollte dir immer schon mal zeigen, was das für dich bedeutet …«
»Dann hast du offenbar viel an mich gedacht.« Dev wich in Richtung Straßenrand zurück und hielt Ausschau nach einem abgebrochenen Ast. »Ich kann nicht behaupten, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.«
»Typen wie du haben in Buffalo Springs nix verloren«, meldete sich Tester zu Wort. Seine Miene zeigte nichts als reine Bosheit. »Die dämlichen Cops kommen einfach nicht dahinter, dass immer dann Frauen sterben, wenn jemand von deiner Familie in der Nähe ist. Aber wir kennen dich, Stryker.«
Die vier kamen langsam näher. »Gut zu wissen. Spart mir ein Vermögen an Analytikerkosten.« Warum zum Teufel musste das County mittlerweile den Müll am Straßenrand aufsammeln lassen? Hier lag höchstens mal ein mittelgroßer Kieselstein herum.
Dev gab es auf, die Umgebung nach einer Waffe abzusuchen, und musterte Bantys Freunde. »Seid ihr gekommen, um das zu tun, was Banty selbst nicht schafft, oder wollt ihr euch nur den Spaß nicht entgehen lassen?« Die Männer warfen einander hastige Blicke zu, während Dev weitersprach. »Unser Banty ist nämlich schon immer ein
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